Speist man in der Kulisse, dem Wohnzimmer der Altstadt, so gut wie daheim auf dem eigenen Sofa? Wir waren zum Restaurant-Check dort und stellen fest: Man isst hier bedeutend besser.
Egal ob als (Stamm)kneipe, Station der Nachtfahrt, der Gourmet-Safari oder bei „Castrop kocht über“: Karin und Roland Wischermann sind mit der Kulisse, dem „Wohnzimmer der Altstadt“, eine feste Größe in Castrop-Rauxel. Und das schon seit über einem Vierteljahrhundert. Die Küche der Kulisse bietet für den hungrigen Gast Handfestes für den Gaumen und dazu Flüssiges für den Geist.
Der vordere Gastbereich der Kulisse
Den Termin für unseren Restaurant-Check legen wir auf einen Samstagabend. Sicherheitshalber haben wir reserviert. Um kurz nach halb sieben haben wir noch relativ freie Platzwahl und entscheiden uns, nachdem wir freundlich von Karin Wischermann und ihrem Team an der Theke in Empfang genommen wurden, für einen Tisch in der Nähe der Küche.
Unsere Getränkewünsche nimmt die Bedienung entgegen, lässt uns im Austausch schon einmal die Speisekarte da. Die Auswahl ist relativ übersichtlich, aber von verschiedenen Salaten über Ofenkartoffeln bis hin zu Schnitzelgerichten und Burgern findet sich etwas für jeden Geschmack.
Wenn der Koch den Hammer schwingt
Entgegen meines ursprünglichen Plans, einen der viel gelobten Burger zu testen, entscheide ich mich spontan für die Bierkutscherpfanne. Die besteht, so die Verheißung der Speisekarte, aus einem Schnitzel mit Tomate und Käse überbacken in Altbiersoße mit Bacon und Bratkartoffeln. Klingt schön deftig und gut bürgerlich. Meine Begleitung mag es diesmal lieber etwas puristischer und ordert eine Ofenkartoffel mit Putenbruststreifen und Sour Cream.
Kurze Zeit danach vernehmen wir im Hintergrund aus der Küche Klopfgeräusche. Die Mutmaßung, da werde wohl gerade mein Schnitzel geklopft, bestätigt sich im an das Essen anschließenden Gespräch mit Karin Wischermann. Denn die Schnitzel in der Kulisse werden, so die Inhaberin, frisch zubereitet.
Altbiersauce gibt Geschmackskick
Etwa 20 Minuten später steht unser Abendessen dann dampfend vor uns auf dem Tisch. Auf den ersten Blick gefällt mir besonders die Anrichteform meines Schnitzels nebst Bratkartoffeln in einer heißen Pfanne. Und auch geschmacklich weiß die Bierkutscherpfanne zu überzeugen. Die Bratkartoffeln sind außen schön knusprig und gut abgeschmeckt. Frische Frühlingszwiebeln und knusprig gebratene Speckwürfelchen runden das Ganze ab. Sehr lecker.

die Bierkutscherpfanne in der Kulisse überzeugt optisch und kulinarisch auf ganzer Linie. © Matthias Stachelhaus
Das mit Käse, Tomatenscheiben und Baconstreifen überbackene Schnitzel, der Hauptakteur auf meinem Teller, trifft ebenfalls voll ins Schwarze. Zart, keine Sehnen und fluffig aufliegende Panade – was will man mehr? Einen herben, aber angenehmen Geschmackskick hinterlässt die Altbiersoße, die wohldosiert als Spiegel unter Schnitzel und Bratkartoffeln liegt. Das kräftige Bieraroma der Soße ist zwar immer da, überdeckt aber nicht den Geschmack von Fleisch, Kartoffeln, Käse oder Tomaten. Richtig gute gut-bürgerliche Küche.
Ofenkartoffel trifft Hahn aus der Pfanne
Die Ofenkartoffel meiner Begleitung macht optisch so viel her, wie man es von einer Ofenkartoffel kennt. Ein Klassiker eben. Die Sour Cream wird, wie bei der Bestellung gewünscht, in einem eigenen Schälchen mitgeliefert. Geschmacklich kann auch meine Begleitung keinesfalls klagen. Kartoffel und Hähnchenstreifen sind „sehr lecker“ und auch die Sour Cream mit frischen Frühlingszwiebeln schmeckt ihr gut.

Zur Ofenkartoffeln mit Hähnchenstreifen gibt es frische Sour Cream. © Matthias Stachelhaus
Auf beiden Tellern finden sich zusätzlich noch Salatgarnituren. Bei mir sauer angemachter Bohnensalat; und bei meiner Begleitung gibt es noch Gurkensalat mit dazu. Auch hier munden beide Varianten sehr gut.
