Grundschule Am Busch baut den Offenen Ganztag aus Schüler ziehen in die Hausmeisterwohnung

Lernort und Lebensraum: Grundschule Am Busch baut OGS aus
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Die Grundschule Am Busch geht mit dem Ausbau multifunktionaler Räume neue Wege, um das bereits bestehende Konzept der offenen Ganztagsschule umzustrukturieren. Zu diesem Zweck soll die ehemalige Hausmeisterwohnung, die direkt an die Schule angrenzt, umgebaut und neu eingerichtet werden. Wenn alles nach Plan läuft, könnten schon 2026 die ersten Erstklässler von dem überarbeiteten Konzept profitieren.

„Wie, sitzen die Kinder dann den ganzen Tag im Klassenraum herum?“ - diese und ähnliche Fragen habe Jennifer Podraza, Abteilungsleiterin OGS und Schulsozialarbeit, schon sehr oft mit einem Schmunzeln verneinen müssen. „Schule ist nach unserem Verständnis ein Lernort, aber auch ein Lebensraum. Es ist ein Konzept, das nur partizipativ gelebt werden kann“, sagt sie. Und auch Schulleiterin Yvonne Bußmann betont: „Es geht darum, den Alltag der Kinder zu entzerren. In der OGS können sie zur Ruhe kommen.“

Ein gelbes Haus mit rotem Dach
Die einstige Hausmeisterwohnung der Grundschule Am Busch soll zukünftig die multifunktionalen Themenräume der OGS beherbergen. © Sophia Becker

Tagesraum als Ankerpunkt

Bereits seit den Sommerferien 2024 gibt es an der Grundschule Am Busch eine offene Ganztagsschule. Der Tagesraum, der Kern des OGS-Konzepts, ist laut Bußmann viel mehr als nur das. „Wir sehen den Raum gerne als Heimatraum, als Ankerpunkt. Hier melden sich die Kinder morgens an. Danach verteilen sie sich auf die nach Jahrgängen unterteilten Gruppenräume. Sobald die neuen Räumlichkeiten fertig sind, können die Kinder anschließend dahin“, so Bußmann.

Das Herzstück des Tagesraums ist ein großer Schrank, der eine gesamte Wandseite säumt. Er ist gefüllt mit Arbeitsheften und Schulmaterialien, die überwiegend vormittags zum Einsatz kommen, aber auch Gesellschaftsspielen und Bastelmaterialien, die die Grundlage des Nachmittagsprogramms bilden. Die einzelnen Jahrgangsräume sind unterschiedlich ausgestattet. So gibt es einen Raum mit einem großen Spielhaus in einer Ecke, einen anderen mit einer Spielküche, einem Verkaufsladen und einem kleinen Zelt und wieder einen anderen Raum mit gemütlichen Sesseln und einem Sofa.

Kinderküche aus Holz, Spielladen, zwei lila Stühle mit weißem Tisch
Die Spielküche in einem der Jahrgangsräume der OGS bietet Abwechslung vom Schulalltag. © Sophia Becker

Den Bedürfnissen der Kinder gerecht werden

Die ehemalige Hausmeisterwohnung, die das Angebot der OGS an der Grundschule Am Busch erweitern soll, bietet fünf bis sechs Räume und einen Kellerraum, der bei Events auf dem Hof als Veranstaltungsraum genutzt werden kann. „Die derzeitige Hausmeisterin benötigt die Wohnung nicht und so habe ich frühzeitig Bedarf bei der Stadt Castrop-Rauxel angemeldet, da bereits klar war, dass mehr Platz benötigt wird“, so Bußmann. Derzeit nutzen 157 von 254 Schülerinnen und Schülern das Angebot der bereits bestehenden OGS. Abteilungsleiterin Podraza schätzt, dass es bis 2026 mehr als 200 Kinder sein werden. „Das kann mit den vorhandenen Räumen nicht mehr aufgefangen werden“, merkt sie an.

Bußmann und ihr Team haben viele Ideen für einen Umbau der Hausmeisterräume. So sind bereits ein Bauzimmer, ein Filmraum, ein Kuschelraum und eine Küche geplant. Die derzeit bestehende Unterteilung in Jahrgänge werde aufgelöst. „Es geht nicht mehr nur darum, die Kinder zu betreuen, sondern ihnen Angebote zu machen. Jedes Kind ist anders, hat andere Bedürfnisse und Interessen“, ergänzt eine der zwei Betreuerinnen, die derzeit und auch zukünftig für die Betreuung der OGS zuständig sind.

