Hans-Jürgen Kasten und Inge Sobbe veranstalten eine kleine Feier in ihrer Küche, als es plötzlich laut knallt – „und das waren leider nicht die Sektkorken“, wie der 79-Jährige sagt. Ein Lkw-Fahrer war bei dem Versuch im kleinen Wendehammer, der an ihr Grundstück an der Borghagener Straße grenzt, in ihren Vorgarten gefahren. Dabei drückte der Lastwagen mit seinem Heck den Gitterzaun und die Hecke ein. Der laute Knall kam allerdings von einem Plastikkasten von RWE auf dem Fußweg, der seit dem Unfall nur noch Schrott ist.
Unter Schock gezittert
Anschließend rückten Polizei, Krankenwagen und auch die Feuerwehr aus. Laut Polizei habe aufgrund des zerstörten RWE-Kastens die Gefahr bestanden, dass Gas austritt und es zu einer „Explosion kommen könnte“. Das bestätigte sich nicht. Auch der Lkw-Fahrer blieb unverletzt und andere Verkehrsteilnehmer waren nicht beteiligt.
Trotzdem ging der Vorfall an Hans-Jürgen Kasten nicht spurlos vorbei. Als er geschockt aufsprang und vor die Tür trat, um zu schauen, was da vor seiner Haustür passiert war, habe er am ganzen Leib gezittert. Tage später schrecke er nun im Schlaf hoch, wenn er von dem Unfall träume.

Es ist aber nicht das erste Mal und auch kein Zufall, dass Lkw-Fahrer sich in den kleinen Wendehammer verirren. Ungefähr einmal in der Woche passiert das laut Hans-Jürgen Kasten. Er vermutet, dass die Fahrer der Lkw mit internationalen Kennzeichen die Borghagener Straße mit der mehr oder minder parallel verlaufenden Zufahrt für die Autobahn 2 verwechseln. Zwar warnt ein einzelnes Schild am Straßeneingang mit Symbolen und der Aufschrift „Keine Wendemöglichkeit“, doch der abgebildete Lastwagen ist halb mit Fußball-Stickern beklebt. Außerdem könne er sich vorstellen, dass nicht jedes Navigationssystem auf dem Schirm habe, dass die Straße nach dem Wendehammer nur für Fahrradfahrer passierbar ist.
Zweimal habe Inge Sobbe ihren Zaun bereits derart beschädigt vorgefunden, doch beide Male habe der Verursacher Fahrerflucht begangen. Den aktuellen Schaden an Zaun und Hecke habe sie schon ihrer Versicherung gemeldet.
Im Juni 2023, also vor gerade einmal knapp sechs Monaten, sei zuletzt ein Unfall passiert, als ein anderer Lkw-Fahrer versuchte, mit seinem Lastwagen in dem kleinen Wendehammer umzudrehen. „Damals landete er allerdings im Garten der Nachbarn“, sagt Hans-Jürgen Kasten: „Der Fahrer war unter Schock und hat gezittert.“
Auch der Wendehammer ist bereits von den vielen Drehversuchen gezeichnet. Die Bordsteine sind teilweise weggedrückt, das Gehwegpflaster eingefallen und auf dem Grünstreifen sind genauso wie auf dem Asphalt breite Reifenspuren zu sehen.
Hans-Jürgen Kasten täten die Fahrer vor allem leid, sie seien nicht alleine schuld.„Ich möchte so ein Vehikel nicht fahren“, sagt er: „Mir liegt vor allem am Herzen, dass hier niemand zu Schaden kommt. Weder Lkw-Fahrer, noch Anwohner oder Schulkinder.“
Lösung in Sicht?
Anfang Februar möchte der Rentner persönlich mit Bürgermeister Rajko Kravanja über die Situation an der Borghagener Straße sprechen. Ein Termin werde gerade koordiniert, so die Stadtverwaltung. Dann hofft Hans-Jürgen Kasten auf eine baldige Verbesserung. Denn er sagt: „Man kann das Problem mit ganz einfachen Mitteln lösen – wenn man denn will.“
Entweder müsse die Beschilderung am Anfang der Borghagener Straße deutlicher werden und jedem Lkw-Fahrer klarmachen, dass er hier nicht hereinfahren solle. Dafür würde auch eine leichte Verengung der einladend breiten Straße etwa durch Baumscheiben sorgen. Oder aber der Wendehammer müsse vergrößert werden, um auch Lastwagen eine Chance zum Drehen zu gehen. Sinnvoller und vor allem günstiger wäre aber wohl die erste Option.

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