Hubert Staudinger (†80) ist tot Frohlinde trauert um einen Mann, der viel hinterlassen hat

Frohlinde trauert um Hubert Staudinger: Ein Mann, der viel hinterlässt
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Hubert Staudinger ist tot. Der am 22.12.1943 geborene Castrop-Rauxeler starb im Alter von 80 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit. Er hinterlässt seine Frau Mechtild und seine drei Kinder Christoph, Ludger und Katrin. Er hinterlässt seiner Nachwelt auch den bleibenden Eindruck eines für seine Heimatstadt, vor allem für sein Dorf hochengagierten Menschen.

Als er im Dezember, kurz vor Weihnachten, seinen 80. Geburtstag feiern wollte, war Hubert Staudinger nicht mehr so fit, wie man den Frohlinder, den Tennisspieler, sonst kannte. Er hatte im Herbst erstmals rheumatische Beschwerden. Familie, Freunde und Wegbegleiter kamen zum Gratulieren. So auch Michael Breilmann. Der Bundestagsabgeordnete und junge CDU-Grande in Castrop-Rauxel und Umgebung stieß mit dem Unions-Urgestein mit einem Bierchen auf dessen runden Geburtstag an.

Am Freitag (26.4.2024), drei Tage nach dem Tod von Hubert Staudinger, sagt Breilmann: „Hubert Staudinger war ein echter Vollblutpolitiker, der sich über viele Jahrzehnte bis zu seinem Tod ehrenamtlich politisch engagiert hat. Er war für mich immer ein wichtiger Ratgeber, er war auch ein Mentor.“

So wie im Jahr 2009: Da bestärkte Staudinger den jungen Juristen, aufstrebende Nachwuchskraft der Castrop-Rauxeler CDU, darin, für den Stadtverbandsvorsitz zu kandidieren. Er schlug ihn letztlich den Parteikollegen vor. „Seine offene, ehrliche, auch mal kritische, aber vor allem auch humorvolle Art wird mir sehr fehlen“, sagt Michael Breilmann heute.

Tennisspieler bis ins hohe Alter

Es war der 2. Mai 1960, als Hubert und Mechtild Staudinger sich kennen und lieben lernten. 1975 zogen sie von Dorf Rauxel zur Westerfilder Straße. Sie arbeiteten beide als Lehrer: Sie erst an der Schweriner Hauptschule, später an der Lindenschule; er an der Fridtjof-Nansen-Realschule. Mathe und Geschichte waren seine Fächer.

In der Freizeit spielte er gern Tennis beim TC Grün-Weiß und tat das auch noch bis in die Senioren-Jahre. Fotos unserer Redaktion zeigen ihn noch im Kreise der Senioren-Mannschaft der Über-70-Jährigen, zum Beispiel mit seinem Kumpel Ulrich Viefhaus.

Rainer Kraft, Frank Holmgren, Dieter Morawetz, Robert Hippler, Manfred Döring, Hubert Staudinger, Manfred Kammann, Wilfried Linnert, Helmut Szczepanski, Bernd Kruse, Willi Linnert, Ulrich Viefhaus: Tenniskumpels, die hier gemeinsam den Aufstieg der Herren 65 feierten.
Rainer Kraft, Frank Holmgren, Dieter Morawetz, Robert Hippler, Manfred Döring, Hubert Staudinger, Manfred Kammann, Wilfried Linnert, Helmut Szczepanski, Bernd Kruse, Willi Linnert, Ulrich Viefhaus: Tenniskumpels, die hier gemeinsam den Aufstieg der Herren 65 feierten. © ATH (A)

Staudinger war vielfältig engagiert

Was Staudinger stets auszeichnete, war neben dem Dasein als Familienvater, Ehemann und Lehrer sein Engagement in der Stadt, und das über die Parteiarbeit hinaus. „Vielfältiges gesellschaftliches Engagement“ attestieren ihm Wegbegleiter, und sie untertreiben damit nicht.

Zu seinen Lebenswerken zählen sicher die „Aktion Sauberes Frohlinde“, die er initiierte, das Tennenfest der CDU; er war stets im Kirchenvorstand der Schutzengelgemeinde aktiv. In einem „Dorf“, das bis heute immer noch um den Kirchturm kreist wie kein anderer Stadtteil von Castrop-Rauxel. Früher gab es in Castrop-Rauxels großen Hallen am Stadtmittelpunkt den CDU-Bürgerball: Schlager-Größen wie Tony Marschall traten auf, es gab eine riesige Tombola. Staudinger gehörte zum Organisatoren-Team einer gesellschaftlichen Institution.

