Zwei Rehe auf einem der neu aufgeschütteten Wälle am Freitag, ein totes Reh im hohen Gras am Samstag: Bilder von einem Anwohner der Baufläche Am Emscherufer.

Zwei Rehe auf einem der neu aufgeschütteten Wälle am Freitag, ein totes Reh im hohen Gras am Samstag: Bilder von einem Anwohner der Baufläche Am Emscherufer. © privat

Reh am Emscherufer in Castrop-Rauxel nicht durch Bauarbeiten getötet

rnVideo widerlegt

Das Video nahm ein Anwohner auf. Er entdeckte ein totes Reh am Rande des Castrop-Rauxeler Baugebiets Am Emscherufer und kommentiert es. Doch vieles, was er sagt, darf als widerlegt gelten.

Habinghorst

, 12.09.2022, 19:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Hunderte Castrop-Rauxeler haben dieses Video gesehen. Es ist am Wochenende in der Facebook-Gruppe „Du bist Castroper, wenn...“ rauf und runter diskutiert worden. Es wurde über WhatsApp verschickt, war auf dem Handy von Kommunalpolitikern und anderen, die zum Teil entrüstet reagieren. Aber was steckt hinter diesem Video? Was stimmt, was ist Vermutung, und was sogar falsch?

Ein Anwohner nahm es am Samstag (10.9.) auf, als er in seinem Garten an der Heerstraße stand und auf das Gelände blickte, über das seit rund zwei Wochen Bagger, Planierraupe und Walze fahren. Sie bereiten das Baugebiet „Am Emscherufer“ vor.

Seit 20 Jahren schon diskutiert man über das „Wohnen an der Emscher“. Das letzte, aber wohl größte Kapitel hierzu war der Kampf um die „Alte Eiche“. Doch seit einiger Zeit ist politisch beschlossen, dass hier rund 50 Wohneinheiten auf 27 Grundstücken entstehen: weitgehend Ein- und Zweifamilienhäuser, wenige Mehrfamilienhäuser. Aber Ruhe kehrt nicht ein. Vor allem nicht bei Anwohnern. Der Mann, der dieses Video im Internet teilte, sagt: „Ich habe das Reh am Samstag gefunden.“

Jäger: Das Tier ist eines natürlichen Todes gestorben

Es lag auf der Grünfläche zwischen seinem Garten und dem Bauzaun, der schon länger dort stehe. „Ich habe die Feuerwehr angerufen, doch die sagte, sie sei nicht zuständig. Dann habe ich die Polizei angerufen. Die sagte: Wir kümmern uns. Sie würden einen Jäger schicken.“ Der stellte am Montag nach übereinstimmenden Angaben von Investor Dreigrund und Stadt Castrop-Rauxel gegenüber unserer Redaktion fest: Das Tier ist eines natürlichen Todes gestorben.

„Es gibt keinen Zusammenhang mit den Bauarbeiten“, sagte Torsten Velhorst von der Firma Dreigrund. „Es war abgemagert, zwei oder drei Jahre alt, und aufgrund von Hunger oder Krankheit gestorben. Es hatte keine Verletzungen und keine Hetz- oder Jagdsymptome.“ Und die Stadt gab die Information ihrerseits am Montag auch der Fraktion Die Linke, die dort angefragt hatte. Es sei eine „systemische Todesursache“, zitiert das Bauordnungsamt den Jagdpächter.

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Im Video kommentiert der Mann noch, es habe schon 100 tote Igel gegeben, weil die Bauarbeiter keine Rücksicht nähmen. Dabei habe er mit anderen schon vor Monaten Igel gerettet und anderswo ausgesetzt.

Velhorst holte Gutachter: Drohne und Artenschutz-Fachmann

Torsten Velhorst glaubt das nicht: Warum sollte die Firma Tiere töten? Man wisse doch, dass es dann schlechte Nachrichten gebe. „Daran haben wir überhaupt kein Interesse.“ Es sei anders: „Wir haben am 28.8. durch zweimalige Befliegung mit einer Drohne um 6.30 Uhr und um 7.15 Uhr die faktische Situation vor Ort erfasst.

Beim ersten Flug wurden Rehe gesichtet, die aufgrund des Drohnenflugs weggelaufen sind. Beim zweiten Befliegen waren keine Rehe da. Am 29.8. war zudem ein Artenschutz-Gutacher auf der Fläche und hat nach schützenswerten Arten geschaut. Er hat uns bestätigt, dass das nicht der Fall ist. Dann sind wir auf die Fläche gegangen.“ Diese Aussagen stützt die Stadt, der die Unterlagen der Gutachter (Kitzrettung NRW / Jungesblut) bei der Bauordnung vorliegen.

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Der Anwohner meint, es habe zwar eine Drohne die Fläche nach Tieren abgesucht, aber nicht wie Velhorst sagt am Morgen, sondern bei 30 Grad mitten am Tag. „Da findet man auch nix“, sagt er. Doch tote Igel konnte der Anwohner auf Nachfrage unserer Redaktion nicht belegen.

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Die bauvorbereitenden Arbeiten seien nun abgeschlossen, so Velhorst, die Fläche nach Kampfmitteldetektion freigegeben: „Nichts gefunden“, sagt der Investor. Nun stehen Abstimmungen mit dem EUV an, dann kann erschlossen werden. Verkauft sei noch nichts, aber die Liste der Interessensbekundungen lang.

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