Nach Unfall mit 200 km/h im Porsche 911 auf der A2 Ist nach der Sanierung Schluss mit Tempo 80?

Nach Horror-Unfall auf der A2: Jetzt beginnt die monatelange Sanierung
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14 Tage sind vergangen seit dem Horror-Unfall von der Autobahn A2 bei Castrop-Rauxel zwischen der Anschlussstelle Henrichenburg und Recklinghausen-Ost. Ein Porsche fuhr offenbar mit mehr als 200 km/h auf der dreispurigen Schnellstraße, die aber derzeit hier nur auf Tempo 80 ausgelegt ist.

Grund ist die Fahrbahnbeschaffenheit, und genau das zeigte sich bei exakt diesem Unfall vom 30.5.2023: Der Porsche raste nach Zeugenangaben mit weit über 200 km/h über die Bodenwellen, geriet ins Wippen, krachte gegen die Leitplanke, wickelte sich darüber und landete neben der Autobahn. Zeugen leisteten Erste Hilfe und retteten so womöglich dem Fahrer (26) das Leben. Er und sein leicht verletzter Beifahrer (35) aus Gelsenkirchen kamen in Krankenhäuser. Der Sachschaden lag bei rund 150.000 Euro.

Dabei gilt hier ab dem Autobahnkreuz mit der A45 seit zwei Jahren Tempo 80. Aus gutem Grund, wie sich an diesem Raser-Unfall zeigte. Während man bei 80 noch darüber rätselt, was das soll, wird einem das bei etwas höherer Geschwindigkeit schnell klar, wenn das Auto wippt. Warum also ist noch nicht mit der Ausbesserung der Bodenwellen an dieser Stelle begonnen worden?

„Die Autobahn Westfalen beseitigt Schäden so schnell wie möglich“, antwortet Sprecher Anton Kurenbach. „Allerdings setzt eine nachhaltige und dauerhafte Beseitigung solcher Schäden eine umfangreiche Untersuchung der Ursachen voraus, die entsprechend Zeit benötigt. In diesem Fall wurde die gesamte Strecke mit einem neuen Verfahren dreidimensional vermessen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.“

Sanierung der A2 noch ab Juni

Lange warten müssen Autofahrer auf diese Ausbesserung jetzt aber nicht mehr: „Voraussichtlich werden die Arbeiten noch im Juni beginnen“, erklärt der Sprecher auf Anfrage unserer Redaktion. Die Maßnahme jedenfalls hätte schon vor diesem Unfall eine hohe Priorität gehabt.

Der Unterbau einer Autobahn könne aus verschiedenen Gründen Störungen unterliegen, die dann zu Bodenwellen führten. Klar ist: Die Fahrbahndecke wird komplett erneuert, die Bodenwellen werden beseitigt. „Zudem verbessern wir die Entwässerung mit einem offenporigen Fahrbahnbelag auf 1000 Metern Länge“, so Kurenbach.

Auf der A2 bei Castrop-Rauxel gilt in Fahrtrichtung Oberhausen auf einem Teilstück Tempo 80. Daran halten sich längst nicht alle.
Auf der A2 bei Castrop-Rauxel gilt in Fahrtrichtung Oberhausen auf einem Teilstück Tempo 80. Daran halten sich längst nicht alle. © Polizei Dortmund

Müssen wir uns also auf ein neues A2-Nadelöhr einstellen? „Trotz einer sehr aufwändigen Verkehrsführung wird die Autobahn Westfalen durchgängig drei Spuren pro Fahrtrichtung aufrechterhalten“, kündigt Kurenbach an. Die Kosten für die Maßnahme lägen bei 4,2 Millionen Euro. Voraussichtlich Anfang Oktober werde man fertig sein.

Beim Fehlverhalten des Fahrers muss es sich derweil um pure Absicht wider besseres Wissen oder Fahrlässigkeit gehandelt haben: „Die Schilder mit der eher unüblichen Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 km/h sind nicht zu übersehen. Für die Kontrolle ist hier die Polizei zuständig“, so Kurenbach, die Beschilderung dazu sei jedenfalls gemäß den geltenden Normen installiert worden. „Leider haben wir von der Autobahn Westfalen keinen Einfluss darauf, ob Verkehrsteilnehmer sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten.“

Die Autobahn A2 im Bereich Ickern / Henrichenburg. Bei Castrop-Rauxel gilt stellenweise Tempo 80.
Die Autobahn A2 im Bereich Ickern / Henrichenburg. Bei Castrop-Rauxel gilt stellenweise Tempo 80. © RVR 2022

Zeitweise soll der Fahrer in Lebensgefahr geschwebt haben, ist der polizeilichen Dokumentation vom 30. Mai zu entnehmen. Wäre der 26-Jährige an den Folgen des Verkehrsunfalls gestorben, hätte die Polizei davon Notiz erhalten, so ein Polizeisprecher gegenüber unserer Redaktion.

Ab dem Beginn der Sommerferien wird an der Stelle, an der er verunglückte, aufgerissen, abgetragen und neu eingebaut. Viel schneller als 80 km/h kann man dann allein schon wegen der Verkehrsführung monatelang nicht fahren.

  • Tempo 80 gilt seit Mai 2021. Auf dem Abschnitt zwischen Autobahnkreuz Dortmund Nordwest und Henrichenburg (rund 5 km) kam es zuvor zu mehreren schweren Unfällen auch mit Todesfolge.
  • Bei Tempomessungen zu Beginn der Tempo-80-Regelung erfasste ein mobiler Blitzer 2700 Autofahrer von 72.000 passierten Fahrzeugen, die zu schnell fuhren. Bei über 500 Fahrern wurde der Führerschein eingezogen.

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