Die Breite der Radwege, die Ampelschaltungen für Radfahrer, und die Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen sind äußerst wichtig für sicheres Radfahren. Können sich Radfahrer in Castrop-Rauxel sicher fühlen? Gerade diese Punkte wurden im letzten Fahrradklima-Test des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) besonders negativ bewertet.
Lothar Widlitzki, Ortsgruppensprecher des ADFC Castrop-Rauxel, erklärt die Gefahren, die durch das illegale Parken auf Rad- und Gehwegen entstehen können: „Radfahrer müssen in den fließenden Autoverkehr ausweichen. Dazu ist ein Schulterblick erforderlich, meistens auch eine Reduzierung der Geschwindigkeit. Falls der Platz nicht ausreicht, muss der Radfahrer anhalten. Genauso ärgerlich, behindernd und gefährlich ist das Parken auf Gehwegen. Autos engen den Platz so stark ein, dass Menschen im Rollstuhl oder mit Kinderwagen nicht mehr weiterkommen.“

Fußgänger auf der Dortmunder Straße in Frohlinde, zum Beispiel, werden durch das halbseitige Parken auf den Gehwegen im nicht gekennzeichneten Bereich behindert. Radfahrer sind der Gefahr des „Dooring“ ausgesetzt, d.h. die Unfallgefahr ist beim Öffnen der Fahrzeugtür sehr groß.
Gefährliche Situationen
Wir schauten uns weitere problematische Stellen im Stadtgebiet an. Im Kreisverkehr am Neuroder Platz in Schwerin können Radfahrer vor Probleme gestellt werden, wenn sie die Ausfahrt in Richtung Altstadt nehmen möchten. Der Radweg beginnt unmittelbar hinter der Ausfahrt, ist allerdings häufig versperrt durch parkende Autos. Was ist die Folge? Radfahrer müssen sich in den Autoverkehr eingliedern.
Eine ähnliche Situation findet man an der Bochumer Straße in Obercastrop. Kurz hinter der Einmündung der Cottenburgstraße beginnt der Radweg in Richtung Altstadt. Für einen Besuch im gegenüberliegenden Restaurant wird das Auto schon mal auf dem Radweg geparkt. Die Folge: Radfahrer müssen sich in den fließenden Verkehr einreihen.

Drittes Beispiel: der Radweg an der Bahnhofstraße. Gerade morgens zu Schulbeginn wird der Weg entlang der Willy-Brandt-Gesamtschule oft durch anhaltende Autos blockiert. Die Unannehmlichkeiten für Radfahrer werden durch die Bushaltestelle noch verstärkt.

Ein anderes Problem lässt sich auf der Grutholzstraße beobachten. Nachmittags und an den Wochenenden stehen bis zu drei LKW, oft große Sattelzüge, auf der Brücke über die A42, was zu mangelnder Übersicht bei allen Verkehrsteilnehmern führt. Durch die Verengung auf der Brücke leiden vor allem Radfahrer unter der Situation. Nach Queren der Brücke auf dem schmalen abgetrennten Bereich müssen sie aufgrund der parkenden LKW auf die Fahrbahnmitte ausweichen. Sie haben dabei schlechte Sicht auf die Fahrbahn. Entgegenkommende Autos sehen die Radfahrer ebenfalls sehr spät.
Paketdienste unter Zeitdruck
Ein leidiges Thema ist das Anhalten oder auch Parken von Lieferwagen der Paketdienste auf Rad- und Gehwegen. Lothar Widlitzki hat unterschiedliche Erfahrungen gemacht, zeigt aber ein gewisses Verständnis für die Auslieferungsfahrer: „Sie stehen unter hohem Zeitdruck. Einige Fahrer sind sich bewusst, dass sie falsch parken. Wenn man sie anspricht, sind sie freundlich, entschuldigen sich und nehmen Rücksicht. Das kann man leider nicht von allen Paketdiensten sagen.“

Was sagen die Lieferdienste dazu? Der Logistikdienstleister Hermes erklärte auf unsere Anfrage hin: „Unsere Zusteller sind selbstverständlich angehalten, sämtliche Verkehrsregeln einzuhalten sowie Radwege und andere verkehrsrelevante Flächen nicht zu blockieren. Gleichzeitig möchten wir darauf hinweisen, dass die Situation in Innenstädten durchaus anspruchsvoll ist: Die Straßen sind voller, das Verkehrsaufkommen hoch, Halte- und Parkmöglichkeiten dagegen rar. Diese Umstände stellen unser Zustellpersonal täglich vor große Herausforderungen.“
Um dieser Problematik zu begegnen, beschäftigt sich Hermes mit alternativen Zustellkonzepten: „So können u.a. Lastenräder in Kombination mit Mikrodepots helfen, die angespannte Verkehrssituation in Innenstädten zu entschärfen.“
Hohe Bußgelder
Wie wird eigentlich das Parkverhalten in Castrop-Rauxel kontrolliert? Laut Presseamt der Stadt kontrollieren die Politessen und Politeure des Bereichs Ordnung den gesamten ruhenden Verkehr. Dazu gehört auch das Parken auf Geh- und Radwegen. Dazu Lothar Widlitzki: „Leider sind die Kontrolleure in unserer Stadt nur zu Fuß unterwegs. Daher ist die Entdeckung von Falschparkern nicht sehr hoch. In anderen Städten, wie zum Beispiel in Bochum, sind die Mitarbeiter per Fahrrad „auf Streife“.“ Laut ADFC besteht die Möglichkeit für die Bürger, Falschparker mit einer „Drittanzeige“ beim Ordnungsamt anzuzeigen, das dann den Vorgang weiterverfolgt.
Womit muss man rechnen, wenn man doch einmal beim Falschparken erwischt wird? Da das Halten und Parken auf Radwegen oder Schutzstreifen mindestens ärgerlich, häufig aber gefährlich bis lebensgefährlich ist, hat der Gesetzgeber die Bußgelder deutlich erhöht: Falschparken kostet bis zu 110 Euro und kann mit einem Punkt im Fahreignungsregister bestraft werden.
Volker Anderl macht Fahrräder fit für den Frühling: Die Kunden stehen in Castrop-Rauxel Schlange
Bäume werden für neuen Super-Radweg gefällt: Reporterin Tabea Bremer vor Ort in Merklinde
Aus für Radstation und 26 Beschäftigte: Roland Randermann (63): „Viele brauchen die Kohle“