
Einen Stand zur Vogelbeobachtung und das Parkhotel, eine Übernachtungsmöglichkeit für dreimal zwei Personen in Kanalrohren, schuf Künstler Andreas Strauss an der Emscher zwischen Ickern und Mengede. © Tobias Weckenbrock
Jedes Wochenende ausgebucht: Betonröhren-Parkhotel an der Emscher ein Erfolg
Stadtgrenze Dortmund/Castrop-Rauxel
Am 14. Mai öffnete „DasParkHotel“ seine bewohnbaren Kanalrohre für die ersten Gäste. Pünktlich zum Beginn der Sommerferien fragen wir nach einem Resümee der Verantwortlichen.
Der Emscherkunstweg ist seit jeher ein beliebtes Ziel für längere Erlebnistouren. Mit der Eröffnung des Parkhotels am Hof Emscher-Auen ist es nun möglich, direkt auf der Grenze zwischen Castrop-Rauxel Ickern und Dortmund-Mengede zu übernachten. Und zwar nicht irgendwie, sondern in Betonröhren.
Damit wird nicht nur die Tour flexibler, es gibt auch gleich etwas zu erleben. Mit dem Projekt „DasParkHotel“ hat der österreichische Künstler Andreas Strauss aus Abwasserkanalrohren eine Mischung aus Kunst und Schlafplatz geschaffen.
DasParkhotel Emscher-Auen: Schlafen im Kanalrohr
Der außergewöhnlichste Übernachtungsort Castrop-Rauxels und Dortmunds ist nach den Parkhotels im Bernepark Bottrop und dem österreichischen Ottensheim der Dritte seiner Art aus Strauss‘ Händen. Und der neue Standort am wunderschönen Emscher-Rückhaltebecken kommt offenbar bestens an: Viele der Nächte in den Sommer-Wochen sind schon ausgebucht.
Mehrere Kooperationspartner
Als Kooperationsprojekt der Emschergenossenschaft und der Urbanen Künste Ruhr ergänzt es das bestehende Event-Angebot am Hochwasser-Rückhaltebecken. Unterstützt wird das Ganze durch die Gefangenen der Justizvollzugsanstalt Meisenhof, einem Gefängnis in direkter Nachbarschaft im offenen Vollzug.
„Die natürliche und direkte Kommunikation zwischen Gefangenen und Besuchern“, bezeichnet Julius Wandelt, Chef im Castrop-Rauxeler Knast, als „sehr förderlich für beide Seiten.“ So würden Vorurteile abgebaut, während es zu angeregten Dialogen zwischen den unterschiedlichsten Menschen kommt.
Ilias Abawi, Pressesprecher der Emschergenossenschaft, empfindet dieses positive Miteinander vor Ort sogar mit einem „Event- und Abenteuercharakter“: Der sorge dafür, dass alle Beteiligten auf besonders ausgelassene und entspannte Weise miteinander umgehen. „Das Parkhotel hat sogar für mehr positive Resonanz gesorgt, als die Emschersanierung selbst“, sagt Abawi mit einem Lachen.
Corona-Pandemie führt noch zu Zurückhaltung
Wie positiv das Parkhotel die Besucherzahlen des Hofes Emscher-Auen mit seinem Cafébetrieb beeinflusst, lässt sich noch nicht genau sagen: Die Covid19-Pandemie und die Zurückhaltung der Gäste sei weiterhin spürbar, auch im Café, sagt Wandelt von der JVA.
Doch Abawi und Wandelt sind sich einig: Das Parkhotel ist eine Bereicherung. Sowohl für Gäste, die eine außergewöhnliche Nacht hier verbringen können, als auch für die Gefangenen der JVA, die die Rohre nach der Abreise der Gäste reinigen. Auch wenn die Rohre am Mittwochvormittag gegen 9.30 Uhr bei einem Ortstermin unserer Redaktion schon leer waren: Uwe Frisch, der am Hof Emscher-Auen mitarbeitet, sagt auf Anfrage: „Wir sind seit der Eröffnung praktisch jedes Wochenende ausgebucht. Und in den Sommerferien erwarten wir noch deutlich mehr Gäste.“
Künstler freut sich über viele „Enthusiasten“
Und was sagt der Künstler selbst, der hier wochenlang an den Hotel-Rohren arbeitete? Andreas Strauss, den wir nach mehreren telefonischen Versuchen erst per E-Mail erreichen, sieht „DasParkHotel“ als Ganzes als langjährigen Erfolg. Er betont dabei den hohen künstlerischen Wert des Projekts, der erst durch die vielen Enthusiasten erreicht werde, die sich über die vergangenen 17 Jahre um ihn herum angesammelt haben. Auf die Resonanz der Gäste angesprochen, bewertet er sein Projekt bescheiden als „recht gelungen“.

Einen Stand zur Vogelbeobachtung und das Parkhotel, eine Übernachtungsmöglichkeit für dreimal zwei Personen in Kanalrohren, schuf Künstler Andreas Strauss an der Emscher zwischen Ickern und Mengede. © Tobias Weckenbrock
„In Castrop-Rauxel freue ich mich aber auch zusätzlich über das Inside-Outsight-Konzept des Hügels mit Loch“, schrieb er auf unsere Anfrage. Hügel mit Loch nennt er dabei seine kleine Vogelwarte, die er wenige Meter entfernt aus Tunnelblech, ebenfalls ein ganz üblicher Werkstoff aus dem Tiefbau, errichtet hat.
Es scheint sich schon nach wenigen Wochen klar abzuzeichnen: Seinem Ziel, Menschen bei „ihrer Sehnsucht nach Auszeit“ zu helfen, ist er auf der Stadtgrenze Castrop-Rauxel / Dortmund nahe gekommen.
Gebürtige Gelsenkirchenerin des Jahrgangs 1995. Interessiert an Literatur, Wissenschaft und Politik. Fasziniert von den soziokulturellen und medialen Entwicklungen innerhalb unserer Gesellschaft.