Einziger Wermutstropfen: Nach diesem opulenten Mahl sehen unsere Mägen sich völlig außerstande, auch noch ein Dessert aufzunehmen. Ein Espresso passt gerade noch so rein.
Gegen halb acht ziehen wir dann mit gut gefüllten Bäuchen und wohligem Gefühl vom Wohnzimmer in der Altstadt in das heimische Wohnzimmer um.
Der Service
Von der Begrüßung über die Bedienung bis hin zur kurzen Nachfrage während des Essens, ob denn alles so schmeckt, stimmt beim Service in der Kulisse alles. Das Ganze immer mit einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht. Wir haben uns als Gäste ausgesprochen wohl gefühlt.
Familienfreundlichkeit
Auf den ersten Blick ist die Kulisse zwar kein klassisches Familienrestaurant. Aber auch auf junge Gäste ist man hier eingestellt, wie Karin Wischermann uns verrät. Kinderhochstühle stehen auf Nachfrage jederzeit bereit, und aus der Küche gibt es auch kleine Schnitzel, Pommes oder den Burger halbiert. Für den Zeitvertreib, bestimmt nicht nur bei den Kids, sorgt eine Auswahl an Brettspielen, die in der Kulisse zur Verfügung steht.
Barrierefreiheit
Die Gasträume und Toiletten der Kulisse kommen ohne Stufen aus. Zugegeben: An manchen Stellen kann der Durchgang etwas eng werden, aber Stühle kann man zum Glück ja auch mal kurz zur Seite schieben. Lediglich der Zugang zur Kegelbahn im Keller erfordert das Überwinden von Stufen.
Preise
Unser gesamtes Ensemble an diesem Abend kostet uns am Ende, nebst zwei Cola, einem Weizenbier und dem Espresso gerade einmal 29,30 Euro. Das Preis/Leistungsverhältnis der Kulisse ist ausgezeichnet.
Anfahrt/Parken
Parken kann man dort, wo man in der Altstadt eben einen Parkplatz findet. Die Kulisse liegt so zentral, das man innerhalb weniger Minuten vom Marktplatz, dem Biesenkamp, an der Glückaufstraße oder der Thomasstraße hinlaufen kann. Wer mit Bus und Bahn unterwegs ist, fährt bis zum Münsterplatz oder steigt am Bahnhof Süd aus. Beide sind ebenfalls nur wenige hundert Meter von der Kulisse entfernt.
Das sagt das Netz zur Kulisse
Auf 4 von 5 möglichen Sternen schafft es die Kulisse bei den Google-Rezensionen. 152 Nutzer haben hier ihre Bewertung abgegeben.
Bei Facebook sind es sogar 4,8 von 5 Sternen bei 57 Stimmen. (Stand 18. März 2019)
Der überwiegende Teil der Rezensionen für die Kulisse schreibt nur in den höchsten Tönen vom Wohnzimmer in der Altstadt. „Unglaublich leckeres Essen und die beste Kneipe in Castrop!“, heißt es da etwa. Es gibt aber auch einige wenige schlechte Bewertungen, wie „Leider nicht besonders gut, wenn es ums Essen geht.“
Fazit
Wir haben uns in der Kulisse sehr wohl gefühlt. Die Wohnzimmeratmosphäre, wie im Namen versprochen, kam bei uns an. Das Essen hat uns auf ganzer Linie überzeugt und auch die freundliche Bedienung bleibt für uns in guter Erinnerung. Schaut man dann am Ende noch auf die günstigen Preise, können wir hier keine Kritikpunkte finden. Wir kommen bestimmt gerne mal wieder vorbei.
Restaurant-Infos
Kulisse – Das Wohnzimmer in der Altstadt, Münsterstraße 1B, 44575 Castrop-Rauxel. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 16 Uhr (Winter 17 Uhr) bis 0 Uhr, Samstag von 10.30 bis 1.30 Uhr und Sonntag von 17 bis 22 Uhr. Die Küche ist täglich ab 18 Uhr geöffnet. Reservierungen unter Tel. (02305) 21203. Weitere Infos auch auf der Facebookseite der Kulisse.
So funktioniert der Restaurant-Check
Wir gehen ohne Ankündigung in die jeweiligen Restaurants – als ganz normale Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Lokale so, wie wir über sie mit Freunden und Bekannten sprechen würden – mit ihren Schwächen und Stärken.Beruflicher Quereinsteiger und Liebhaber von tief schwarzem Humor. Manchmal mit sehr eigenem Blick auf das Geschehen. Großer Hang zu Zahlen, Statistiken und Datenbanken, wenn sie denn aussagekräftig sind. Ein Überbleibsel aus meinem Leben als Laborant und Techniker. Immer für ein gutes und/oder kritisches Gespräch zu haben.
