
© Jörn Hartwich
Wildwest-Verfolgung: Fahrer legt Geständnis ab
Landgericht Bochum
In Herten wird in einen Tabakladen eingebrochen. Anschließend liefern sich die Täter eine wilde Verfolgungsfahrt mit der Polizei. Vor Gericht ist der Fahrer dagegen eher kleinlaut.
Im Prozess um eine wilde Verfolgungsfahrt von Herten nach Castrop-Rauxel hat der Fahrer des Fluchtwagens am Donnerstag als erster ein Geständnis abgelegt. Dass er versucht hat, auch noch auf zwei Polizeibeamte zuzufahren, hat der 32-Jährige dagegen bestritten.
Die Wildwest-Aktion hatte mit einem Einbruch in einen Hertener Tabakladen ihren Anfang genommen. „Wir waren am Vortag da vorbeigekommen und haben das dann einfach gemacht“, so der Angeklagte im Prozess am Bochumer Landgericht.
Der 29-Jährige lieh sich von einem Bekannten einen Mercedes, der mit falschen Nummernschildern versehen wurde. Dann konnte es auch schon losgehen. An Erfahrung mangelte es dem Mann aus Essen nicht. Er ist bereits 13 Mal vorbestraft, darunter sechs Mal wegen Diebstahls. Auch im Gefängnis hat er schon gesessen.
Gullydeckel durchs Fenster geworfen
„Wir wollten einfach einen schweren Gegenstand durch das Schaufenster schmeißen“, sagte er den Richtern. Das habe er auch früher schon gemacht.
Der schwere Gegenstand war in diesem Fall ein Gullydeckel. Dass es dabei mächtig gescheppert hat, hat den 29-Jährigen und seinen ebenfalls angeklagten Komplizen offenbar nicht beeindruckt. „Wir sind dann rein, haben die Zigaretten in einen Sack gepackt und sind wieder raus.“ Der Wert der Beute soll sich laut Anklage auf rund 10.000 Euro belaufen.
Es dauerte jedoch nicht lange, bis den beiden Männern, die sich gerade auf dem Rückweg zur A43 befanden, ein Streifenwagen entgegenkam. Sie selbst standen an einer roten Ampel, die Polizisten fuhren im Schritttempo an ihnen vorbei, drehten dann um.
„Es hat total geschneit“
Die Anhaltesignale und das Blaulicht hat der 29-Jährige jedoch ignoriert. An der Auffahrt zur Autobahn drückte er schließlich aufs Gas. „Ich bin so schnell gefahren, wie es irgendwie ging“, sagte er den Richtern. Doch das war riskant. „Es hat total geschneit, alles war glatt.“
In Herne fuhr der Angeklagte wieder ab, raste mit Tempo 100 durch die Stadt, fuhr am anderen Ende auf die A42 auf. Von dort ging es in Richtung Dortmund – bis zum Kreuz Castrop-Rauxel-Ost. „Dort sind wir ins Schleudern gekommen, haben uns gedreht und sind auf einem Grünstreifen gelandet.“
Aufgeben war aber offenbar noch immer keine Option. „Ich habe noch mal versucht, wegzukommen“, so der 29-Jährige. „Doch die Reifen haben einfach nur durchgedreht.“
Genau diese Aktion ist im Prozess umstritten. In der Anklage ist davon die Rede, dass der Fahrer die Vorderreifen damals direkt in Richtung der sich zu Fuß nähernden Polizisten gedreht hat. Einer der Beamten soll sogar einen Warnschuss abgegeben haben. Strittig ist auch, ob die Angeklagten sich freiwillig ergeben haben oder mit Gewalt aus ihrem Auto geholt werden mussten.