Kosten im Tierheim Castrop-Rauxel Ausgaben übersteigen fixe Einnahmen – wie es trotzdem klappt

Ausgaben im Tierheim übersteigen Einnahmen – so klappt es trotzdem
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Das Tierheim in Castrop-Rauxel nimmt neben Fundtieren aus Castrop-Rauxel und Waltrop seit dem 1. Juli 2023 zusätzlich auch Fundtiere aus Herten auf. Das bedeutet zusätzliche Arbeit – aber eben auch zusätzliches Geld: Insgesamt 48.000 Euro zahlt die Stadt Herten dem Tierschutzverein Castrop-Rauxel, der das Tierheim betreibt, fortan vorerst jährlich.

Das ist Geld, das die Einrichtung am Deininghausener Weg gut gebrauchen kann. Schließlich seien die Betriebskosten zuletzt ordentlich in die Höhe geschossen, sagte Johannes Beisenherz bereits im Herbst vergangenen Jahres.

Im Gespräch spricht er über die welche Einnahmen und Ausgaben des Tierheims und die grundsätzliche Finanzierung. „Mutlos sind wir nicht, aber es ist ein täglicher Kampf“, sagt er.

Das sind feste Einnahmen

Die Stadt Herten zahlt dem Tierheim Castrop-Rauxel seit dem 1. Juli 48.000 Euro jährlich – 40.000 davon als Pauschale und 8000 Euro für die Tierrettung. Für die Arbeit des Tierheims selbst kann also nur die erste Summe genutzt werden.

„Im Schnitt kommen pro Jahr aus Herten so um die 30 Tiere“, sagt Johannes Beisenherz. „Das ist im Vergleich zu Castrop-Rauxel recht wenig“, fügt er hinzu. Mit den 40.000 Euro habe der Verein „aber schon solide kalkuliert“, zeigt sich Beisenherz zufrieden. Außerdem sei im Vertrag auch die Option festgelegt worden, jedes Jahr neu über die Summe zu verhandeln – falls die Situation es erfordere.

Die Stadt Castrop-Rauxel zahlt dem Tierheim aktuell jährlich eine Pauschale in Höhe von 65.000 Euro. „Die reichen aber nicht mehr“, sagt Johannes Beisenherz. Schließlich kämen aus der Stadt auch deutlich mehr Tiere ins Tierheim als aus den anderen Städten. Deshalb auch müsse dieser Vertrag zum 1. Januar 2024 neu verhandelt werden. Der Ex-Bürgermeister zeigt sich optimistisch, dass man sich auf eine neue Summe einigen werde können.

Von der Stadt Waltrop erhält das Tierheim Castrop-Rauxel jährlich 10.000 Euro. „Für Waltrop ist das bislang zwar ganz ok gewesen, weil von dort aus auch jährlich ‚nur‘ so etwa 10 bis 15 Tiere kamen“, erklärt Johannes Beisenherz. „Weil aber eben die Kosten so stark gestiegen sind, müssen wir nun auch dort bald neu verhandeln“.

Pro Jahr kann das Tierheim Castrop-Rauxel also insgesamt mit festen Einnahmen in Höhe von 115.000 Euro rechnen.

Das sind die Ausgaben

Für das Personal zahlt der Tierschutzverein Castrop-Rauxel jährlich laut Johannes Beisenherz rund 110.000 bis 115.000 Euro. „Man sieht also sofort, dass die Pauschalen aus den drei Städten nicht oder vielleicht gerade mal die Personalkosten abdecken“, sagt er. Im Tierheim arbeiten zwei Vollzeit- sowie fünf Teilzeitkräfte und ein Azubi. „Die schmeißen den Laden aber natürlich nicht ganz alleine, denn ohne die ehrenamtlichen Kräfte geht es nicht“, sagt Johannes Beisenherz. Rund 15 Ehrenamtliche, so schätzt er, seien wirklich regelmäßig in der Einrichtung und helfen.

Ohne Ehrenamtliche geht es im Tierheim Castrop-Rauxel nicht. Julia Karschewski ist eine von ihnen. Sie steht auf dem Foto in einem der Katzenhäuser und hält eine Katze im Arm.
Ohne Ehrenamtliche geht es im Tierheim Castrop-Rauxel nicht. Julia Karschewski ist eine von ihnen. © Anna Katharina Wrobel

Außerdem beschäftigt das Tierheim laut Johannes Beisenherz noch zwei sogenannte 16i-Kräfte. Hierdurch werden Personen unterstützt, wieder am Arbeitsmarkt teilhaben zu können. Sie arbeiten insgesamt fünf Jahre lang als 16i-Kräfte. Der Arbeitgeber, in dem Fall also der Tierschutzverein, erhält dann Zuschüsse zum Arbeitsentgelt – im ersten und zweiten Jahr sind es 100 Prozent, im dritten dann 90, im vierten 80 und im fünften 70 Prozent. „Einer von beiden bei uns ist jetzt im fünften Jahr und wird im Anschluss auch übernommen“, sagt Johannes Beisenherz.

Darüber hat das Tierheim natürlich auch Tierarztkosten. Die liegen, so Johannes Beisenherz, jährlich bei rund 45.000 bis 50.000 Euro.

Und es gibt noch Betriebskosten. „Die haben uns zuletzt, wie ja alle Haushalte, gepackt“, sagt der Vereinsvorsitzende. Alleine die jährlichen Heizkosten würden aktuell bei rund 10.000 Euro liegen. „Wir heizen mit Flüssig-Gas, weil es hier draußen leider nicht anders geht“, sagt Johannes Beisenherz. Hinzu kämen außerdem noch die Stromkosten: Sie liegen bei rund 5000 bis 6000 Euro pro Jahr.

Insgesamt hat das Tierheim Castrop-Rauxel jährlich also fixe Ausgaben von rund 170.000 bis 181.000 Euro. Dinge wie Tierfutter, Ausstattung etc. sind da noch nicht mitgerechnet. Es hat jährlich aber nur fixe Einnahmen in Höhe von 115.000 Euro. Wie kann das denn funktionieren?

Zusätzliche Einnahmen

Das Tierheim erhebt natürlich auch Gebühren für die erfolgreiche Vermittlung der dort untergebrachten Hunde, Katzen und Kleintiere. Für einen Hund werden etwa zwischen 400 und 450 Euro fällig, für eine Katze knapp 160 Euro und für ein Kaninchen rund 80 Euro. „Das sind so ungefähre Werte“, betont Johannes Beisenherz. Wird ein Tier „übereignet“, also von seinem Besitzer oder seiner Besitzerin ins Tierheim übergeben, dann kostet ihn oder sie das 150 Euro.

Das Tierheim Castrop-Rauxel.
Das Tierheim Castrop-Rauxel steht in Deininghausen. © Anna Katharina Wrobel

Hinzu käme außerdem Geld aus Sponsoring oder Spenden. „Wir haben Gott sei Dank ein relativ hohes Spendenaufkommen in Castrop-Rauxel“, sagt Johannes Beisenherz und ergänzt: „Es kommt auch mal ’ne Erbschaft.“ Zudem erhalte das Tierheim mitunter Geldauflagen. Das sind quasi Bußgelder, die von Strafgerichten oder der Staatsanwaltschaft an gemeinnützig anerkannte Organisationen gegeben werden können.

Für diese Posten jedoch jährliche Summen zu nennen, sei schwierig, so Johannes Beisenherz. Das variiere zu stark. Der Vereinsvorsitzende zieht ein Fazit: „Bislang kommen wir immer positiv raus aus einem Jahr. Aber knapp. Besser wird es erst mit den neuen Verträgen.“

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