Jennifer Hennig macht das ganz bewusst: Jeden Morgen gegen 7.15 Uhr geht sie zu Hause auf dem Eselsberg in Obercastrop los. Ihre Töchter Johanna Lani (9) und Josefine (7) sind dann an ihrer Seite, oft auch deren Freundinnen Lia und Johanna (7) aus der Nachbarschaft. Sie bringt sie alle zur Elisabethschule. Damit sie sicher dort ankommen.
Andere Eltern machen das anders, weil sie es so wollen oder weil es nicht anders geht: Sie bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule oder holen sie mittags ab. Morgens und nachmittags ist einiges los vor den rund einem Dutzend Grundschulen in Castrop-Rauxel.

Doch aus der gut gemeinten Absicht entstehen oftmals unkalkulierbare Sicherheitsrisiken: Zum Beispiel würden Verkehrsregeln missachtet, schreibt die Stadt Castrop-Rauxel nun in einer Mitteilung. Dazu gehörten die Behinderung von Schulbussen, gefährliche Fahr- und Wendemanöver und das Halten im Halteverbot. Zudem sei es für die Schulkinder gefährlich, auf der Fahrbahn auszusteigen oder zwischen zwei geparkten Autos auf die Straße zu treten.
Die Elternhaltestellen, die es schon an manch einer Grundschule gibt, entzerren diesen „Hol- und Bringverkehr“ direkt vor der Schule. Zudem würden die Kinder mit der selbstständigen Bewältigung des Schulwegs ihre Rolle als Verkehrsteilnehmer trainieren. Und sie „können sich auf dem Weg zur Schule untereinander austauschen und sich vor der Schule noch die Beine vertreten“, sagt Stadtsprecherin Nicole Fulgenzi.

Hier sind Elternhaltestellen
Erfahrungen mit Elternhaltestellen hat man schon an fast allen Castrop-Rauxeler Grundschulen gemacht, unter anderem an der Grundschule Alter Garten, Am Hügel, Wilhelmschule, Waldschule, Marktschule, Cottenburgschule und Erich-Kästner-Grundschule.
An der Elisabethschule wurden nun gleich zwei Elternhaltestellen eingerichtet. An der Bornstraße und in der Christinenstraße wurden blaue Markierungen für kurzzeitiges Halten eingerichtet und zum Teil das Parken auf dem Gehweg erlaubt sowie Elternhaltestellen-Schilder aufgestellt.

Zur offiziellen Einweihung mit der Verkehrsabteilung des Bereichs Ordnung der Stadtverwaltung malten nun Grundschülerinnen und -schüler der Klasse 4a mit Klassenlehrerin Anna K. Weller mit Schablonen Fußspuren auf den Bürgersteig, um den Weg von der Elternhaltestelle zur Schule anzudeuten.
Die Viertklässlerinnen Selin und Marie meinten, dass es an der Elternhaltestelle nicht so voll sei wie direkt vor der Schule. Dass man hier auch nicht zwischen den Autos über die Straße gehen müsse. „Schön, ein bisschen frische Luft vor der Schule zu schnappen“, ergänzte ihre Mitschülerin Deriya.
Wenn dann noch der Bus kommt
Unterstützt wurden die Kinder von Schulleiterin Karin Koehle (früher Gaudigs) sowie Elternvertreterin Katharina Rohleder. Als Elternteil wisse sie aus eigener Erfahrung sehr gut, wie die Situation beim Abholen sei. Wenn dann noch der Bus dazu komme, werde es sehr eng, unterstrich die stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende.
Vor einigen Wochen gab es an der Cottenburgstraße einen Unfall. Ein Junge aus der 4. Klasse stürzte nach einer Kollision mit einem Auto an der Cottenburgstraße. Der Junge, der auf dem Fahrrad unterwegs war, brach sich ein Bein, war ein paar Tage im Krankenhaus. Jennifer Hennig möchte Johanna Lani und Josefine besonders an Gefahrstellen davor schützen. Aber sie doch selbst laufen lassen.

Die Verkehrsabteilung im Rathaus plant Schulwege und gibt Empfehlungen für einen sicheren Weg zur Schule und wieder nach Hause. Es gibt Hinweise auf Besonderheiten, Fotos von markanten Routenabschnitten und Erklärungen von relevanten Verkehrszeichen in einem Schulweg-Planer. Der ist mehrsprachig, bezieht sich auf alle Castrop-Rauxeler Grundschulen und steht unter www.castrop-rauxel.de/schulen zum Download zur Verfügung.