Hof Sanders in Castrop-Rauxel im Check Kann so ein breites Angebot überhaupt nachhaltig sein?

Von Roman Lachowicz
Was bedeutet Nachhaltigkeit für Hof Sanders und wie ist die Umsetzung?
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Der Hof Sanders im Castrop-Rauxeler Stadtteil Henrichenburg wirkt auf den ersten Blick wie ein Bilderbuch-Bauernhof. Hühner spazieren auf dem Gelände, mittendrin steht der Hofbaum, der zwischen der Scheune und dem Hofladen etwas Schatten spendet. Unter der Kastanie stehen zwei Bänke. Im Hofladen wird eine vielfältige Auswahl an Produkten geboten. Von Fleisch über Obst und Gemüse, Eier, Backwaren oder Honig bis hin zu Wein und Sekt. Kann so ein breites Angebot nachhaltig sein?

Für Bauer Jens Sanders gehören zwei Dinge zur Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft: „Zum einen möglichst kurze Wege vom Erzeuger zum Verbraucher, um CO₂-Emissionen einzusparen und zum anderen geregelte Standards, die das Tierwohl garantieren“, sagt er.

Der Hofbaum vor dem Hofladen auf Hof Sanders.
Die Kastanie auf Hof Sanders ist der Mittelpunkt des Hofes. © Roman Lachowicz

Der ökologische Kreislauf

Der ökologische Kreislauf ist ein Modell, an dem sich umweltfreundliche Landwirtschaft orientieren kann. Das Modell besteht aus vier Elementen: organische Düngung, fruchtbare Böden, eigene Futtermittel und artgerechte Tierhaltung. Der Kreislauf ist geschlossen, wenn alle Kriterien erfüllt werden.

Hof Sanders düngt immerhin seine Kürbisse, Verkaufsschlager im Herbst, mit der Gülle der eigenen Hühner. Aber ohne synthetischen Dünger komme der Hof nicht aus, sagt Jens Sanders. Der Futtermais braucht ihn, um schneller zu wachsen, mehr Ertrag zu liefern und das Unkraut vom Feld fernzuhalten. Das Hühnerfutter wird angeliefert, „um eine gleichbleibend hohe Qualität zu erreichen“, sagt der Landwirt. Der eigene Mais werde stattdessen zur Futtermittelproduktion abgeliefert. Den Kreislauf vollständig zu schließen, sei für den Hof nicht möglich.

In Sachen Tierhaltung macht es Hof Sanders größtenteils besser als viele andere Höfe. Es gibt zwei Hühnerställe für Freilandhaltung und einen Stall für Bodenhaltung. Einige der Hühner leben in den Hühnermobilen, die man von der B235 aus sieht. Das ist artgerechte Tierhaltung. Bio-Eier gibt es allerdings nicht.

Maiskolben im Maislabyrinth auf Hof Sanders
Hof Sanders benutzt synthetische Dünger zum Anbau von Futtermais. © Julia Segantini

Wie kurz sind die Transportwege?

Die eigenen Produkte werden direkt im Hofladen verkauft. „Vieles auch unverpackt“, erzählt Sanders. Andere Produkte, die nicht vom eigenen Hof kommen und dort angeboten werden, müssen aber geliefert werden.

Bei Produkten wie Rindfleisch oder verschiedenen Gemüsesorten versuche Hof Sanders, möglichst auf lokale und regionale Netzwerke zurückzugreifen. Wenn diese in der Region aber nicht mehr verfügbar seien, kaufe der Betrieb deutschlandweit oder international ein, um Gemüse und Früchte im Hofladen zu verkaufen.

Das Ziel des Hofes sei es, „ein interessantes Portfolio an Produkten anzubieten“, damit das Sortiment das ganze Jahr über vielfältig bleibt. Die Kunden sollen nämlich möglichst viele Lebensmittel von ihrer Einkaufsliste auf Hof Sanders statt im Supermarkt kaufen können. Deswegen setze Hof Sanders die kurzen Transportwege nicht immer um. Der Kunde muss aber nur einmal fahren, um alles zu bekommen.

Traktor mit Kürbishacke hinter einigen Heuballen auf Hof Sanders
Hof Sanders möchte den Maschinisierungsgrad möglichst hoch halten. © Roman Lachowicz

Maschinen statt Menschen

Mit der Maschinisierung, also mit dem vermehrten Einsatz von Maschinen, will Hof Sanders dagegen Pluspunkte in Sachen Nachhaltigkeit sammeln. Dabei geht es vor allem um eine ökonomische Nachhaltigkeit. Das bedeutet: Der Bauernhof muss finanziell vorausschauend handeln und setzt deshalb Maschinen ein, die die Arbeit effizienter erledigen.

„Zum Beispiel setzen wir bei der Spargelernte sogenannte Spargelspinnen ein“, sagt Jens Sanders. Die heben die Folie an und nehmen den Spargelstechern einen Teil der Arbeit ab. Das spare Zeit und Lohnkosten.

Allerdings gehen somit auch Arbeitsplätze verloren, wenn immer mehr Maschinen den Menschen ersetzen. Das lässt sich in der Konkurrenz mit anderen Höfen kaum anders umsetzen, meint der Landwirt aus Henrichenburg. Denn die hohe Maschinisierung sei politisch gewollt und Hof Sanders könnte anders nicht mithalten, findet der Castrop-Rauxeler kritische Worte.

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