Kommunalwahl
Lange Schlangen vor den Wahllokalen sorgten am Wahltag für Frust
Lange Schlangen vor den Wahllokalen sorgten am Wahltag für einigen Frust bei Wählern und Wahlhelfern. Die Wahl dauert so sehr lange, manch potentieller Wähler wurde spät sogar abgewiesen.
Wie hier an der Schillerstraße bildeten sich am Sonntag an vielen Wahllokalen lange Schlangen. © Nora Varga
Die Corona-Wahl brachte in Castrop-Rauxel die erwarteten Schwierigkeiten in den Wahllokalen und speziell vor den Wahllokalen. Lange Schlangen vor manchen Lokalen sorgten für manchen Frust und lange Wartezeiten bei den Wählern. Man hatte im Vorfeld auf viele Briefwähler gesetzt, trotzdem lief es in den Wahllokalen zum Teil nur sehr schleppend. Im Wahllokal an der Schillerstraße etwa konnte der letzte Wähler erst um 19.15 Uhr an die Urne gehen.
Dabei hatte die Stadt sogar noch reichlich nachgearbeitet im Verlauf des Wahltags. Wie Bürgermeister Rajko Kravanja am Abend berichtete, seien über den Tag noch alle Reserve-Urnen aus dem Rathaus in die Wahllokale gebracht worden, wo es einen besonders großen Andrang gab.
Hintergrund ist, dass die Zahl der „physischen“ Wahllokale im Vergleich zu vorigen Wahlen erheblich, um etwa die Hälfte, heruntergefahren wurde. Man erwartete einfach einen geringeren Zulauf durch das Coronavirus.
Das bestätigte sich auch in der Rekordzahl der Briefwähler. Aber dennoch gab es lange Schlangen an einigen Wahllokalen. Überall dort wurde eine zusätzliche Urne aus dem Rathaus aufgestellt. 92 hat die Stadt Castrop-Rauxel, am Nachmittag waren alle im Einsatz - auch die Reserve-Urnen, so Kravanja.
Seniorin durfte nicht mehr wählen
Ärger gab es nicht nur wegen der langen Schlangen. Gisela L. wollte eigentlich schon um 11 Uhr wählen gehen. Die Hitze und die lange Schlage hatten sie abgeschreckt. Als sie um kurz vor 18 Uhr zum Wahllokal ging, sah sie die Schlage und wollte nur rasch ihren Rollator holen, weil die Seniorin nicht lange stehen kann.
Als sie um kurz nach 18 Uhr wieder am Wahllokal eintraf, wurde sie aber weggeschickt. Zu spät, hieß es vom Wahlhelfer. Gisela L. war enttäuscht: „Ich bin immer wählen gegangen und ich kann ohne meinen Rollator nicht stehen. Ich bin 70 Prozent schwerbehindert“. Wenn sie das geahnt hätte, dann hätte sie Briefwahl gemacht, erklärt sie.
Jörg Hegmann war zum ersten Mal Wahlhelfer. Ihm täte es selbst in der Seele weh, dass er die Seniorin wegschicken musste: „Ich finde das nicht in Ordnung. Es ist richtig, wenn das publik gemacht wird“.
Auch eine Dame aus der Nachbarschaft, die anonym bleiben will, wurde abgewiesen, weil sie angeblich zu spät gekommen war. Sie hätte das Wahllokal schon den ganzen Tag beobachtet, viele aus ihrer Nachbarschaft wären angesichts der langen Schlage gar nicht wählen gegangen. „Ich werde eine Mail an den Bürgermeister schreiben“, kündigte sie gegenüber unserer Redaktion an.