Ich sagte einfach „Guten Tag“ Alltagserfahrung: Wie man fremden Menschen Freude machen kann

Einfach mal nett grüßen: Oft kommt ein Lächeln zurück
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Neulich auf dem Waldfriedhof in Rauxel. Auf dem Weg zum Grab meiner Eltern kam mir ein älterer Herr mit Walking-Stöcken entgegen. Als ich ihn mit einem freundlichen „Guten Tag“ grüßte, blieb er stehen und fragte mich: „Haben Sie einen Moment Zeit?“

Ich war überrascht, blieb aber ebenfalls stehen. „Wissen Sie, es passiert mir so selten, dass mich jemand hier nett grüßt“, sagte er. „Die meisten Menschen, denen ich hier begegne, gehen oft mit einem verkniffenen Gesichtsausdruck an mir vorbei. Ich finde das sehr schade.“ Wir waren uns schnell einig, dass ein kurzer Gruß mit einem freundlichen Lächeln das Leben für einen ganz kurzen Moment glücklicher machen kann.

Nachdem wir uns verabschiedet hatten, musste ich unwillkürlich an die Wanderungen denken, die ich im Urlaub mit meiner Frau auf dem Küstenweg im englischen Cornwall unternommen hatte. Zu unserer großen Überraschung und Freude wurde uns immer wieder ein netter Gruß von englischen Wanderern entgegengebracht. Nicht selten entwickelte sich ein kurzes Gespräch, meistens – wie sollte es anders sein – über das Wetter.

In unserer schnelllebigen und hektischen Zeit haben wir oft keinen Blick für uns entgegenkommende Zeitgenossen. Klar, dass man nicht immer gut gelaunt ist, manchmal Termindruck hat oder den Blick nicht vom Handy nehmen will. Aber es bedarf nur einer kleinen Geste, durch einen Gruß unser gesellschaftliches Miteinander ein wenig angenehmer zu machen.

Ich bin sicher, die anfängliche Verblüffung des Gegenübers wird einem kurzen Moment des Innehaltens weichen; vielleicht ja mit dem Vorsatz, beim nächsten Mal auch mal nett zu grüßen. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.

Apropos nächstes Mal: Ich bin sicher, bald wird mir der Mann vom Friedhof wieder über den Weg laufen. Wir werden uns wieder nett grüßen und vielleicht kurz sprechen. Und sei es über das Wetter.