Seine Söhne sind Feuer und Flamme fürs Bauhandwerk. Und wenn man auf die Instagram-Seite von Andy Mess (37) aus Ickern schaut, sieht man ihn mit Tochter Leonie (5) auf einer Baustelle in einem Keller. Der Heizungs-, Sanitär- und Klima-Installateur erlebt einen Boom, wie er ihn nicht erwartet hätte. Alle wollen Heizungs-Beratung, seit die Bundesregierung das Gebäudeenergiegesetz erlassen hat. Aber es geht für ihn in die falsche Richtung.
2011 gründete er das eigene Unternehmen. Aber erst im Dezember 2022 war für den Meister, den Brief hat er schon seit 17 Jahren, klar: Er kündigt bei der Firma, wo er angestellt war, und macht sein eigenes Ding. Jetzt wächst das Unternehmen, zieht in die Altstadt um und hat fast nur ein Thema: Heizungsbau, Heizungstausch, Heizberatung. „Eigentlich sollte das alles viel sanfter anlaufen“, sagt Andy Mess. Aber jetzt stellt er schon Mitarbeiter Nummer 5 ein.
Nachdem wir über seinen Umzug zur Oberen Münsterstraße gesprochen haben, geht das Thema automatisch über zu seiner Auftragslage: „Die ist bombastisch“, sagt er. Darum arbeite er selbst auch auf den Baustellen mit. „Aber ab Oktober hoffe ich auf mehr Zeit fürs Büro, Rechnungen und einen intensiveren Kundendienst. Die Beratungssachen werden immer wichtiger, denn die Leute werden immer verunsicherter“, sagt Mess.
Er sei schon seit Jahren der Meinung, dass sich viel getan habe, dass Heizungen immer effizienter geworden seien. „Aber sie müssen auch zum Haus passen. Wir haben so viele Kunden, die sagen, sie hätten in ihrem Haus in Ruhe über Jahre alles gedämmt, das Dach, die Wände, um nun auf Wärmepumpe umstellen zu können. Jetzt ist es aber leider anders. Sie sagen: ‚Bau mir schnell noch eine neue Therme ein, damit ich 30 Jahre Ruhe habe. So lange es noch geht. Die Leute“, sagt Andy Mess, „fühlen sich bevormundet. Und die wenigsten wollen sich vorschreiben lassen, was sie tun, sondern wollen selbstbestimmt sein.“
Wärmepumpen recht wenig gefragt
Wärmepumpen seien aktuell bei weitem „nicht so gefragt, wie die Regierung sich das wünschen würde“, sagt Mess. Bei sich im neuen Schauraum ausstellen werde er sie wohl trotzdem. „Obwohl es die gerade schnell zu beschaffen gibt“, so der Experte. „Stattdessen warten wir auf neue Gasbrennwertgeräte inzwischen vier oder fünf Monate“, sagt er über die Lieferzeiten.
Wenn in der Politik behauptet werde, für 20.000 Euro könne man auf eine Wärmepumpe umrüsten, dann muss er der Realität ins Auge blicken: „Da kommt man einfach nicht mit hin“, sagt er. „Ich muss rund 35.000 Euro mitsamt Umbau einplanen, je nach Voraussetzungen. Und wenn ich den Kunden dann noch sage, dass sie besser erst das Haus dämmen sollten, damit der Stromverbrauch nicht in die Höhe schnellt, dann sind sie raus.“ Wenn jemand den Goldstandard habe, also ein gut gedämmtes Haus mit Solaranlage, dann liege die Technik auf der Hand.
Um Missverständnissen vorzubeugen, unterstreicht er: „Die Ziele der Bundesregierung sind richtig. Wir müssen dahin kommen, dass wir effizienter werden. Nur der Weg dahin ist falsch: Der ist einfach zu kurz gewählt.“ Die Fehler, die heute aufliefen, habe man vor zehn Jahren gemacht, als zum Beispiel auch die Solarindustrie abgewandert ist. „Das rächt sich heute bitterböse“, findet Andy Mess.
Er könne Bäder umbauen, Klimatechnik einbauen. Aber gerade kenne er nur ein Thema: „Wir machen fast nur Heizung. Die Leute haben das Geld für neue Badezimmer, aber sie investieren es anderswo.“ Auch in die Arbeit, die Andy Mess mit seinem Unternehmen leistet.
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