17-jährige Castrop-Rauxelerin bei Großdemo in Lützerath „Das war megakrass“

17-jährige Rosalie Starke bei Groß-Demo in Lützerath: „Das war megakrass“
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Als wir Rosalie Starke um kurz nach 15 Uhr auf ihrem Handy erreichen, pfeift der Wind durchs Telefon. Die junge Castrop-Rauxelerin läuft gerade zurück zum Bus, der sie wieder ins Ruhrgebiet bringen wird. Die Klimaaktivistin ist auf dem Rückweg von der „größten Demo, die sie bisher erlebt hat“, wie sie sagt. Auf dem Rückweg von Lützerath, dem Dorf, das zum Symbol für den Kampf gegen den Abbau von Braunkohle geworden ist. Am Samstag kam es dort zur Großkundgebung.

Nun ist Rosalie Starke erst 17 Jahre jung. Aber sie hat schon einige Klima-Demos mitgemacht, sagt sie. Kleinere in Castrop-Rauxel, auch größere in Dortmund. Aber mit so vielen Menschen zusammen habe sie noch nie für ihre Ziele gekämpft: Die Polizei sprach mittags von bis zu 10.000 Teilnehmern. Rosalie Starke war sich sicher: Es waren viel mehr. Bestimmt 25.000 Menschen.

Die Menschen kamen aus ganz Deutschland, von den unterschiedlichsten Klimabündnissen. Die Castrop-Rauxelerin war mit ihren Mitstreiterin von Fridays for Future (FFF) unterwegs, sie musste früh raus: Um 7 Uhr klingelte der Wecker, um 8.45 Uhr fuhr ein Bus die Klimaaktivisten von Bochum ins Braunkohlerevier. Von dort, wo der der Bus hielt, lag noch ein 1,5 Kilometer langer Fußmarsch bis Keyenberg vor Starke. In dem Ort nahe Lützerath ging die Demo los.

Allein der Weg zur Demo sei schon beeindruckend gewesen: „Das war so krass, so megakrass“, sagt Starke. Wenn sie zurückgeblickt habe, seien da so viele Menschen gewesen, wenn sie nach vorn geschaut habe, auch.

Rede von Greta Thunberg

Bei der Abschlusskundgebung hat Starke zum ersten mal die bekannte Klimaaktivistin Greta Thunberg live gesehen. Auch dies unvergesslich. Starke:. „Ich bin kein Fangirl, aber sie ist das Idol der Bewegung und hat Fridays for Future ins Rollen gebracht.“ Starke ist Sprecherin von FFF in Castrop-Rauxel. Außerdem sei es „krass“, wie mutig Greta ist, sich vor so vielen Menschen hinzustellen und so deutlich ihre Meinung zu äußern. Thunberg rief die Menschenmenge auf, Lützerath nicht aufzugeben. Das Dorf „ist noch da“, sagte sie. Das sieht auch Starke so: „Der letzte Schritt ist noch nicht getan“.

Von der Kundgebung aus hat man nach Lützerath rüberschauen können, erzählt Starke. Polizisten warnten davor, zu nah an die Abbruchkante zu gehen oder das Dorf gar zu stürmen. Dem widersetzten sich Agenturberichten zufolge einige hundert Demonstranten. Am Nachmittag soll sich die Stimmung zwischen den hartnäckigsten Aktivisten und den Einsatzkräften immer weiter aufgeheizt haben.

Rosalie Starke im Sommer 2022 auf dem Castrop-Rauxeler Marktplatz bei einer Demonstration für den Klimawandel.
Auch in Castrop-Rauxel hat Rosalie Starke, Sprecherin bei Fridays for Future, auf dem Marktplatz schon für den Klimawandel demonstriert. © Tobias Weckenbrock

Da war Starke aber schon auf dem Rückweg zum Bus. Allerdings gibt auch die 17-Jährige zu: „Ich war in der Nähe der Abbruchkante und habe runtergeschaut.“ Weiter wäre sie aber nicht gegangen. Gewalt gegen Polizisten käme für sie nie in Frage. Wie bei dem größten Teil der Demonstranten, der „pazifistisch veranlagt“ sei.

„Eine Absperrung habe ich nicht durchbrochen.“ Das könne sie gar nicht verantworten. Als 17-jährige Schülerin. Ihre Eltern „waren auch skeptisch“, dass sie zu der Demo fährt, gibt Starke zu. Aber es habe geholfen, dass sie nicht allein unterwegs war.

Der Bus, der Starke und ihre FFF-Mitstreiter zurückbringt, sollte am Abend wieder in Bochum sein. Was sie dann noch mache? Wohl erst mal die dicken, nassen und schmutzigen Klamotten ausziehen. Sie habe sich ordentlich eingepackt: mit Skijacke, Mütze, Schal und Wanderschuhen. „Das Wetter war megakacke“, so Starke.

Ein bisschen nass sei sie dennoch geworden, in die Schuhe sei auch etwas Schlamm gelaufen. „Aber alles ertragbar.“ Zuhause wolle sie auf jeden Fall „entspannen“ und Bilder der Demo bei FFF hochladen. Und für Sonntag stehen Schularbeiten auf dem Plan. Starke: „Die hätte ich eigentlich schon heute machen sollen.“

Rosalie Starkes Bilder von der Groß-Demo und der Abbruchkante am Tagebau auf rn.de/castrop

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