Bis zu 100 Feuerwehrkräfte waren im Einsatz, als es am Dienstagabend von der Recklinghauser Straße hieß: Vandalismus und unbekannte Flüssigkeit in Gästezimmer im Motel de Winter aufgefunden. Um 18.20 Uhr wurde die Feuerwehr von der Polizei alarmiert. Dann fuhr sie das ganz große Besteck auf: Dekontaminationseinheit, Analyse-Labor, Rettungswagen und Notärzte, dazu Polizeikräfte. Bis nach Mitternacht wurde fast sechs Stunden lang gearbeitet, bis man vor Ort feststellte: Es war wohl ein Reizgas. Feuerwehrsprecher Heiner Holtkotte klärt im Interview auf und erklärt auch, wie so ein Einsatz abläuft und warum er notwendig ist.
Wie sind Sie alarmiert worden?
In einem Beherbergungsbetrieb an der Recklinghauser Straße haben Reinigungskräfte in einem Zimmer Reinigungsarbeiten durchgeführt und dort rote Farbe oder Flüssigkeit an der Wand festgestellt. Drei Personen klagten dann über Atemwegsaugenreizungen. Daraufhin haben sie die Feuerwehr verständigt.
Wie sind Sie dann am Einsatzort vorgegangen?
Wir haben drei Patienten mit Atemwegsreizungen betreut. Der Rettungsdienst hat sie weiter versorgt. Um herauszufinden, um was für eine Flüssigkeit sich handelt,
mussten wir Fachkräfte hinzuziehen. Dazu haben wir einen Dekontaminationsplatz zur Reinigung der Einsatzkräfte und die Analytische Taskforce aus Dortmund alarmiert. Die Analyse hat ergeben, dass es sich um ein Reizgas handelt. Für Anwohner bestand hier keinerlei Gefahr. Das Reizgas verflüchtigt sich mit der Zeit. Nach fünfeinhalb Stunden konnten die Einsatzkräfte nach Hause oder zu ihren Wachen.
Was kann man zu dem Reizgas sagen?
Reizgas, CS-Gas oder wie auch immer ist dazu gedacht, eine Abwehrhandlung vorzunehmen. Es verursacht Atemwegs- und Augenreizungen, aber verflüchtigt sich mit der Zeit. Eine unmittelbare Gefahr besteht eigentlich nur für einige Minuten.

Was macht die ATF?
Die Analytische Taskforce ist eine Spezialeinheit der Feuerwehren. Es gibt mehrere in Deutschland, die genau für solche Einsätze vorgesehen sind. Sie bringen ein mobiles Labor mit und können dort Analysen von chemischen Stoffen durchführen.
Was kostet so ein großer Einsatz?
Das kann ich nicht darstellen, was der Einsatz hier an Kosten verursacht hat. Aber wir haben ca. 100 Einsatzkräfte vor Ort gehabt, ein Großteil davon aus dem Ehrenamt, also von den Freiwilligen Feuerwehren. Es war später Abend, da mussten die meisten immerhin nicht ihre Arbeitsplätze für den Einsatz verlassen.
Wie außergewöhnlich ist so ein Einsatz für die Feuerwehren, nun explizit wegen eines Pfeffersprays?
Das ist Gott sei Dank ein sehr seltener Fall. Ich weiß nicht, wie oft es in Deutschland eingesetzt wird, aber hier in Castrop-Rauxel ist es der erste Feuerwehreinsatz wegen Pfefferspray, der mir bekannt geworden ist.
Welche Schwierigkeiten bereiten solche Einsatzstellen der Feuerwehr?
Wir wissen nicht, um was für einen Stoff es sich handelt. Wir müssen da erst die Fachkräfte hinzuziehen. Und da gilt natürlich für uns erstmal maximale Sicherheit.
Wir versuchen alle Einsatzkräfte heile nach Hause zu bringen und den Eigenschutz als Priorität zu sehen; natürlich den Schutz der Bevölkerung.

Welche Feuerwehren waren am Einsatz beteiligt?
Die Kameraden vom Löschzug Castrop haben den Grundschutz an der Hauptamtlichen Wache sichergestellt. Die ehrenamtlichen Löschzüge Habinghorst, Henrichenburg und Merklinde waren hier vor Ort. Der Löschzug Rauxel-Dorf war noch im Gerätehaus. Die Hauptamtliche Wache war hier auch beteiligt. Die Dekontaminationseinheit kommt aus der Feuerwehr Oer-Erkenschwick und Waltrop. Und die Kräfte der Feuerwehr Dortmund stellen die Analytische Taskforce.
Wie lange lief der ganze Einsatz?
Wir wurden um 18.20 Uhr alarmiert. Wir haben jetzt Mitternacht, sprich wir sind knapp sechs Stunden hier und gerade sind bei den Aufräumarbeiten. Ich denke mal, in einer halben Stunde können wir die Straße wieder freigeben. Die Einsatzkräfte bekommen gleich noch Verpflegung, und dann können wir alle nach Hause fahren.

Wie sind die Kollegen gesichert, die in so einen kontaminierten Raum gehen?
Das ist sehr kräftezehrend. Die Kameraden sind eingeschlossen in einem Chemikalien-Schutzanzug und atmen nur die Luft aus ihren Festluftflaschen. Das sorgt für eine entsprechende Hitzebelastung unter so einem Anzug. Wir haben jetzt ja relativ kühle Temperaturen. Aber wenn man sich das im Hochsommer vorstellt, bei 30, 35 Grad, dann ist die Einsatzdauer unter solch einem Anzug sehr begrenzt.
Wie geht es den drei Leuten, die von dem Reizgas was abbekommen haben?
Wir haben sie hier in den Fahrzeugen betreut. Der Rettungsdienst hat die permanent überwacht. Es hat sich aber keine Verschlechterung des Zustandes ergeben. Sie können dann gleich nach Hause fahren und müssen nicht mehr in ein Krankenhaus.