Linke verkauft Sahra-Wagenknecht-Waffeln auf Adventsmarkt „Ich muss sie einfach bewundern“

Die Linke verkauft Sahra-Wagenknecht-Waffeln auf Adventsmarkt
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Schon zu „normalen“ Zeiten wäre das kleine Zelt der Partei „Die Linken“ auf dem Adventsmarkt auf Schwerin kurios gewesen. Aber angesichts des Chaos, das gerade in der Partei herrscht, wirkt „Sahras Waffelbude“ mindestens seltsam, wenn nicht provokant. An der Rückwand des Pavillons hing am Samstag obendrein noch ein Bild von Sahra Wagenknecht, die in den Augen vieler Schuld am Unglück der Linkspartei ist.

Die Fraktionsvorsitzende im Rat, Margita Gudjons, sieht das ganz anders. Die Aktion beim Adventsmarkt sei bewusste Provokation gewesen: „Wir wollten, dass die Leute ein bisschen nachdenken.“ Immer wieder habe sie Leute gehört, denen Name und Bild aufgefallen sind, aber mit den Linken am Stand darüber sprechen wollte keiner. Negativ auf die Waffelverkäufe ausgewirkt habe sich das Bekenntnis zu Sahra Wagenknecht aber nicht: „Das war wie in den vergangenen Jahren.“ Politische Auswahl hätten die Besucherinnen und Besucher gehabt, auch die CDU hat Waffeln verkauft, bei der SPD hätte es Bratwurst gegeben.

Margita Gudjons ist seit 2009 in der Linken. Sie und Uwe Biletzke sind die beiden Ratsmitglieder in Castrop-Rauxel.
Margita Gudjons ist seit 2009 in der Linken. Sie und Uwe Biletzke sind die beiden Ratsmitglieder in Castrop-Rauxel. © privat

Vor etwa einem Monat hat Sahra Wagenknecht verkündet, eine eigene Partei gründen zu wollen. Mit ihrer Entscheidung hat sie das Ende der Links-Fraktion im Bundestag eingeläutet und dem Rumoren um ihre Person nach vielen Jahren des Hin und Her die Krone aufgesetzt. Während der Ex-Fraktionsvorsitzende Dietmar Bartsch den Parteiaustritt von Wagenknecht und ihren Unterstützern als „unverantwortlich und inakzeptabel“ bezeichnet, ist Margita Gudjons deutlich versöhnlicher: „Bei uns ist das kein Streitpunkt in Castrop-Rauxel. Ich fand das eigentlich immer schon toll, dass es so viele unterschiedliche Strömungen gab.“

Wird „Die Linke“ in Castrop-Rauxel sich dem Bündnis Wagenknecht anschließen, wenn sich die Partei gegründet hat? „Das steht noch gar nicht fest, aber wir haben Sympathien für sie.“ Margita Gudjons erinnert sich begeistert an die Besuche von Sahra Wagenknecht im Wahlkampf: „Sie war damals in Recklinghausen. Sie ist eine ehrliche Haut, wirklich, sie ist mir lieb und teuer.“

Ein Wahlkampfplakat – ohne die Linke

Aus dieser Zeit stammt wohl auch das Bild, das in „Sahras Waffelbude“ hing. Ein altes Wahlplakat – man hat aber vorsorglich den Schriftzug „Die Linke“ abgeschnitten. Darauf angesprochen, lacht Margita Gudjons: „Wir hatten nichts anderes.“ Den Schriftzug dran zu lassen, hätte sich aber auch komisch angefühlt, gibt sie zu.

Dass die Linkspartei seit Jahren in einer Krise steckt, möchte Margita Gudjons nicht leugnen. Die Schuld sieht sie aber nicht bei Wagenknecht. „Wir haben alle Leute aufgenommen, die in die Partei wollten. Da gab es Leute, die die Partei unterwandert haben.“ Es seien Menschen, die nicht mit der Partei gewachsen seien, sich in Parlamente wählen ließen, nur um mit den Mandaten dann die Fraktion zu wechseln, so Gudjons. Sie ist 2009 der Partei Die Linken beigetreten.

Schlechte Stimmung bei Landesparteitag

Während man in Castrop-Rauxel seit dem Wagenknecht-Austritt näher zusammengerückt sei, habe sie beim vergangenen Landesparteitag eine ganz andere Stimmung gespürt: „Das ist sehr undemokratisch zugegangen. Man weiß genau, welche Stimmen man da nicht hören wollte.“ Auch wenn sie noch nicht weiß, ob sie einem Bündnis Wagenknecht beitreten würde, Margita Gudjons findet den Schritt der Politikerin richtig: „Es ist ein Versuch. Ich muss sie einfach bewundern, sie wird noch viel angefeindet werden.“

Sollte jemand aus der zweiköpfigen Fraktion im Castrop-Rauxeler Rat austreten, steht für Margita Gudjons fest: „Wir bleiben dann eine Gruppe.“ Aber sie betont: „Wir warten ab, noch ist die Partei ja nicht gegründet.“ Dennoch ist sie mit der provokanten Waffelbude zufrieden: „Es war niemand da, der sich gegen Sahra ausgesprochen hat.“

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