
© Foto: JVA, Montage: Victoria Maiwald
JVA Castrop-Rauxel - Darum ist der offene Vollzug sinnvoll
Knast-Serie
Um die 500 Gefangenen leben in der JVA Castrop-Rauxel. Dabei sind sie regelmäßig auf freiem Fuß. Der freie Vollzug soll die Häftlinge fit für ein straffreies Leben machen.
Einst haben junge Bergleute auf dem Meisenhof gelebt. Jetzt sitzen verurteilte Straftäter auf dem 13 Hektar großen Gelände ihre Strafen ab. Wobei absitzen nicht der richtige Ausdruck ist, denn die Häftlinge dürfen das Gelände verlassen. Die Justizvollzugsanstalt Castrop-Rauxel ist ein offener Vollzug.
In insgesamt 12 Hafthäusern können bis zu 567 Häftlinge untergebracht werden, derzeit leben und arbeiten 514 Verurteilte auf dem Gelände. „Der moderne Strafvollzug in Nordrhein Westfalen hat nichts mehr zu tun mit gestreifter Gefangenenkleidung, Pritsche und Blechnapf“, sagt Julius Wandelt, der Leiter der JVA.
Ein kontrollierter Umgang mit der Freiheit und viel Arbeit
Häftlinge können in verschiedenen Arbeitsstätten auf dem Gelände arbeiten. Sie können zum Beispiel in der Schreinerei, Grafikabteilung, der Elektroabteilung, in der Digitalisierung, Zerlegung, Küche, beim Gartenkommando oder in der Tierpflege arbeiten. Darüber hinaus gibt es weitere Einsatzmöglichkeiten. „Außerhalb der JVA ist ein Einsatz in allen Berufen denkbar“, sagt Armin Kersting, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit.
Der offene Strafvollzug soll dazu dienen, die straffällig gewordenen Menschen wieder fit für ein straffreies Leben zu machen. Laut Wandelt gehe das am besten, wenn den Häftlingen ein kontrollierter Umgang mit der Freiheit gegeben wird. „Mauern, Gitter, Zäune und Stacheldraht haben die Gesellschaft in Jahrhunderten nicht entkriminalisiert“, sagt Wandelt.

In insgesamt 12 Hafthäusern können bis zu 567 Häftlinge leben. Daneben gibt es jede Menge Möglichkeiten zu arbeiten. © Foto: JVA, Grafik: Martin Klose
Soziale Kontakte für ein straffreies Leben
Eine Freiheitsstrafe hat auch schädliche Folgen, die nicht gewollt sind. In vielen Fällen verlieren die Verurteilten ihren Arbeitsplatz und den Kontakt zu Familie und Freunden. Das sind Faktoren, „die die Chancen auf Besserung sogar verschlechtern“, sagt Julius Wandelt.
Durch den offenen Vollzug können Beziehungen besser aufrecht erhalten bleiben. Teilweise kann sogar die bisherige Arbeit weiter fortgeführt werden. Wenn dann bei der Entlassung Wohnung, Arbeit und soziale Kontakte vorhanden sind, erhöhe das laut Wandelt die Chancen auf ein straffreies Leben.
Fachdienste unterstützen die Gefangenen
Wer für den offenen Vollzug geeignet ist, wird in einer Eignungsuntersuchung festgestellt. Das gilt auch für Gefangene, die sich am Ende einer längeren Haftzeit befinden. Sie sollen so an das Leben draußen herangeführt werden.
Um die Gefangenen erfolgreich zu resozialisieren und um die Sicherheitserfordernisse gewährleisten zu können, stehen diverse Fachdienste zur Verfügung. Das sind unter anderem Sozialarbeiter, Psychologen und Seelsorger. Insgesamt arbeiten ungefähr 180 Menschen in der JVA.
KNAST-SERIE
HINTER DEN GITTERN DES MEISENHOFS
- In dieser Serie sprechen wir mit verurteilten Straftätern und Bediensteten der Justizvollzugsanstalt Castrop-Rauxel.
- Wir wollen den Menschen in der Stadt so einen Einblick in das Leben hinter den Mauern des Meisenhofs geben.
- *Alle Namen der Inhaftierten in dieser Serie wurden durch die Redaktion geändert.
- Häftlinge beschreiben in der Serie ihre Straftaten, wie sie selbst sie in Erinnerung haben. Zum Schutz der Opfer und Angehörigen haben wir keine weiteren Recherchen unternommen, um auch sie zu befragen.