Auf dem Spargelfeld von Jan Menken hat die Ernte begonnen.

© Uwe von Schirp

„Sich was gönnen“: Spargel ist noch begehrter als ohnehin schon

rnHof Menken

Fünf Tage frühsommerliche Temperaturen haben gereicht: Pünktlich zu Ostern hat die Spargelsaison begonnen. Der Andrang im Hofladen Menken ist groß. Der Landwirt muss expandieren.

Deininghausen

, 03.04.2021, 06:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Gründonnerstag-Vormittag (1.4.), 11 Uhr: Die Frühlingssonne strahlt kräftig vom blass-blauen Himmel. Warm weht der Wind über die Felder nördlich der Oststraße in Castrop-Rauxel. Auf einem 1,5 Hektar großen Feld in der Straße Im Dahl flattern weiße Folien von Tunneln.

Jan Menken schiebt seine Hand in den Tunnel. „Die Luft darin ist rund 60 Grad warm“, sagt er. Und das schon, seitdem die Temperaturen frühsommerliche Werte haben. Am frühen Mittwochmorgen war er ebenfalls hier. Da lugten die ersten Spargelköpfe aus der Erde. Pünktlich zu Ostern hat die Saison für das „Königsgemüse“ begonnen.

Die schwarze Folie auf dem Wall schützt den Spargel vor Licht und sie erzeugt Wärme. Durch den lichtdurchlässigen weißen Tunnel darüber entsteht ein 60 Grad heißer Luftstrom, der das Wachstum fördert.

Die schwarze Folie auf dem Wall schützt den Spargel vor Licht und sie erzeugt Wärme. Durch den lichtdurchlässigen weißen Tunnel darüber entsteht ein 60 Grad heißer Luftstrom, der das Wachstum fördert. © Uwe von Schirp

Eine zweite Folie im Tunnel ist schwarz und etwas dicker. Dadurch heizt sich die Luft zwischen den Folien auf – ideale Bedingungen für das Spargelwachstum. Und dabei ganz natürlich. Vor drei Wochen hat Menken die „Tunnel-Heizung“ aufgebaut. „Dadurch konnten Frost und Kälte nicht mehr in den Boden kommen“, sagt der Spargel-Fachmann.

Bis 2014 beheizte er ein Feld an der Oststraße. Dann stellte das Kraftwerk Knepper seinen Betrieb ein – und damit die Lieferung von Abwärme für das Feld. Auf dem Acker an der Oststraße baut ein anderer Landwirt mittlerweile Getreide an.

Drei Erntehelfer im Einsatz

Jan Menken bückt sich und hebt das dünne weiße Plastik des Tunnels und die schwarze Abdeckfolie darunter an. Er scharrt ein wenig Erde des Walls beiseite. Ein Spargelkopf lugt hervor. Menken schiebt die Erde zurück und deckt den Wall wieder mit den beiden Folien ab.

Etwa ein Drittel des 1,5 Hektar großen Ackers ist noch ohne Tunnel. Der Spargel in der Erde ist erst in gut zwei Wochen erntereif.

Etwa ein Drittel des 1,5 Hektar großen Ackers ist noch ohne Tunnel. Der Spargel in der Erde ist erst in gut zwei Wochen erntereif. © Uwe von Schirp

Die untere sorgt nicht nur für die Thermik. Sie schützt das empfindliche Gemüse auch vor Licht. Lugen die Köpfe aus dem Erdwall, muss der Spargel gestochen werden. Bleibt er zu lange im Boden, werden die Köpfe violett – ein Qualitätsverlust.

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Drei Erntehelfer aus Südosteuropa haben am Mittwoch direkt mit dem Stechen begonnen. „Sie haben einen festen Wohnsitz in Ickern und arbeiten drei Monate im Jahr bei uns als Erntehelfer“, erzählt Jan Menken. „Ich lege Wert darauf, dass die Helfer nicht in Containern wohnen. Das ist meine Überzeugung.“

Steigende Nachfrage

Auf dem Weg zu seinem Hof hält Jan Menken kurz an der Einmündung zur Oststraße an. Das Feld liegt noch brach, am Wegesrand ein Misthaufen. „Hier pflanzen wir in ein paar Wochen weiteren Spargel“, erklärt der Landwirt.

