Kunstrasen eingerollt: Hier läuft zur EM kein Spiel Zukunft von Castroper Altstadtkneipe offen

Trotz Euro: Altstadtkneipe „Zum Bus“ ist vorübergehend geschlossen
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Fußballzeit ist Kneipenzeit. Denn wo ist die Stimmung während einer EM oder WM packender als im kleinen Kreis im heimischen Wohnzimmer? Natürlich an (Steh-)Tisch und Tresen bei einem gepflegten Kaltgetränk. Woanders lässt es sich besser fachsimpeln und trifft die Taktik-Analyse passgenau die Zielgruppe?

Während manche Kneipe ihren fußballaffinen Gästen zur Europameisterschaft den grünen (Kunst-)Rasen ausrollt, liegt der Outdoor-Teppich in der Castroper Altstadt zusammengefaltet in der Ecke unter dem Fenster. Die Kneipe „Zum Bus“ in der Straße Im Ort hat seit dem 2. Juni und bis zum 1. Juli 2024 „vorübergehend geschlossen“. Das verrät ein Aushang an der Tür.

In der Regel ist das nicht ungewöhnlich. Schließlich ist Sommer- und Urlaubszeit. Aber: „Wir bedanken uns für die schöne Zeit, die wir mit euch erleben durften“, steht ebenfalls auf dem Aushang. Und: „Wir suchen ab sofort einen Nachmieter.“

Gespräch nach Urlaubsrückkehr

Unter dem zugehörigen Handy-Kontakt erreicht unsere Redaktion den Wirt, der derzeit im Urlaub ist. Aus der Ferne will er sich am Dienstag (18.6.) nicht äußern, bietet aber ein Gespräch nach seiner Rückkehr Anfang Juli an.

Die Kneipe unweit des Busbahnhofs zwischen Münsterplatz und Simon-Cohen-Platz ist beliebt, die Terrasse im Sommer regelmäßig gut gefüllt. 154 Bewertungen auf Google vergeben im Durchschnitt 4,2 von 5 möglichen Punkten.

„Hier kann man gut Fußball schauen und auch prima feiern“, schreibt eine Userin nach ihrem zweiten Besuch. „Preis-Leistung stimmt, wir kommen bestimmt wieder.“ Ein anderer User kommentiert: „Tolle Leute, toller Wirt und eine tolle Atmosphäre. Lohnt sich, da mal hinzugehen.“

Aushang an der Tür der kneipe Zum Bus in Castrop-Rauxel.
Ein Aushang an der Tür weist auf eine unsichere Zukunft der beliebten Altstadtkneipe hin. © Fabian Hollenhorst

Mancher User fühlt sich an einen Pub der 70er/80er Jahre erinnert. Andere schätzen die Atmosphäre, vor allem im Sommer auf der Terrasse. „Essen kann man sich an der Pommesbude holen und im Biergarten verspeisen“, schreibt eine Userin. Für viele war „Zum Bus“ aber eben einfach die Adresse zum Fußballgucken.

Kritische Stimmen monieren den Umgang mit Gästen in der Corona-Zeit. Ein Kommentator relativiert: „Die Wirtschaft ist nicht schlecht. Nur für mich, Jahrgang 58, war die Musik viel zu laut, wohl eher etwas für die jüngere Generation.“ Andere bedauern, dass die Kneipe keine eigenen Speisen anbiete.

Ob die Schließung urlaubsbedingt tatsächlich nur vorübergehend ist, wird sich im Juli zeigen. Bleibt die Suche nach einem Nachmieter erfolglos, droht der Altstadt womöglich erneut ein Leerstand. Und dann womöglich einer, der neben Geschäften und Kaufanreizen für Aufenthaltsqualität, Frequenz und Freizeitgestaltung steht. Auch, wenn es immer wieder Impulse durch Neuansiedlungen gibt.