Man liest es oft – die verbalen und körperlichen Übergriffe auf medizinisches Personal durch Patienten häufen sich. Erst am 20.9. sind im Elisabeth-Krankenhaus in Essen sechs Personen des medizinischen Personals verletzt worden, weil sie von einem Angehörigen eines Verstorbenen angegriffen wurden. Eine von ihnen hat dabei eine Gehirnerschütterung erlitten. Am Sonntag darauf wird die Polizei Dortmund zum Krankenhaus Dortmund West in Kirchlinde gerufen, da eine psychisch kranke Person in der Notaufnahme randalierte. Kliniken und Ärzte in Castrop-Rauxel haben zu der scheinbar steigenden Aggression eine klare Meinung und wissen, wie sie mit solchen Situationen umgehen.
Sicherheitsmaßnahmen bleiben
Die St. Paulus Gesellschaft, Träger der Klinik Dortmund West und des St. Rochus Hospitals in Castrop-Rauxel, äußert sich verständnisvoll zu der Thematik. „Die Notfallaufnahme ist offen für alle bedürftigen Patienten. Es kann vorkommen, dass die Menschen ihre Probleme mit ins Krankenhaus bringen und Konflikte hereintragen, die ihren persönlichen Umständen geschuldet sind. Das gehört zum Krankenhausalltag“, so der Pressesprecher Holger Böhm.
Doch Böhm sagt auch klar: „In Ausnahmefällen kann Unterstützung durch die Polizei erforderlich sein. Wir nehmen zwar wahr, dass der Respekt gegenüber dem Personal teilweise nachlässt, der Vorfall am Sonntagabend gibt aber derzeit keinen Anlass, über zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen nachzudenken.“

Auch die Evangelische Krankenhausgesellschaft beschreibt verbale Übergriffe auf das Personal als Teil des Arbeitsalltags. Körperliche Gewalt sind in den meisten Fällen dem Krankheitsbild der Patienten geschuldet. „Damit können unsere Mitarbeitenden professionell umgehen“, so die Pressestelle der EvKHG. Wenn es zu einer eskalierenden Situation kommt, wird die Polizei alarmiert. Sobald Personal durch Patienten körperlich verletzt wird, wird zudem Strafanzeige erstattet. Ernsthaft verletzt worden ist aber bislang niemand.
Die EvKGH beobachtet zwar abnehmenden Respekt bei den Patienten, sieht das aber als gesamtgesellschaftliches Problem. „In den meisten Fällen mangelt es den Menschen an Respekt und Verständnis, zum Beispiel für längere Wartezeiten. Dazu kommt ein hohes Aggressionspotenzial“, beschreibt die Evangelische Krankenhausgesellschaft.
In der Praxis des Facharztes für Innere Medizin Dr. Matthias Demschar kommt es eher selten zu verbalen Übergriffen. Zu körperlichen Übergriffen auf das Personal ist es in seiner Praxis noch nicht gekommen. Laut Dr. Demschar gehen die Aggressionen hauptsächlich von neuen Patienten aus, welche Praxisregeln missachten und ungeduldig sind. Einen Trend, dass die Aggressionen steigen, beobachtet der Facharzt nicht. Auch von seinen Arztkollegen aus Castrop-Rauxel habe er nichts dergleichen gehört.
Umgang mit Übergriffen
Trotz des Vorfalls in der Klinik Dortmund West sehen die St. Paulus Gesellschaft und die Evangelische Krankenhausgesellschaft keinen Anlass für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen. Das Personal der Kliniken sei umfangreich geschult, mit derartigen Situationen umzugehen. Die EvKHG sorgt aber auch für eine kollegiale Nachbetreuung, wenn es im Dienst zu einem Übergriff gekommen ist.
Laut Dr. Matthias Demschar reagiert sein Personal auf Aggressionen möglichst deeskalierend. Wenn sich der Patient nicht beruhigen lässt, schreitet er ein und schickt die Patienten weg. Eine solche Situation sei aber noch nicht oft vorgekommen.