Sabine Seibel und Dr. Michael Kohlmann sind beim Thema "Layla" komplett anderer Ansicht: Während Seibel eine Gefahr für Frauen darin sieht, findet Kohlmann die Debatte falsch.

Sabine Seibel und Dr. Michael Kohlmann sind beim Thema "Layla" komplett anderer Ansicht: Während Seibel eine Gefahr für Frauen darin sieht, findet Kohlmann die Debatte falsch. © Archiv

„Layla“: Schlager-Promoter Kohlmann und Frauenrechtlerin Seibel im Duell

rnSexismus-Debatte

Darf ein Song, was die aktuelle Nummer 1 der deutschen Charts tut? Eine Frau namens „Layla“ besingen, die als „Puffmutter“ gefeiert wird. In Castrop-Rauxel beziehen zwei bekannte Personen Stellung.

von Michael Kohlmann und Sabine Seibel

Castrop-Rauxel

, 15.07.2022, 19:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Zwischen Party-Spaß und dem Kampf um Frauenrechte wird die Debatte um „Layla“ zurzeit hart geführt: Die „Layla“-Befürworter, die sich das Feiern nicht verbieten lassen wollen und sogar eine Free-Layla-Petition gegen Zensur gestartet haben; und die Sexismus-Gegner, die seit Jahrzehnten gegen eine Diskriminierung von Frauen und eine Reduzierung auf ihren Körper angehen: Zwischen diesen Positionen klafft eine riesige Lücke.

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Bei öffentlichen Veranstaltungen wie der Düsseldorfer Rheinkirmes und dem Würzburger Kiliani-Volksfest ist das Abspielen des Songs untersagt. Entertainer wie Jörg Schlösser (Aids-Gala) oder Michael Wurst (Stadionsprecher VfL Bochum) finden die Debatte total daneben.

Jetzt liefern sich Dr. Michael Kohlmann und Sabine Seibel ein Debatten-Duell: Der eine veranstaltet seit Jahrzehnten die Solidarfonds-Schlagerpartys in Castrop-Rauxel, auf denen fast immer auch Mickie Krause auftritt. Die andere ist eine der Vorkämpferinnen um Frauenrechte in Castrop-Rauxel, örtliche DGB-Chefin und im Kreisvorstand der SPD-Frauen aktiv.


GLOSSE

Dr. Michael Kohlmann: „Das Layla-Virus gefährdet Deutschland!“

Es verbreitet sich so rasend schnell wie das Coronavirus: Das sich vom Ballermann unaufhaltsam verbreitende Song-Virus Lalya mit seinen sexistischen Aussagen und verbalen Obszönitäten. Es gefährdet das moralische Empfinden der deutschen Bevölkerung und ruft dabei seltene Symptome wie Singen, Lachen, Tanzen und Spaß hervor.

Dies zwingt kommunale Verwaltungen zum sofortigen Handeln – das kommt ja bei deutschen Behörden sehr selten vor – und sie verhängen für „Layla“ ein sofortiges Verbreitungsgebot im öffentlichen Raum.

Auch sollte die Bundesregierung umgehend eine UNO-Konferenz einberufen, um ein generelles Sendeverbot von Layla zum Schutz der Weltbevölkerung zu beschließen. Denn nie wieder soll von deutschem Liedgut eine Gefährdung ausgehen.

Zum Glück haben sich zwei über alle Grenzen hinaus bekannte Gallier in die hitzige Debatte eingeschaltet und es treffsicher auf den Punkt gebracht: „Die spinnen, die Deutschen!“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.


KOMMENTAR

Sabine Seibel: Hemmschwelle ist niedrig, beflügelt durch solche Songs

Jetzt ehrlich? Nur weil „10 nackte Frisösen“, „Dicke T..., Kartoffelsalat“ oder Rappersongs sexistisch und moralisch verwerflich sind, darf alles andere das auch sein? Was ist das für eine Einstellung?

Und wer hier auch immer „Skandal im Sperrbezirk“ anführt, ist zu jung oder zu wenig bewandert, um die Geschichte dahinter zu kennen. Dieses Lied war eine Gesellschaftskritik an der Verwaltungsmaxime der Stadt München zum Thema Prostitution. Muss Mann hat wissen.

Wir leben heute in völlig anderen Zeiten, die Zahl der sexuellen Übergriffe auf Frauen wächst stetig. Die Hemmschwelle, beflügelt durch solche Songs, ist niedrig. Wenn das Problem in den Köpfen der meisten Männer nicht angekommen ist – dann haben wir da um so mehr Handlungsbedarf!