Krankenhaus-Mitarbeiter in großer Sorge Schließt das EvK Castrop-Rauxel diesen Fachbereich?

Verzichtet das EvK auf die Endoprothetik: Mitarbeiter fürchten um Arbeitsplatz
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Die Krankenhausreform bringt viele Veränderungen mit sich. Das Evangelische Krankenhaus (EvK) in Castrop-Rauxel kam eigentlich gut weg, als das NRW-Gesundheitsministerium in einer ersten Liste vorstellte, welche Leistungen die Krankenhäuser beantragt hatten und welche Leistungen sich das Ministerium vorstellte. Fast alle Anträge des EvK wurden da übernommen.

Und trotzdem herrscht im Krankenhaus unter Beschäftigten in Ärzteschaft und Pflege Alarmstimmung. Vor allem in der Chirurgie gibt es Sorgen um Arbeitsplätze. In erster Linie wird die Geschäftsleitung kritisiert. Mehrere Beschäftigte, die namentlich nicht genannt werden wollen, schrieben und sprachen mit unserer Redaktion: Es gebe keinerlei Informationen, hieß es übereinstimmend. Aussagen der Klinikleitung, es sei alles in Ordnung, würden der aktuellen Lage widersprechen. Auch in den sozialen Netzwerken wurde dies thematisiert.

Es geht vor allem um die Endoprothetik, also den künstlichen Ersatz von Hüften und Knien. Sie zählt zu den einträglichsten Bereichen in Kliniken. Im ersten Antrag hatte das EvK Castrop-Rauxel 131 Fälle pro Jahr in der Fallgruppe „14.1. Endoprothetik Hüfte“ beantragt. Das NRW-Ministerium hatte 110 Fällen zugestimmt. Doch ein Blick auf die Ergebnisse für das zweite Anhörungsverfahrens zeigen jetzt ein 0 in der Spalte.

Wunsch des Trägers

Ähnlich sieht es bei „14.2. Endoprothetik Knie“ aus. Das EvK hatte ursprünglich der 258 Fälle beantragt, das Ministerium sah 110 als gerechtfertigt. Nach der ersten Stellungnahme der Krankenhausträger steht auch hier eine 0 in der Liste.

In den Erläuterungen findet sich die Erklärung. „Entgegen meiner Anhörung werden die beiden Leistungsgruppen 14.1 und 14.2 am Evangelischen Klinikum Gelsenkirchen und nicht am Evangelischen Krankenhaus Castrop-Rauxel ausgewiesen. Dies entspricht dem Wunsch des Trägers“, schreibt Ministerialdirigent Helmut Watzlawik, Leiter der Abteilung Krankenhausversorgung im MAG in seinem Schreiben, in dem er Träger zu den geplanten Änderungen der Planungsverfahren informierte, die sich nach Auswertung aller Stellungnahmen ergeben haben.

In der ursprünglichen Planung hatte das Ev. Klinikum Gelsenkirchen 100 Fälle beantragt, aber keine Fälle zugesprochen bekommen. Die Klinik zählt zwar nicht zu der Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne/Castrop-Rauxel, ist aber über ihren Träger, dem Diakoniewerk Gelsenkirchen, ebenfalls Teil des großen Zusammenschlusses Ev. Verbund Augusta Ruhr, der seit einem knappen Jahr existiert.

Kritik der Mitarbeitervertretung

Die Information aus dem MAGS-Schreiben zitiert auch die Mitarbeitervertretung der Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne/Castrop-Rauxel (MAV) in einer Mitteilung an die Belegschaft, die unserer Redaktion vorliegt. Auch die MAV kritisiert, dass von der Dienststellenleitung keine Informationen kämen. „Die Intransparenz sorgt in der Belegschaft für massive Verunsicherung und Ängste“, heißt es hier. Kritisiert wird weiter, dass die Geschäftsführung die Teilnahme an Mitarbeiterversammlungen in Herne, Eickel und Castrop-Rauxel im November und Dezember nicht wahrnehmen wolle.

„Wenn Stationen geschlossen werden, ist das Krankenhaus nicht mehr so rentabel“, sagt eine Mitarbeiterin im Gespräch mit unserer Redaktion. „Was bleibt dann noch.“ Auch ihr geht es vor allem um den Umgang mit den Mitarbeitern, die man im Dunkeln lasse. Und speziell zur Verlagerung der Endoprothetik sagt sie: „Wir fragen uns alle, warum.“ Dabei bezieht sie sich auf die Tatsache, dass in Gelsenkirchen Endoprothetik bei Hüfte und Knie auch im Marienhospital Gelsenkirchen angeboten werden soll – und das noch mit höheren Fallzahlen. Zweimal ein spezielles Angebot in einer Stadt – das war nicht unbedingt das Ziel der Krankenhausreform.

Die Unruhe in der Belegschaft wird weiter geschürt. Gleich drei Chefärzte hätten fast zeitgleich gekündigt, so hörte unsere Redaktion aus der Belegschaft. Und für die Nachfolge der Chefärztin in der Gynäkologie gebe es noch keine Stellenausschreibung.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ließ sich in einer Klinik über roboter-assistierte Operationstechnik für Operationen am Knie informieren.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ließ sich in einer Klinik über roboter-assistierte Operationstechnik für Operationen am Knie informieren. © picture alliance/dpa

Die Geschäftsleitung der Ev. Krankenhausgemeinschaft haben wir bereits seit Juli 2024 mehrfach um ein Gespräch über die Folgen der Krankenhausreform für das Castrop-Rauxeler Krankenhaus gebeten. Man wolle aktuell keinen Interviewtermin anbieten und könne keine Aussagen veröffentlichen, solange es keine finalen Entscheidungen gebe, heißt es als Antwort auf die zuletzt gestellte Anfrage am 13. November. Auf eine weitere, konkrete Anfrage in Bezug auf die Endoprothetik wurde uns eine Stellungnahme zum Beginn der kommenden Woche angekündigt.

Der Wochenbeginn (18.11.) ist auch im Verfahren wichtig. Dann endet für die Beteiligten die Frist im zweiten Anhörungsverfahren für Stellungnahmen zu den neuen Planungsüberlegungen. Wir berichten weiter.