Michael Westholt (v.l.), Hubert Staudinger, Hubert Hommen und Hans-Hugo Kurrek: Sie machten sich stets für Frohlinde und den Friedhof stark. Die Trauerhalle bauten die Frohlinder Ende der 80er-Jahre selbst auf.
Michael Westholt (v.l.), Hubert Staudinger, Hubert Hommen und Hans-Hugo Kurrek: Sie machten sich stets für Frohlinde und den Friedhof stark. Die Trauerhalle bauten die Frohlinder Ende der 80er-Jahre selbst auf. © Abi Schlehenkamp (A)

Aber vor allem steht eines seiner Lebensprojekte bis heute in Frohlinde: Zusammen mit anderen Mitstreitern baute er die Trauerhalle auf dem Friedhof. Ohne das Engagement unter anderem von Staudinger, Hubert Hommen, Reinhard Pauli, dem ebenfalls erst kürzlich verstorbenen Günther Wefringhaus und anderen Freunden gäbe es eine solche nicht. Das Parteibuch spielte dabei keine Rolle. Sie taten es, um etwas Gutes für den Stadtteil zu tun: Es war ein Geschenk an die Stadt Castrop-Rauxel, wo vorher nur der Friedhof war. In dieser Trauerhalle wird für ihn in der kommenden Woche vor der Beisetzung gebetet.

„Sie waren Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre gefühlt jeden Samstag da“, erinnert sich Ludger Staudinger. „Und ich auch. Papa ging vorher zum Tennis, samstags um 8 Uhr, und später auf seine Baustelle.“ Im Jahr 2008 waren die Freunde dann wieder hier aktiv: Sie renovierten die in die Jahre gekommene Trauerhalle komplett. Wieder in Eigenregie. Wie früher beim Bau.

Ein Mann der klaren Analysen

Er war Vorsitzender des CDU-Ortsvereins Frohlinde. Er war über Jahre im Stadtrat, war als Lehrer schulpolitischer Sprecher des Stadtverbands und in der CDU-Fraktion Experte unter anderem für diese Fragen. „Er hat immer klar die eigenen politischen Möglichkeiten und auch die Schachzüge anderer Parteien erkannt“, sagt Frank Steinbach, der heute den Ortsverein leitet und mit Staudinger im Vorstand zusammenarbeitete. „Klare Worte und klare Analysen“ gab es von Staudinger.

Ein politischer Mentor sei gegangen. „Er stand der jungen Generation in der CDU immer als Ratgeber zur Seite. Das wird definitiv fehlen“, meint Frank Steinbach über ihn.

Hubert Staudinger
Hubert Staudinger © privat

Am Ostersonntag feierte die Familie im Parkbad Süd seinen 80. Geburtstag nach. „Da war er noch relativ gut drauf, aber man merkte ihm schon an, dass er schnell erschöpft war“, sagt Ludger Staudinger. Am Ende war es eine Lungenentzündung, die ihn ins Krankenhaus brachte und von der er sich nicht mehr erholte.

Peter Breuer, Geschäftsführer der Forum GmbH, sagte 2010/2011 mal gegenüber Sohn Ludger über Hubert Staudinger: „Mit deinem Vater hat man immer gut zusammenarbeiten können.“ Sein Wort habe stets Gewicht gehabt, er habe immer zu seinem Wort gestanden. „Auch wenn es unangenehm war“, sagt Ludger Staudinger. „Mein Papa war immer meinungsstark, aber stets um Ausgleich bemüht. Er war ein Macher.“ Und er hat der Nachwelt vieles hinterlassen.

Pastor Norbert Keller, der Bruder von Huberts Frau Mechtild, wird ihm das letzte Geleit erweisen. Frohlinde feiert einen Abschiedsgottesdienst am Donnerstag, 2. Mai. In der Schutzengelkirche geht es um 10 Uhr los. Danach trägt die Gemeinde, tragen Freunde und Verwandte ihn aus der Trauerhalle. Statt Blumen und Kränze hat er sich Spenden gewünscht: für den Kindergarten Heiliger Schutzengel.

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