
© Stefan Diebäcker
Kreis will Impfstellen schließen - nicht alle Städte sind damit einverstanden
Corona
Die kommunalen Impf-Angebote sollen auf drei Standorte im Kreis Recklinghausen konzentriert werden. Die Frage ist: Reicht das, um auch die Flüchtlinge aus der Ukraine zu versorgen?
Das kommunale Corona-Impfangebot soll im Vest erheblich ausgedünnt werden. Nach Plänen der Kreisverwaltung wird es Impfstellen in Kürze nur noch in Recklinghausen (Vestlandhalle), Dorsten (Altstadttreff) und Castrop-Rauxel (Europahalle) geben. Alle anderen kommunalen Impfstandorte in den Städten des Kreises sollen Ende März schließen. Die Impfangebote der Arztpraxen bleiben davon natürlich unberührt.
Der Strategiewechsel sollte zu Beginn dieser Woche bereits offiziell verkündet werden. Allerdings gibt es noch kommunale Widerstände. Dem Vernehmen nach ist insbesondere die Stadt Gladbeck mit der Aufgabe der örtlichen Impfstelle nicht einverstanden. Bedenken werden in den Rathäusern auch vor dem Hintergrund der in hoher Zahl erwarteten Ukraine-Flüchtlinge geäußert. Nur 35 Prozent der Bevölkerung in dem vom Krieg heimgesuchten Staat gelten bislang als immunisiert. Die Kreisverwaltung hat nach eigenen Angaben Konzepte in der Schublade, um mit dieser Situation umzugehen. Dabei, so hieß es, spielt auch die mobile Impfeinheit des Kreises eine Rolle.
Impfgeschehen ist weitgehend zum Erliegen gekommen
Das Impfgeschehen ist aktuell im Kreis Recklinghausen weitgehend zum Erliegen gekommen. In der ersten Märzwoche haben sich kreisweit nur rund 1200 Personen in einer der zehn kommunalen Impfstellen, die der Kreis zusammen mit den Städten und Hilfsorganisationen betreibt, eine Spritze geben lassen. Die Hälfte davon entfiel aufs Boostern. Zum Vergleich: Im zentralen Impfzentrum in Recklinghausen, das längst abgebaut ist, sind im vergangenen Jahr phasenweise bis zu 2400 Dosen verabreicht worden - täglich!
Die Standorte in Recklinghausen, Dorsten und Castrop-Rauxel weisen noch die höchste Besucherfrequenz auf und sollen deshalb als Anlaufstellen für das Kreisgebiet erhalten bleiben. Die Aufrechterhaltung der gesamten Impf-Infrastruktur hält die Kreisverwaltung nicht mehr für vertretbar. „Es müssen in jeder Impfstelle Ärzte, medizinisch geschultes und Verwaltungspersonal vorgehalten werden“, begründet Kreis-Sprecherin Svenja Küchmeister die geplanten Schließungen. Und das bei teilweise noch nicht einmal 120 Impfwilligen in der Woche. Auch drohe angesichts der niedrigen Impfzahlen zunehmend die Gefahr, dass Impfstoff vernichtet werden müsse, weil das Haltbarkeitsdatum ablaufe. Bei nur wenigen Impfstellen sei die Logistik hingegen leichter zu handhaben.

Packungen des Impfstoffs von Novavax bleiben unangetastet: Auch im Kreis Recklinghausen ist die Nachfrage gering. © picture alliance/dpa
Nachfrage nach Novavax-Impfstoff ist gering
Auch die Einführung des neuen Vakzins von Novavax hat das Impfgeschehen im Kreis Recklinghausen nicht belebt. Die Kreisverwaltung hatte die Hoffnung, dass viele Ungeimpfte sich wegen des alternativen Totimpfstoffs doch noch für eine Immunisierung entscheiden würden; vor allem aus dem Bereich des Pflege- und Klinikpersonals, wo ab dem 15. März die sogenannte einrichtungsbezogene Impfpflicht gilt. Doch Novavax hat sich zum Ladenhüter entwickelt. Die Nachfrage in den drei Impfstellen, in denen Novavax angeboten wird (Recklinghausen, Dorsten, Castrop-Rauxel), bewegt sich nach Angaben der Kreis-Pressestelle täglich im unteren zweistelligen Bereich.
In Nordrhein-Westfalen gelten 78,5 Prozent der Bevölkerung als vollständig geimpft. Diese Quote sei auch auf den Kreis Recklinghausen übertragbar, sagt Dr. Richard Schröder, zuständiger Fachbereichsleiter der Kreisverwaltung. Zumindest das Potenzial für Erstimpfungen scheint langsam ausgereizt, wie die Statistik zeigt. Seit Anfang Januar ist die Zahl der wöchentlichen Impfungen im Kreis RE (Arztpraxen und Impfstellen) von rund 52.000 auf jetzt 6000 eingebrochen. Ein überwiegender Anteil entfällt dabei auf Auffrischungsimpfungen.
Geboren 1960 in Haltern am See, aufgewachsen in Marl und jetzt wohnhaft in Dorsten: Ein Mensch, der tief verwurzelt ist im Kreis Recklinghausen und dort auch seit mehreren Jahrzehnten seine journalistische Heimat gefunden hat. Schwerpunkte sind die Kommunal- und Regionalpolitik sowie Wirtschafts- und Verbraucherthemen.