
© Justine Lexy
Kann eine vegane Ernährung auch fürs Haustier gesund sein? Das raten zwei Expertinnen
Vegane Ernährung
Viele Veganer möchten auch ihrem geliebten Haustier keine Fleischprodukte geben. Möhren für den Hund: Zwei Castrop-Rauxeler Expertinnen verraten, ob das gesund fürs Tier ist.
Vegane Ernährung für Menschen ist schon länger im Trend. Noch neuer ist der Trend, auch das eigene Haustier vegan zu ernähren. Denn viele Veganer möchten aus ethischen Gründen auch ihrem Haustier nichts zu fressen geben, was vom Tier kommt. Doch kann das gut sein?
Elke Balz vom „Refugium für Tiere in Not“ an der Hochstraße rät zumindest bei schon kranken Tieren von einer rein veganen Ernährung ab. „In unserem ‚Refugium‘, das sich als Schutzraum für alte, kranke und gestörte Tiere versteht, verzichten wir völlig auf vegane Ernährung“, sagt sie. „Das Risiko wäre viel zu hoch, dass die ohnehin von Alter oder Krankheit betroffenen Tiere zusätzlich belastet würden.“
Vegane Ernährung bei ausgewachsenen, gesunden Hunden
Gesunde Hunde hingegen könnten durchaus vegan ernährt werden. „Obwohl ich selbst eine große Verfechterin der artgerechten Haltung bin - und dazu gehört für Raubtiere auch die Verfütterung von Fleischprodukten -, würde ich bei ausgewachsenen, gesunden Hunden durchaus eine vegane Ernährung versuchen. Immerhin ist es auf Seiten der Opfertiere Einsparung von Leid“, sagt Balz.
Doch: Es sollte stets sicher gestellt sein, dass das vegane Futter den Vierbeinern schmeckt. „Aus meiner Sicht ist auch das ein wichtiger Aspekt bei der Futterwahl für Hund und Katze“, so Balz. „Ob das bei veganem Futter immer gegeben ist, bezweifle ich.“

Mittlerweile gibt es verschiedenes veganes Futter für Hunde und auch Katzen zu kaufen. © picture alliance / dpa
Justine Lexy ernährt ihre beiden Hunde vegan
Die 34-jährige Justine Lexy hat im Mai ihr Fernstudium zur Tierpsychologin abgeschlossen. Sie hat eine Patenhündin bei Balz im Tier-Refugium: Bianca heißt sie. Gemeinsam mit ihrem Partner hat Lexy zwei weitere Mischlingshunde, die sie seit gut zwei Jahren vegan ernährt. „Ich verfolge keinen Trend, sondern ernähre meine Hunde aus ethischen Gründen vegan“, sagt sie.
„Ich als Tierschützerin und Tierrechtlerin kann die zu schützenden Tiere nicht ausbeuten, aufessen oder an meine Haustiere verfüttern.“
Was den Geschmack des veganen Hundefutterst angeht, hat sie bisher nur positive Erfahrungen gemacht: „Meine beiden und auch die Hunde von Freunden lieben das vegane Futter! Wenn es doch mal etwas zu mäkeln gibt, kann man super mit Pflanzendrink, Räuchertofu, Hefeflocken oder anderen natürlichen Geschmacksverstärkern tricksen“, sagt Lexy.

