An Johannis endet die Spargelzeit - aus gutem Grund Castrop-Rauxeler Landwirte ziehen Saisonbilanz

Am Johannistag endet die Spargelzeit: Landwirte ziehen Saisonbilanz
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Am Samstag (24.6.) ist Johannistag – das christliche Mittsommerfest. In der Landwirtschaft ist der 24. Juni gleichzeitig „Spargel-Silvester“. Die Erntezeit des Edel-Gemüses endet an diesem Tag. Eine alte Bauernregel besagt: „Stich den Spargel nie nach Johanni.“

Und das hat einen einfachen Grund. Vom 24. Juni an sind es noch mindestens 100 Tage bis zum ersten Frost. Und diese Zeit brauchen Spargelpflanzen zum Regenerieren. Jede Pflanze bildet aus den übrig gebliebenen Trieben einen üppigen Busch, das sogenannte Spargelkraut. Durch Fotosynthese tankt es Energie und lagert sie in den Wurzeln ein – die Grundlage für Wachstum und Ernte im Folgejahr.

So fest terminiert wie das Ende, so flexibel ist der Anfang jeder Spargelsaison. Und die begann im Vergleich zu den Vorjahren 2023 später. Landwirt Jan Menken aus Castrop-Rauxel-Deininghausen verkaufte im Hofladen an der Oststraße und seinen weiteren Verkaufsständen den ersten Spargel zwar zu Ostern.

Erstmals Spargel vom neuen Feld

„Die ersten vier bis fünf Wochen war es noch zu nass und zu kalt“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Folge: Der Ertrag war noch vergleichsweise niedrig, die Preise höher als in der Spargel-Hochsaison. Während Menkens Mitarbeiter in diesen Tagen die letzten Stangen auf den Feldern stechen, zieht er eine positive Bilanz.

„Ich bin zufrieden“, erklärt er. „Aber wir haben wieder das Niveau von 2019.“ Der Boom während der Corona-Pandemie sei vorbei. Während dieser Zeit stieg der Spargel-Konsum in den Privathaushalten, weil Urlaube und Restaurantbesuche nicht möglich waren.

Jan Menken in der zum Gastraum umgebauten Scheune des Bauernhofes.
In der zum rustikalen Gastraum umgebauten Scheune von Hof Menken gab es während der Saison am Wochenende ein Spargel-Buffet. Im Hochsommer ist sie Veranstaltungsort für besondere Aktionen. © Uwe von Schirp (Archiv)

„Wir haben gut verkauft, aber weniger als in den drei Jahren zuvor“, sagt Menken. Durch sein im vergangenen Jahr neu eröffnetes Geschäft in Bochum-Wiemelhausen habe er Umsatzeinbußen kompensieren können.

Richtig zufrieden ist der Deininghauser mit Ertrag und Qualität des Spargels vom neuen Feld an der Ecke Oststraße/Im Dahl. Zwei Jahre nach dem Einsetzen von 30.000 Spargelsetzlingen gab es in dieser Saison den ersten Ertrag. „Wir haben mehr geerntet, als ich gedacht habe“, sagt Menken. Zurückhaltung war trotzdem angesagt: „Wir haben nicht überstochen, sonst hätten wir nächstes Jahr weniger Ertrag.“

Hof Menken und Hof Sanders betreiben auch außerhalb der Spargelsaison Hofläden. Dort verkaufen sie frische landwirtschaftliche Produkte und Speisen.

Hof Menken, Oststraße 153a, Castrop-Rauxel-Deininghausen
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 9 bis 16 Uhr

Hof Sanders, Hebewerkstraße 73, Castrop-Rauxel-Henrichenburg

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 18.30 Uhr, Samstag von 9 bis 18 Uhr, Sonntag von 10 bis 18 Uhr

Jens Sanders zieht ebenfalls eine positive Bilanz. „Alles in allem bin ich sehr zufrieden“, erklärt der Henrichenburger Landwirt. Das Wetter habe mitgespielt, wobei es in den letzten Wochen ein wenig mehr hätte regnen können. „Es war aber normales Spargelwetter.“

Sanders ist auch angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zufrieden. Der Kilopreis habe etwa zehn bis 20 Prozent über dem der Vorjahre gelegen. Ein Grund war die Erhöhung des Mindestlohns, der sich auf die Stechkosten ausgewirkt habe. Hinzu kam die Inflation mit Preisanstiegen für Dünger und Energie, unter anderem Diesel, auf den Feldern.

Jens Sanders Blick richtet sich nun nach vorn. Auf dem Feld neben dem Hof an der Hebewerkstraße gedeiht der Mais – wegen des kalten und nassen Frühjahrs ebenfalls etwas später als geplant. „Gerade sind wir dabei, das Maislabyrinth zu errichten“, erzählt er.

Jens Sanders auf seinem Bauernhof vor einer Spargel-Spindel und mit Spargel in der Hand.
Jens Sanders, Landwirt aus Castrop-Rauxel-Henrichenburg, freut sich über ienen guten Spargel-Absatz in der Saison 2023. © Tim Türke (Archiv)

Es ist seit Jahren ein beliebtes Ziel für Familien. „Wir wollen es am 1. Juli fertig haben“, sagt Sanders. Dann habe der Mais zumindest für die Kinder die notwendige Höhe. Erwachsene müssen sich gegebenenfalls ein paar Tage mehr gedulden, bevor sie sich auf die Irrwege begeben. Auf einem anderen Acker gedeihen derweil schon die Kürbisse. Sie locken dann im Herbst auf den Bauernhof mit Hofladen.

Jan Menken plant für den Sommer monatliche Aktionen. Die 74 Karten für einen „Spanischen Abend“ in der umgebauten rustikalen Scheune seien innerhalb von neun Stunden ausverkauft gewesen. Die Aktionen bewirbt sein Team über den hofeigenen Newsletter, der über die Website von Hof Menken abonniert werden kann.