Kampf der Bäckereien in Castrop-Rauxel Auffenberg nach Malzers-Ankündigung in Sorge

Kampf der Bäckereien: Auffenberg in Sorge nach Malzers-Ankündigung
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Isabel Auffenberg ist eine Frau der klaren Worte: „Ich kämpfe! Und wir werden hier gewinnen und bis zum Ende meines Lebens da bleiben.“ 75 Mitarbeiter, ihre eigene Familie mit zwei Kindern, das Handwerk, die Ausbildung vor Ort. All das hängt an dieser Entwicklung, sagen sie und ihr Mann Alexander, als wir sie am Dienstag (21.2.) treffen. Wenige Tage nach der Malzers-Entscheidung, an die Ickerner Straße zu ziehen, nach einem Wochenende „voller Sorgen“.

„Dabei hat die Backstube Vieting eine Nachfolge verdient“, sagt Isabel Auffenberg. Aber eben keine dieser Ketten, die in Fabriken produzieren und die „hier nun eine weitere Schneise in den Wald schlägt“, pflichtet ihr Mann Alexander, der Bäckermeister, ihr bei.

„Es stirbt alles aus“, meint Isabel Auffenberg und bezieht sich dabei auf die ganze Stadt: „Keine Fleischer, keine Floristen mehr, weil sie keine Nachfolger haben, die das machen wollen. Alle Innenstädte sehen gleich aus, nur noch Filialisten.“ Sie sitzt in einem Sessel in ihrem neuen Torten-Besprechungsraum am Vinckeplatz, im Rücken die Backstube, in der nachts bis zu 15 Mitarbeiter ihrem Handwerk nachgehen. „Wer belebt denn hier die Gegend wirklich? Das sind die Leute von hier.“

Malzers, sagt sie, werde vermutlich eines der beiden verbliebenen Handwerks-Backcafés zerstören, Kortmann oder Auffenberg. „Es geht auf Kosten des anderen. Ist das die Marktwirtschaft, die wir wollen?“

Auszubildende nur noch außerhalb?

Ein Filialist stelle fünf Angestellte zum Verkauf ein. „Wir stellen zehn ein, weil wir vor Ort produzieren und verkaufen“, sagt Alexander Auffenberg. „Wer bildet aus? Wir machen das seit Jahrzehnten!“ Wenn er nicht mehr wäre, dann müssten junge Leute zur Ausbildung zu Malzers nach Gelsenkirchen fahren. Oder zu Brinker nach Herne. Er hat gerade vier Auszubildende – Konditoren und Bäcker, die filigranen Künstler und die vom etwas gröberen Fach, dem Backen.

„Hätte so manch einer hier nicht vor Jahren Millionen in Immobilien investiert“, sagt Isabel Auffenberg, ohne Namen zu nennen, und hätte „Mein Ickern nicht diese Arbeit geleistet, dann wären die Lichter ausgegangen“. Und jetzt komme einer daher und sage, er belebe den Stadtteil. Sie meint damit den Eigentümer, der nun wie ein „Samariter“ wirke, aber bei den meisten Aktionen der Händler wie Weihnachtsbeleuchtung, Familienfest und Co. nicht dabei gewesen sei.

Thomas Vieting betrieb über Jahrzehnte die Backstube an der Ickerner Straße (hinten im Bild). Im Februar 2023 schloss sie und meldete Insolvenz an. Kurz darauf wurde bekannt, dass gegenüber Bäckerei Malzers ein Lokal eröffnet (links im Bild).
Thomas Vieting betrieb über Jahrzehnte die Backstube an der Ickerner Straße (hinten im Bild). Im Februar 2023 schloss sie und meldete Insolvenz an. Kurz darauf wurde bekannt, dass gegenüber Bäckerei Malzers ein Lokal eröffnet (links im Bild). © Tobias Weckenbrock

„Wir machen alles aus vollster Überzeugung, backen nach den Rezepten von Uroma und Uropa, mischen nichts bei“, sagt Isabel Auffenberg, die einst aus Marl in die Ur-Ickerner Familie kam und nun wie eine „Außenministerin“ den Familienbetrieb repräsentiert.

Sie habe bei den Ickernern nicht gehört, es brauche hier noch einen Bäcker oder ein Café an der Ickerner Straße. „Gewünscht haben sie sich einen Bücher- oder Schuhladen, ein Spielwaren-Geschäft, ein chinesisches Restaurant oder eine Bar, wo man abends noch draußen sitzen kann.“

Auffenberg an der Wachstumsgrenze

Es wird anders kommen. Der Großbäckerei Malzers wird sich in Ickern niederlassen, direkt gegenüber der gerade erst geschlossenen Backstube Vieting. Sie kann vermutlich im Wettbewerb bestehen, denn selbst wenn die neue Filiale nicht gleich schwarze Zahlen schreibt, kann das Unternehmen mit anderen sehr profitablen Geschäften, den „Cash Cows“, quersubventionieren und so dem Wettbewerber die Stirn bieten.

Auffenberg selbst ist auch nicht klein: Die Familie hat inzwischen sechs Verkaufsstellen, hat aber ihre natürlichen Grenzen erreicht. Bei weiterem Wachstum müsste man eine neue Produktionsstätte bauen. Das ist nicht geplant. Man will sich anders wehren. Mit Vernetzung, mit Qualität.

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