
© Tobias Weckenbrock
Kampf dem Eichenprozessionsspinner: Brennhaare sollen erst gar nicht fliegen
Interview
Noch ist die Lage entspannt: Der Eichenprozessionsspinner hat noch nicht die gefährlichen Brennhaare entwickelt. Aber bald wird es soweit sein. Die Bekämpfung in Castrop-Rauxel läuft auf Hochtouren.
Wie wird man dieses Problem los? Der Eichenprozessionsspinner sorgt seit wenigen Jahren für Furore. Ehe Corona kam, war die Raupe dieses Falters die ärgerlichste Erscheinung im Kalenderjahr. Mit ihren gefürchteten Brennhaaren löst die Raupe bei manch einem größere gesundheitliche Probleme aus.
Bei Berührung sind die Beschwerden besonders stark. Das lässt sich auch vermeiden, denn inzwischen kennen die Menschen in Castrop-Rauxel diese Raupen und wissen: Bloß nicht anfassen! Aber selbst wenn man sie nicht anfasst, kann man nicht sicher sein, dass man nicht darunter leiden muss.

Robert Stock kennt die Raupen genau. Er ist Schädlingsbekämpfer. © Tobias Weckenbrock
Schädlingsbekämpfer Kai Kampermann aus Mülheim an der Ruhr, unterwegs im Gänsebusch, schildert das so: Da habe er von Radfahrern gehört, die nach einer schönen Tour am Abend über Atemprobleme klagten; nur, weil sie an einem Gebiet vorbei geradelt sind, in dem die Raupen die Eichenstämme hinauf und hinunter kriechen.
Brennhaare lösen Probleme aus
Die Brennhaare sind nämlich sehr fein und werden vom Wind durch die Luft getragen, gerne auch mal über eine längere Distanz. Darum ist es so sinnvoll, den Vorgang zu unterbrechen, an dem die Raupe in dieses Entwicklungsstadium wechselt, in dem die Brennhaare für uns Menschen zum Problem werden.
Mit einem Mittel namens NeemProtect, das auf die befallenen Stellen aufgesprüht wird, kann man relativ schonend für die restliche Tierwelt, so die Fachleute, gegen die Raupen vorgehen. Die Tiere fressen die Blätter mit dem Mittel und können sich dann später nicht mehr weiter häuten. Dadurch sterben sie aus.
Von einer Kriechsperre, wie sie ebenfalls in Castrop-Rauxel an manch einem Eichenstamm zu sehen ist, hält Kai Kampermann nicht so viel, wie er sagt.
Dann doch eher von den Nistkästen für Meisen: Die hängen seit einigen Monaten an vielen Bäumen im Gänsebusch, dem Waldgebiet zwischen Rütgers-Gelände, Wartburgstraße und Kanalstraße. Hier ist ein EPS-Hotspot in Castrop-Rauxel.

Rund 60 Nistkästen haben die Schädlingsbekämpfer im Frühjahr in den Bäumen im Gänsebusch aufgehängt. © Tobias Weckenbrock
Deswegen hat die Firma Rain Carbon, der das Waldgebiet gehört, die Firma Kampermann beauftragt, hier gegen den Eichenprozessionsspinner vorzugehen. Anwohner-Beschwerden gab es schon viele. Der Fußballclub Victoria Habinghorst mit seinem Sportplatz musste schon mal ein Sommerfest absagen, die Initiative „Save the Planet“ eines ihrer bekannten und beliebten Festivals auf der Waldbühne am Christophorus-Heim direkt am Waldrand.
Auch die Stadt ist gerade aktiv im Kampf
Anfang Juni waren Kai Kampermann und sein Mitarbeiter Robert Stock mal wieder da. Auch der Bereich Stadtgrün und Friedhofswesen ist zuletzt aktiv an den Stellen gewesen, wo in der Vergangenheit Probleme mit der Raupe aufgetreten sind.
Schädlings-Experte Robert Stock im Gespräch mit unserer Redaktion über die Meisenkästen: „Das mit den Meisen braucht leider Zeit. Sie muss öfter vorbeifliegen, bis sie sich darin zurückzieht. Das ist eine biologische Bekämpfung, wir haben 60 Kästen im Gänsebusch aufgehängt. Aber leider zu spät. Das wirkt dann im nächsten Jahr.“

Kai Kampermann ist mit seinem Unternehmen von Rain Carbon beauftragt worden, im Gänsebusch für „Ruhe“ zu sorgen. © Tobias Weckenbrock
Eine Gefahr bestehe derzeit nicht: „Es sind noch keine Nester da, wir sind erst bei der zweiten Häutung“, so Stock. Erst in einem Monat erwarte er die entscheidende und für uns problematische Häutung der Raupen. Oder eben nicht...
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