Bußmann könne sich in den neuen Räumlichkeiten auch ein offenes Konzept vorstellen, bei dem die Kinder selbst entscheiden, welchen Multifunktionsraum sie an diesem Tag gerne nutzen möchten. Laut Podraza profitiere darüber hinaus der Unterricht von den Themenräumen, da diese auch vormittags genutzt werden können. „Das ist der eigentliche Kern des Konzepts offene Ganztagsschule. Es soll keine starren Strukturen mehr geben, sondern eine Verzahnung zwischen Vormittag und Nachmittag“, merkt sie an.

Kinderspielhaus aus Holz mit Gittern und Fenstern
Das Spielhaus im Jahrgangsraum der Erstklässler lädt zum Erkunden ein. © Sophia Becker

Zwei feste Ansprechpartnerinnen

Zwei Frauen betreuen die OGS, eine am Vormittag, die andere am Nachmittag. Dafür müsse das gesamte Team der OGS eng zusammenarbeiten. „Die Kommunikation zwischen uns klappt auch jetzt schon super“, merkt eine der Betreuerinnen an, „Wir treffen uns zweimal die Woche für Absprachen, aber auch über den Schulalltag hinaus stehen wir immer in Kontakt miteinander. Die Wege sind sehr kurz, davon profitieren auch die Kinder.“ Durch den stetigen Austausch kann das Betreuungsteam die Kinder, insbesondere ihr Sozialverhalten, deutlich besser einschätzen. Es gebe klare Regeln und Strukturen und den Kindern stehen zwei feste Ansprechpartnerinnen zur Verfügung.

Zwei rote Sessel um einen weißen Tisch auf einem roten Teppich, dahinter ein blaues Sofa mit grünen Kissen
Der Gruppenraum der älteren Jahrgänge ist zum "Chillen" eingerichtet. © Sophia Becker

Voneinander lernen

Doch der Umbau gehe auch mit sehr viel Planung einher. „Man hat nicht mehr nur einen Klassenraum. Das erfordert viel Kommunikation und setzt voraus, dass das Personal mitzieht“, so Podraza, „Die Stadt hat bereits für drei Schulen multifunktionale Möbel bestellt. Was eine Schule wirklich braucht, merkt man aber erst im Tun. Alle können voneinander lernen.“ Was dem Team bereits jetzt aufgefallen ist: Die OGS-Räume der Grundschule Am Busch benötigen Möbel mit Rädern. Nur so können multifunktionale Räume auch flexibel genutzt werden.

Die Gesamtausgaben werden sich laut der Pressestelle der Stadt Castrop-Rauxel auf ca. 550.000 Euro belaufen. Die Förderrichtlinie Ganztagsausbau sieht eine 85-prozentige Förderung vor. Somit könne die Stadt Castrop-Rauxel als Schulträger und Träger der OGS mit einer Fördersumme in Höhe von knapp 470.000 Euro für die Umbaumaßnahme rechnen.

„Jede Schule macht sich gerade auf ihren eigenen Weg“, sagt Podraza, „An der Elisabeth Grundschule wurde zum Beispiel eine Ganztagsklasse mit eigenem Tagesraum eingerichtet. Statt einer direkten Hausaufgabenbetreuung setzt man hier auf Lernzeiten zwischen den Unterrichtszeiten.“ Bußmann ergänzt abschließend: „Wir sind zwar schon jetzt sehr gut ausgestattet, befinden uns aber nichtsdestotrotz erst am Anfang. In zwei Jahren werden wir schlauer sein und wissen, was uns noch fehlt, was wir brauchen.“ Die Grundschule Am Busch plant, die erweiterten Räumlichkeiten der offenen Ganztagsschule im Sommer 2026 zu eröffnen. Die ersten Erstklässler mit Rechtsanspruch könnten das Angebot dann in Anspruch nehmen.

Stühle und Tische mit Besteck
In der Cafeteria erhalten Besucher und Besucherinnen der OGS ihre Mahlzeiten. © Sophia Becker