Justine Lexy mit Tieren aus dem Shelter in der Türkei. © Justine Lexy
Lexy ist aktiv in der Tierschutzorganisation „Peta Zwei Streetteam Dortmund“. Sie hilft gelegentlich auf Lebenshöfen oder Gnadenhöfen aus, hat in Mönchengladbach einen Paten-Waschbär und in der Türkei eine weitere Paten-Hündin.
In der Türkei habe sie zudem schon auf einem Shelter ausgeholfen: „Ruzye, die Hofdame, hat rund 250 Tiere auf 10.000 Quadratmetern. Hauptsächlich Hunde, aber auch Katzen, Esel und Pferde“, erzählt Lexy. Im Frühjahr 2021 werde sie wieder hinfliegen. „Wie man unschwer erkennen kann, sind Tiere mein Leben“, sagt sie.
Vegane Ernährung auch für Hunde gesund
Deshalb ernährt Lexy auch ihre beiden Hunde ohne tierische Produkte. Außerdem sei eine vegane Ernährung für ihre Vierbeiner gesund. „Eine abwechslungsreiche, gut geplante pflanzliche Ernährung ist nicht nur für mich selbst, sondern auch für meine Hunde am gesündesten“, findet Lexy. „Eine Ernährung kann nicht gesund sein, wenn schädliche Bestandteile wie Tierprodukte enthalten sind.“
Die vegane Nahrung habe weniger gesundheitsschädliche Substanzen und Giftstoffe. „Denn nach Untersuchungen des Schweizer Bundesamtes (BGA) und nach Untersuchungen französischer Gesundheitsforscher stammen bereits in humanen Nahrungsmitteln circa 92 Prozent aller Giftstoffe aus Tierprodukten“, weiß die Expertin. „In Tierfutter kommen zusätzlich noch Schlachtabfälle dazu, die für den menschlichen Verzehr nicht geeignet sind.“

Knackige Möhre statt eines Knochens: Viele Veganer möchten aus ethischen Gründen auch ihre Haustiere vegan ernähren. © picture alliance / dpa
Artgerecht könne eine vegane Ernährung auf jeden Fall sein, wenn sie denn gut durchdacht ist: „Es kommt ernährungspyhsiologisch nicht darauf an, WOHER ein Tier die Nährstoffe enthält, sondern DASS es alle Nährstoffe und DASS es so geringe Mengen an schädlichen Nahrungsbestandteilen wie möglich aufnimmt. Das ist bei einer richtig zusammen gestellten veganen Fütterung in optimaler Weise der Fall“, sagt Lexy.
Zudem fördere Tierprotein und die darin enthaltenen Hormone stark Krebs. Die vegane Ernährung sei also sowohl für den Menschen, als auch für den Hund gesünder, solange sie ausgewogen ist, meint Lexy.
Regelmäßige Kontrolle beim Tierarzt
Auch die Kontrolle beim Tierarzt bestätige die positive Auswirkung des veganen Futters. „Ich lasse mindestens alle zwei Jahre, bald einmal jährlich ein großes Blutbild beim Tierarzt machen“, erzählt Lexy. „Die Werte waren nach der Umstellung noch besser als vorher.“ Die beiden fünf und sechs Jahre alten Hunde seien in einem Top-Zustand, freut sich Lexy.

Für Hunde gibt es im Handel unter anderem vegane Kekse. © picture alliance / Britta Peders
Ihre Hunde füttert Lexy zur einen Hälfte mit gekauftem Fertig-Futter und zur anderen Hälfte mit selbst gekochtem Futter. Das selbst gekochte müsse hauptsächlich aus pflanzlichen Eiweißen bestehen, sagt Lexy, „wie zum Beispiel Erbsen, Linsen oder anderen Hülsenfrüchten, Tofu, Quinoa, aus gekochtem oder rohem Gemüse und Obst, etwas hochwertigem Öl - Rapsöl, Leinöl, Distelöl oder Nachtkerzenöl sowie einem Zusatz aus verschiedenen Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen.“
Anschließend werde alles in einem Mixer mit Reismilch oder Wasser zerkleinert. „Das ganze kann man super portionieren, einfrieren und jeden Tag frisch reichen“, sagt Lexy.
„Huhnaroma“: Vegane Ernährung für Katzen nicht so einfach
Katzen habe Lexy selbst keine, sie vermutet aber, dass bei ihnen die vegane Ernährung etwas schwieriger sei. Mit ein paar Tricks sei es dennoch machbar. „Es gibt zum Beispiel ein ‚Huhnaroma‘ als Aroma Spray, welches man über das Futter sprühen kann“, weiß Lexy.
Das erleichtere der Katze den Umstieg. „Da Katzen von Natur aus besonders stark nach dem Geruch gehen und weniger nach dem Geschmack, probieren diese das neue Futter dann schon eher.“
Aus einer beschaulichen Stadt in der Nähe von Bielefeld ins lebendige Dortmund gekommen. Super neugierig und kann besser mit Wörtern Bilder malen als mit dem Pinsel. Hat darum Journalismus und Moderation studiert. Sport- und musikbegeistert.
