Der politische Lebensweg von Frank Schwabe beginnt auf dem Schulweg von Ickern zum Ernst-Barlach-Gymnasium. „Da war immer ein Mann auf der Bank. Das war ein Obdachloser. Ich habe nicht verstanden, wie das sein kann. Da habe ich gemerkt: Ich muss mich engagieren.“ Das tat er zuerst in Initiativen für die Umwelt und für Geflüchtete. „Ich hatte einen Opa, der war in der SPD. So bin ich über die Partei in die Politik gekommen.“ Eine weitreichende Entscheidung für das Leben des heute 54-Jährigen. Nach dem Parteieintritt 1991 schaffte er über städtische Gremien den Sprung in den Bundestag, dem er seit 2005 angehört.
In Berlin setzt er sich für den Wahlkreis Recklinghausen I ein, der die Städte Recklinghausen, Castrop-Rauxel und Waltrop umfasst, und für den er wieder in den Bundestag einziehen will. Zuletzt rückt er das Thema Altschulden in den Fokus. Denn davon haben die großen Städte im Kreis Recklinghausen alle eine ganze Menge. Einer seiner Schwerpunkte als Mitglied des Bundestags war die Klimaschutzpolitik, heute befasst er sich überwiegend mit Außenpolitik. „Da liegen mir besonders die Menschenrechte in Ländern auf der ganzen Welt am Herzen.“
Manchmal muss Ärger sein
Für Aufsehen sorgte Schwabes maßgeblicher Beitrag zur Aufdeckung der Korruptionsaffäre um Aserbaidschan. „Ich habe viel Zeit investiert und sehr viel Ärger bekommen“, sagt der 54-Jährige. Durch seine Recherchen brachte er das autoritäre Regime von Aserbaidschan gegen sich auf. „Der Präsident Aserbaidschans attackiert mich namentlich und persönlich“, sagt er. „Natürlich ist es schwer, Abgeordneten und Kollegen letztendlich vor die Augen zu treten und ihnen ins Gesicht zu sagen, dass ich sie für korrupt halte. Aber wenn man so etwas sieht, kann man es nicht durchgehen lassen.“

Der Privatmann Schwabe
Der 54-Jährige ist verheiratet und hat drei Kinder im Alter von neun, elf und 13 Jahren. Wie die meisten Bundestagsabgeordneten pendelt er zwischen den Welten. Castrop-Rauxel, Berlin – und Auslandsreisen, wie die als Wahlbeobachter in der Türkei. „Die meiste Zeit bin ich aber schon zu Hause.“ Dann ist Schwabe viel in den drei Wahlkreisstädten unterwegs. Er bietet Bürgersprechstunden an, macht Unternehmensbesuche und hat Telefontermine. „Und ich bin ja auch noch SPD-Vorsitzender im Kreis Recklinghausen.“
Hat er das Bedürfnis, noch öfter bei der Familie zu sein? „Klar“, sagt Schwabe. „Vor allem meine Kinder haben das Bedürfnis. Sie vermissen mich schon sehr. Deswegen versuche ich, zu Hause zu sein, so oft es geht.“ Bei Hobbys müsse er zurzeit kürzertreten. Immerhin schafft es der Schalke-Fan und Dauerkarten-Besitzer ungefähr zu einem Drittel der Saisonspiele ins Stadion.

Wie wäre es mit dem Bürgermeisteramt?
Eine Kandidatur für das Amt des Bürgermeisters von Castrop-Rauxel „war immer eine Option“, sagt Schwabe auf Nachfrage. „Ich war ja vor Rajko Kravanja SPD-Vorsitzender. Insofern hätte ich das vielleicht auch anstreben können. Ich finde, das ist eine spannende Herausforderung. Aber Rajko Kravanja macht das schon sehr gut.“ In Schwabes Sprechstunden kommen viele Bürger mit persönlichen Anliegen auf ihn zu, zum Beispiel mit kaputten Bürgersteigen vor der Haustür. Dann nutzt Schwabe seine Kontakte, um Unterstützung auf den Weg zu bringen.
„Kopf-an-Kopf-Rennen“
Kürzlich bekam Schwabe Konkurrenz aus der eigenen Partei. Der Recklinghäuser Sven Mosdzien wollte für die SPD in den Bundestag. Nur wenige Wochen, nachdem er dies bekanntgegeben hatte, zog er die Kandidatur zurück und sprach sich für Schwabe aus. „Das hat mir ein wenig die Sommerferien gekostet, weil ich mich mit dieser innerparteilichen Kampagne beschäftigen musste“, sagt Schwabe. Aber ich konnte dadurch Gespräche mit vielen Leuten führen, die sonst vielleicht nicht zustande gekommen wären. Und am Ende habe ich 100 Prozent der Stimmen für meine Nominierung bekommen. Mit Blick auf die Wahl sagt er: „Ich weiß, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen ist, um den Einzug in den Bundestag in diesem Wahlkreis. Jeder muss wissen, dass die eigene Stimme vielleicht den Ausschlag geben kann.“
Bundestagswahl steht bevor
Am Sonntag, 23. Februar, ist die Bundestagswahl. Ob an der Wahlurne oder per Brief – Deutschlands Bürger dürfen ihre Stimme abgeben. Die Wahllokale öffnen von 8 bis 18 Uhr. Castrop-Rauxeler, die bis Sonntag, 2. Februar, keine Wahlbenachrichtigung erhalten haben, sollten sich im Briefwahlbüro unter der Telefonnummer 02305/1062990 melden.
Jeder Wähler kann die Erst- und die Zweitstimme abgeben. Dieses System ist auch als personalisierte Verhältniswahl bekannt. Mit der Erststimme wird eine Person aus dem jeweiligen Wahlkreis direkt gewählt. Mit der Zweitstimme entscheidet man nicht über eine Person, sondern über die Landesliste einer Partei. Die Zweitstimme bestimmt allein, wie viele Sitze jede Partei im Bundestag erhält, und legt somit die Mehrheitsverhältnisse im Parlament fest.
In Form von Porträts stellen wir unseren Lesern vor der Bundestagswahl nacheinander die Kandidaten für die Bundestagswahl im Wahlkreis Recklinghausen vor.