Zwölf potenzielle Käufer hatten Interesse an der Immobilie, am Ende machte Konstantinos Boulbos das Rennen. Der 66-jährige Castrop-Rauxeler griechischer Abstammung ist der neue Besitzer der Residenz am Festspielhaus. „Neio“ heißt sein mittelständiges, familiengeführtes Unternehmen im Gesundheitswesen, das sich auf Pflege, Betreuung und Wohnen im Alter spezialisiert hat und das durch eine Doppel-Insolvenz zuletzt gehörig in Schieflage geratene Haus in Recklinghausen wieder auf Vordermann bringen will. Die Revitalisierung an der Josef-Wulff-Straße ist damit das dritte Recklinghäuser Großprojekt für den Mediziner und Geschäftsmann, der seit 1981 in Deutschland lebt.
Wie berichtet, wird Boulbos gemeinsam mit dem Recklinghäuser Ex-Zeitungsverleger Kurt Bauer und Rechtsanwalt Ralph Potthoff-Kowol, ebenfalls aus Castrop-Rauxel, auf der Breiten Straße in zentraler Innenstadtlage nicht nur die Hausnummern 4 (früher Zeitungshaus Bauer) und 6-10 (ehemals u.a. Weiser) abreißen und in eine Mischung aus Wohnungen, Einzelhandel und Gastronomie verwandeln. Just erhielt er auch den Zuschlag für ein weiteres marodes, altes Gebäude an der Breiten Straße 14a-16 (früher u.a. Studio 63), wo ebenfalls Wohnungen und Einzelhandel entstehen sollen.
Wertig, aber nicht elitär
„Wir sind gekommen, um zu bleiben. Wir sehen das Potenzial in Recklinghausen. Wir sind keine Spinner, wissen, was wir tun“, sagt Konstantinos Boulbos mit Blick auf die turbulente Vergangenheit der Residenz am Festspielhaus im Gespräch mit dieser Redaktion. Denn viele Jahre hing bekanntlich das Damokles-Schwert der Insolvenz bleiern über dem Drei-Säulen-Haus mit Hotel, Pflegebereich und betreutem Wohnen. Zuletzt hatte die Levantus AG die Residenz dermaßen heruntergewirtschaftet, dass die Pflegestation Ende Februar notfallmäßig geräumt und das Hotel geschlossen werden musste. Mehr als 100 Angestellte verloren ihren Job. Da parallel auch der Immobilienbesitzer, der Fonds 11 AvR Recklinghausen Grundstück Verwaltungs GmbH & Co. KG, Insolvenz anmelden musste und eine Bank Grundpfandgläubiger wurde, übernahm die BRL-Kanzlei aus Hamburg als Insolvenzverwalter das Ruder und managte den Investorenprozess.

Das „Neio“-Konzept erhielt schließlich den Zuschlag. Ende August werde er den Vertrag unterschreiben, mehr als 20 Millionen Euro investiere er in das große Haus nebst Grundstück, verrät Konstantinos Boulbos. Denn der Mann, der als Hausarzt in Castrop-Rauxel begann und sich inzwischen ein mittelgroßes Immobilien- und Pflege-Imperium aufgebaut hat, will den in die Jahre gekommenen Gebäudekomplex (Baujahr 1997) in ein modernes Wohnquartier verwandeln. „Es wird in Zukunft weder ein Hotel noch einen Pflegebereich, sondern attraktive Wohnungen für Seniorinnen und Senioren geben. Wertig, aber nicht elitär.“ Je nach Wunsch und Bedürfnis zahle man entweder nur Kaltmiete und Nebenkosten oder könne diverse Service-Pakete für eine Rundum-Betreuung dazubuchen.
40 bis 50 neue Arbeitsplätze
Ein für alle offenes Restaurant im mittleren Preissegment mit gut-bürgerlicher Küche, das auch die Verpflegung der Bewohnerinnen und Bewohner übernimmt, und eine Infrastruktur mit Mini-Supermarkt, Frisör etc. sollen das Ganze abrunden. „Wir haben viele Ideen, im ehemaligen Hotelpool könnte man zum Beispiel Babyschwimmen anbieten, es gibt Kegelbahnen, das gesamte Wohnumfeld und verschiedene Generationen sollen am Ende profitieren. Wir übernehmen alle jetzigen Mitarbeiter und schaffen rund 40 bis 50 neue Arbeitsplätze am Standort“, erklärt der neue Besitzer.
Er sagt ausdrücklich „Wir“, denn mit den Söhnen Stefan (35), Alexander (34) und Nikolas (28) sitzt schon die zweite Familiengeneration im Unternehmen – und soll die Geschäfte bald übernehmen. „Ich bin die graue Eminenz im Hintergrund“, sagt Konstantinos Boulbos lachend.
Seine drei Kinder informieren auch am Mittwoch (17.7.) die knapp 40 verbliebenen Bewohnerinnen und Bewohner mit ihren Angehörigen und das kleine Betreuer-Team über die Veränderungen. In den kommenden Wochen werde das neue Konzept im Detail ausgearbeitet. Im September/Oktober könnten dann schon die neuen Vermietungen starten, damit das Haus sich schnell wieder mit Leben füllt. Bis dahin soll auch der neue Name stehen, die Residenz am Festspielhaus ist dann endgültig Geschichte in Recklinghausen.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 17. Juli 2024.