
© Matthias Stachelhaus
Ickerner Sparkassenkunde ist sauer - Bargeld gibt’s nur noch am Automaten
Bankautomaten
Bargeld gibt es in der Sparkasse in Ickern nur noch am Automaten. Einige Kunden sind davon überhaupt nicht begeistert. Sie fühlen sich unsicher und schlecht bedient.
Wer in der Sparkasse in Ickern Geld abheben möchte, kann dies nicht mehr, wie früher, direkt am Schalter. Die Filiale verfügt seit ihrem Umzug in die Räume an der Ickerner Straße 32 bis 24 über ein neues Selbstbedienungssystem.
Kunden bekommen ihr Geld dabei nicht mehr am Schalter ausgezahlt, sondern erhalten stattdessen eine sogenannten „White-Card“ (zu deutsch: weiße Karte) in Form einer Bankkarte. Mit der können sie den angefordeten Geldbetrag dann im Foyer vom Geldautomaten abholen.
Kunden von System verunsichert
Und genau dieses Verfahren stößt bei einigen Kunden in Ickern, besonders bei Älteren, auf Unverständnis und Ärger. Sie fühlen sich mit dem neuen System unsicher und schlecht bedient. Das System reagiere zu langsam und der Geldbetrag werde im öffentlichen Raum an den Kunden ausgeben.
„Als ich den gestückelten Betrag durchzählte, stand ich in einem Kreis von mehreren, mir unbekannten Menschen“, schildert ein Kunde, der seinen Namen hier nicht lesen möchte die ersten Erfahrungen mit dem neuen SB-System.
Briefwechsel mit der Sparkasse
In einem ersten Brief an die Sparkasse brachte der Mann seine Kritik zum Ausdruck. Und beschwerte sich außerdem darüber, dass für Kunden keine adäquaten Sitzmöglichkeiten zur Verfügung stünden und Betrug am Bankautomaten auf dem Vormarsch sei.
In einer schriftlichen Antwort bezog die Sparkasse Stellung. Das SB-System solle für mehr Sicherheit sorgen, da innerhalb der Bankräume keine großen Bargeldbestände mehr von Mitarbeitern oder Kunden in die Hand genommen werden müssen.
Persönliche Auszahlung nicht mehr möglich
Eine persönliche Auszahlung an die Kunden sei daher nicht mehr möglich, heißt es weiter in dem Brief, der vom Sparkassen-Vorstandsvorsitzenden Michael Schulte und dem Vorstand für Castrop-Rauxel, Armin Zimmermann, unterzeichnet ist.
Eine Antwort, mit der sich der Ickerner Kunde nicht zufrieden gab und nachlegte. Er sehe das Bankgeheimnis verletzt, die Obhut des Bankgeschäftes werde mit der Übergabe des Chips der Bank enthoben.
Ein Vorwurf, den die Sparkassenvorstände in einer erneuten Antwort von sich weisen. Es handele sich bei der Bedienung eines Geldautomaten um ein Angebot des Unternehmens, Geldnoten an Kunden auszugeben, die hier berechtigt mit einer Debit-Karte den Automaten nutzen.
Sparkasse: Bankgeheimnis bleibt unberührt
Das Bankgeheimnis bleibe unangetastet. „Wenn nun ein Kunde nach einem Auszahlungsvorgang im öffentlichen Raum das Geld nachzähle, nimmt er in Kauf, dass dies von anderen Personen beobachtet wird“, heißt es weiter.
Eine Verletzung des Bankgeheimnisses scheide hierbei aus, denn die Bank sei an diesem Vorgang nicht beteiligt.
„In der Filiale in Ickern gab es einige Probleme bei der Umstellung auf das neue System“, sagt Stefan Fokken, Pressesprecher der Sparkasse Recklinghausen auf Nachfrage der Redaktion am Dienstag.
Gesprächsbereitschaft wird signalisiert
An vollen Tagen gebe es deshalb, nicht nur in der Filiale in Ickern, Mitarbeiter, die den Kunden an den Automaten helfen würden. Das neue System führe meist zunächst zu Irritationen, spiele sich danach aber gut ein, so Fokken weiter.
Im Seniorenbeirat der Sparkasse in Recklinghausen sei das Geldabheben über den Automaten zuletzt kein Thema gewesen. „Aber ich komme gerne auch mal nach Castrop-Rauxel.“ Ein Gesprächsangebot, dass von Kundenseite am Dienstag zumindest nicht ausgeschlossen wurde.
Immerhin: auf die Kritik der fehlenden Sitzgelegenheiten in der neuen Filiale in Ickern habe man reagiert. „Dort steht jetzt eine Ickernbank“, erzählt der Kunde im Gespräch mit der Redaktion.
Eins scheint allerdings klar: Das Geldabheben am Automaten werde für ihn nicht zu einer normalen Option werden.
Beruflicher Quereinsteiger und Liebhaber von tief schwarzem Humor. Manchmal mit sehr eigenem Blick auf das Geschehen. Großer Hang zu Zahlen, Statistiken und Datenbanken, wenn sie denn aussagekräftig sind. Ein Überbleibsel aus meinem Leben als Laborant und Techniker. Immer für ein gutes und/oder kritisches Gespräch zu haben.