An der Einmündung Im Dahl/Oststraße pflanzt Menken weiteren Spargel an. Die Nachfrage ist groß. Hier kann der Landwirt ab 2023 das Königsgemüse ernten.

An der Einmündung Im Dahl/Oststraße pflanzt Menken weiteren Spargel an. Die Nachfrage ist groß. Hier kann der Landwirt ab 2023 das Königsgemüse ernten. © Uwe von Schirp

Erntereif wird er erst 2023. „Im Jahr nach der Pflanzung lässt man den Spargel durchwachsen“, sagt Menken. Das neue Feld ist einen Hektar groß. Auf einem weiteren Hektar in Dingen wächst ebenfalls Spargel von Menken. „Der Zulauf im Hofladen ist mittlerweile so groß, dass wir mehr Spargel brauchen.“

Eine Maschine wäscht den Spargel. Zwei Mitarbeiterinnen des Hofes sortieren ihn nach Dicke und Qualitätsgraden.

Eine Maschine wäscht den Spargel. Zwei Mitarbeiterinnen des Hofes sortieren ihn nach Dicke und Qualitätsgraden. © Uwe von Schirp

Es ist Mittag. In der Halle gegenüber des Hofes stehen zwei Frauen an Maschinen. Eine Maschine wäscht und sortiert den Spargel, die andere schält ihn für das Hofcafé.

Zulauf durch Corona

Der Parkplatz auf der anderen Straßenseite hat sich gefüllt. Vor dem Hofladen stehen die Menschen in einer Schlange. „Spargel schmeckt einfach gut“, sagt eine Kundin schnell, bevor sie in den kleinen Verkaufsraum huscht.

Um den Andrang im kleinen Verkaufsraum des Hofladens zu entzerren, hat Menken eine zweite Pagode aufgebaut. Wer nur Spargel, Kartoffeln, Erdbeeren oder Äpfel braucht, kommt hier schneller zum Zuge.

Um den Andrang im kleinen Verkaufsraum des Hofladens zu entzerren, hat Menken eine zweite Pagode aufgebaut. Wer nur Spargel, Kartoffeln, Erdbeeren oder Äpfel braucht, kommt hier schneller zum Zuge. © Uwe von Schirp

Manfred Pietschmann steht ebenfalls in der Reihe. Er bestellt für Ostersonntag zehn Portionen Spargel. „Die holen meine Kinder dann ab“, erzählt er. „Einige essen mit uns zusammen, die anderen bei sich zuhause.“ Eine Familientradition in Zeiten von Corona. Normalerweise sitzen sie zu 14 Personen an der Ostertafel.

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„Durch Corona hat der Zulauf extrem zugenommen“, berichtet Jan Menken. „Die Leute wollen sich was gönnen. Sie können nicht in Urlaub fahren und die Restaurants sind geschlossen.“ Wie auch das Hofcafé.

Coronabedingt ist das Hofcafé geschlossen. An einer Pagode gibt es von Donnerstag bis Sonntag die beliebten Gerichte zum Mitnehmen. Die Karte verrät Vielfalt: Spargel in allen Variationen.

Coronabedingt ist das Hofcafé geschlossen. An einer Pagode gibt es von Donnerstag bis Sonntag die beliebten Gerichte zum Mitnehmen. Die Karte verrät Vielfalt: Spargel in allen Variationen. © Uwe von Schirp

Deswegen steht nun eine weiße Pagode vor dem Bauernhof. „Von Donnerstag bis Sonntag verkaufen wir hier warme Mahlzeiten zum Mitnehmen“, sagt der Landwirt. Die Gerichte auf den schwarzen Schiefertafeln zeigen Vielfalt: Spargel in allen Variationen – mit Schinken, mit Schweinefilet und Kartoffeln oder auch vegetarisch.