Gas-Preis
Energiepreise: Gemeinde feiert im Winter keine Gottesdienste in Kirchen
Kirchengemeinden sind von den explodierenden Energiepreisen stark betroffen. Eine Castrop-Rauxeler Gemeinde greift jetzt zu radikalen Mitteln, um der Kosten Herr zu werden.
Die aktuelle Energiepreis-Kreise ergreift zunehmend die ganze Gesellschaft. Unternehmen, Behörden und Privatleute denken gleichermaßen darüber nach, wie sie ihren Energieverbrauch senken können, um die Ausgaben für Gas und/oder Strom zu begrenzen.
In besonderem Maße betroffen sind Kirchengemeinden: Kirchengebäude sind aufgrund ihres Alters und ihrer Größe oft wahre Energiefresser. Die Castrop-Rauxeler evangelische Paulus-Kirchengemeinde hatte ihre Mitglieder deshalb für Sonntag (2.10.) eingeladen, um ihre Energiesparpläne für den Winter zu präsentieren.
Die evangelische Lutherkirche in Castrop. Hier wird zwischen November 2022 und März 2023 nur zu Weihnachten ein Gottesdienst stattfinden. © Tobias Weckenbrock
Das, was Pfarrer Johannes Ditthardt den rund 70 Frauen und Männern im Wichernhaus mitzuteilen hatte, bedeutet in den kommenden Monaten eine gewaltige Veränderung für Gottesdienst-Besucher: Die Gemeinde schließt ihre beiden großen Kirchen, die Lutherkirche an der Wittener Straße in Castrop und die Pauluskirche an der Alleestraße in Rauxel, monatelang für Gottesdienste und weicht in die jeweiligen Gemeindehäuser beziehungsweise -säle aus.
Zehntausende Euro Mehrkosten für Kirchengemeinden
Pfarrer Ditthardt begründete das am Sonntag mit einem Gesamt-Gasverbrauch der Gemeindehäuser und Kirchen der Gemeinde von 300.000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr. Während die durchschnittliche Kilowattstunde Gas in Deutschland 2021 weniger als 7 Cent gekostet hat, liegt der aktuelle Durchschnittspreis nach Angaben des Verbraucherportals Verivox bei mehr als 21 Cent.
Umgerechnet auf den Verbrauch bedeutet das für die Paulus-Gemeinde Mehrkosten von mehreren Zehntausend Euro. Nicht nur deshalb habe sich das Presbyterium bei einer Sitzung am letzten September-Wochenende gefragt: „Wie kommen wir über den Winter?“
Johannes Ditthardt stellte die Pläne vor. Wie schon während der Pandemie werden auch in diesem Winter die Bänke in der Lutherkirche wieder leer bleiben. Allerdings aus anderen Gründen. © Johannes Ditthardt
Ditthardt präsentierte im Einzelnen folgende Beschlüsse:
Vom 6. November an bis in den März hinein werden die Gottesdienste in der Pauluskirche sonntags um 8.30 Uhr im Gemeindehaus stattfindenIm gleichen Zeitraum werden die Gottesdienste sonntags um 10.15 Uhr von der Lutherkirche in das Wichernhaus verlegt. „Wir bieten Ihnen an, im Warmen zu sitzen“, sagte Ditthardt wörtlich.An den „Meetings“ im Dorf Rauxel, Luisenstraße, samstags um 18.30 Uhr wolle man genauso festhalten wie am Familiengottesdienst an jedem 3. Sonntag im Monat.Ganz pausieren wird ab November der Abendgottesdienst im Pöppinghausen.Gleichzeitig verkündete Ditthardt mehrere Ideen für ein aktiveres Gemeindeleben, wie ein gemeinsames Mittagessen im Wichernhaus immer am 1. Sonntag eines Monats, erstmals also am 6. November.
Ausnahme: Weihnachtsgottesdienste
Während der gesamten Winterzeit soll es nur einen Termin geben, an dem die Kirchen doch geöffnet werden: Die Weihnachts-Gottesdienste sollen in der Lutherkirche beziehungsweise der Pauluskirche stattfinden.
Die Gemeindemitglieder zeigten sich mit diesen Plänen einverstanden. Einwände gab es jedenfalls überhaupt nicht; ein Gemeindemitglied richtete den Blick noch wesentlich weiter in die Zukunft und fragte, ob die Gemeinde auf eine „Null-Emissions-Kirche“ hinarbeite.
Tatsächlich habe sein Pfarrer-Kollege Arno Wittekind einen „Think Tank“ in der Gemeinde gegründet, der Alternativen zur Gasheizung erarbeiten soll, wie Ditthardt erläuterte. Kurzfristig seien Veränderungen aber schwer, zum Beispiel die vorhandene Fußbodenheizung im Paulus-Gemeindehaus defekt. „Aber wir haben einen Energieberater da gehabt und denken an Photovoltaik.“
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