Keine Parkplätze auf dem Marktplatz Händlerin Vera Kopitetzki in Sorge um ihren Schuhladen

Vera Kopitetzki zum Strand auf dem Marktplatz: „Für uns ist das Mist“
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Ein kleiner Junge – vielleicht anderthalb Jahre alt – läuft mit vorsichtigen Schritten ein paar Meter. An den Füßen hat er ein neues Paar Schuhe. Vera Kopitetzki schaut genau hin, wie sich das Kleinkind in den neuen Schuhen bewegt. Der passt. Sie berät die Eltern noch in Sachen Farbe, braucht das Kind vielleicht auch noch Gummistiefel? Worauf müssen die Eltern achten, damit sie spüren, wann der Schuh wieder zu klein ist. „Bääähm – Die Kinderschuhprofis“ am Biesenkamp ist ein Fachgeschäft, wie es im Buche steht. Vera Kopitetzki nimmt sich Zeit, um genau auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen, einkaufen kann man hier nur mit Termin.

„Meine Kunden kommen ja nicht nur aus Castrop-Rauxel, die kommen aus Dortmund, Recklinghausen oder noch weiter weg“, erzählt Kopitetzki. Für sie ist es wichtig, dass es in der Nähe ihres Laden Parkplätze gibt. Normalerweise ist das kein Problem, schließlich können ihre Kunden sich auf den Marktplatz stellen. Blickt man aus dem Schaufenster in Richtung Marktplatz, sieht man im Moment aber einen künstlichen Sandstrand, Bühne und Imbisswagen. Für „Castrop Karibisch“ wird der Marktplatz gesperrt, eigentlich nur für ein Wochenende. Am Mittwoch verkündete die Stadt Castrop-Rauxel allerdings, dass der künstliche Strand länger bleibt.

Weniger Kunden bei Kirmes und Co.

Für Vera Kopitetzki eine schlechte Nachricht, sie merkt schon bei einer Kirmes oder Ckü, dass die Kunden wegbleiben: „Deswegen würde ich mich auch freuen, wenn die Kirmes einmal im Jahr in Ickern stattfindet und nicht hier. Als ich von den Plänen gehört habe, hab ich mich schon gefreut.“ Dementsprechend sei eine Sperrung von mehreren Wochen für sie belastend. Vera Kopitetzki runzelt nachdenklich die Stirn: „Wenn wir über mehrere Wochen weniger Kunden haben, mache ich mir wirklich Sorgen. Für uns ist das Mist.“

Der Marktplatz in Castrop-Rauxel während Castrop karibisch. Auf einer Sandfläche stehen Sonnenstühle am Rand sind Gastronomen zu sehen.
Wenn hier für Wochen keine Autos stehen können, da ist Vera Kopitetzki sich sicher, kommen weniger Kunden. © Nora Varga

Mit Bus oder Bahn anzureisen sei für viele ihrer Kunden keine Option. Die Familien kommen mit Kinderwagen oder nicht selten sind auch die Großeltern dabei: „Oma und Opa, die den ersten Schuh bezahlen wollen, brauchen einen Parkplatz in der Nähe.“ Am nahen Bahnhof Süd kann man mit Kinderwagen zum Beispiel nur schlecht aussteigen, Zug und Bahnsteig liegen mehr als einen halben Meter auseinander.

Kleine Geschäfte sind Magnet

Die Bedeutung der kleinen Fachläden kommt für Vera Kopitetzki oft zu kurz: „Jetzt, wo das Extrablatt da ist, reden alle davon, dass das die Altstadt beleben würde. Das stimmt auch, aber die Leute kommen ja wegen uns – den kleinen Geschäften – und gehen danach ein Eis essen oder zu Extrablatt.“ Jetzt die Fahrradwege abzubauen sei aber auch nicht die Lösung. Vera Kopitetzki: „Es wird nicht breit genug geschaut, wir brauchen das Auto auch, nur mit dem Fahrrad wird es nicht gehen.“ Sie würde sich ein Parkleitsystem wünschen, damit Auswärtige sich besser zurechtfinden. „Wir tun immer so, als würden hier nur Menschen aus Castrop-Rauxel in die Altstadt kommen.“

Sie hat schon mehr als einmal überlegt, sich eine neue Heimat für ihren Laden zu suchen: „Die Gewerbesteuer wird ja auch immer höher, da schaut man sich natürlich mal um.“ Sollte der Marktplatz langfristig kein Parkplatz mehr sein, wäre das ein weiterer Faktor: „Ich bin mir eigentlich sicher, dass wir dadurch Einbußen haben werden und dann müssen wir schauen, wie sich das mit der Zeit entwickelt. Wenn das sehr negativ ist, muss ich mir einen neuen Platz suchen.“

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