Apotheker Claus Ehrensberger muss genau nachhalten, welche Menge an Medikamenten er vorrätig hat.

© Marius Paul

Feuerfester Raum mit Gefahrenschrank: Hinter den Kulissen der Apotheke

rnWir öffnen Türen

In einer Apotheke findet man Medikamente, Salben und einen feuerfesten Kellerraum mit Gefahrenschrank. Moment? Ja, richtig gelesen: Ein Einblick in den Alltag einer vermeintlich normalen Apotheke.

Castrop-Rauxel

, 13.12.2020, 14:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Nur zwei Kunden sind momentan gleichzeitig in der Glückauf-Apotheke von Claus Ehrensberger auf Schwerin erlaubt. Wie auch vor vielen anderen Geschäften bildet sich deshalb vor der Apotheke an der Dortmunder Straße an diesem Mittag im Advent eine Schlange.

Es ist windig und regnerisch – kein guter Zeitpunkt, um draußen in der Kälte zu stehen. Deshalb werden die Kunden tagtäglich auch bereits vor der Tür bedient. Das Krankheits-Risiko soll gerade in diesen Zeiten möglichst gering gehalten werden. Wer allerdings in die Apotheke kommt, der sieht lediglich einen kleinen Teil des Betriebes. Die eigentliche Schaltzentrale befindet sich hinter den großen Medikamenten-Schränken.

8000 einzelne Medikamente vorrätig

Für Apotheken ist die Corona-Pandemie noch einmal außergewöhnlicher als für Normalbürger. „Unsere Mitarbeiter sind natürlich sehr umsichtig. Wir stehen ständig in Kontakt mit möglicherweise infizierten Menschen, deshalb sind unsere Vorsichtsmaßnahmen natürlich groß“, so Claus Ehrensberger.

Claus Ehrensberger bewahrt in seinem Gefahrenschrank alle Wirkstoffe auf, die sich unter Umständen schnell entzünden könnten.

Claus Ehrensberger bewahrt in seinem Gefahrenschrank alle Wirkstoffe auf, die sich unter Umständen schnell entzünden könnten. © Marius Paul

Mit seinen sieben Mitarbeitern wacht Ehrensberger in seiner Apotheke über schätzungsweise 8000 einzelne Medikamente. Der vorhandene Bestand orientiere sich unter anderem an der Kundennachfrage, dem Verschreibungsverhalten der Ärzte und den geltenden Rabattverträgen.

Einige Medikamente, Salben und Tabletten werden direkt vor Ort hergestellt, im hauseigenen Labor. Hier werden die einzelnen Substanzen auf das Mikrogramm genau abgewogen, portioniert und anschließend vermischt. Doch können die jeweiligen Wirkstoffe einfach ohne Weiteres im Wandregal gelagert werden?

In der Glückauf-Apotheke steht der Gefahrenschrank in einem feuerfesten Kellerraum. Dort lagern zudem weitere Stoffe, die besonders geschützt werden müssen.

In der Glückauf-Apotheke steht der Gefahrenschrank in einem feuerfesten Kellerraum. Dort lagern zudem weitere Stoffe, die besonders geschützt werden müssen. © Marius Paul

Keineswegs. „Jede Apotheke muss eigentlich einen Gefahrenschrank besitzen, in dem spezielle Substanzen aufbewahrt werden. Darin sind beispielsweise hochentzündliche Stoffe wie Ethanol, die besonders geschützt werden müssen“, erklärt Ehrensberger.

Hochsensible Geräte für die Medikamenten-Herstellung

In der Glückauf-Apotheke ist es mit einem einfachen Gefahrenschrank aber nicht getan. In dem Betrieb auf Schwerin steht ein solcher Schrank nämlich noch einmal extra in einem feuerfesten Kellerraum. „Das Haus ist 1952 gebaut worden und seitdem existiert auch dieser Raum. Für unsere Lagerung ist das natürlich sehr praktisch, denn er garantiert zusätzliche Sicherheit“, sagt Ehrensberger.

Im eigenen Labor werden tagtäglich - je nach Bedarf - Medikamente, Salben und Tabletten hergestellt.

Im eigenen Labor werden tagtäglich - je nach Bedarf - Medikamente, Salben und Tabletten hergestellt. © Marius Paul

Werden einzelne Substanzen und Chemikalien benötigt, wandern sie eine Etage rauf – direkt in das vollausgestattete Labor. Dort werden die einzelnen Bestandteile mithilfe hochsensibler Geräte zu tatsächlichen Medikamenten verwandelt. Auf diese Art und Weise entsteht an diesem Tag beispielsweise in Eigenregie eine Salbe zur Wundheilung.

Wenn man sich die Herstellung der Medikamente so ansieht, bekommt man einen Eindruck davon, weshalb Apotheker nicht nur pharmazeutische Kenntnisse haben müssen, sondern zur Hälfte Chemiker sind. Jeder noch so kleine Arbeitsschritt muss genauestens dokumentiert werden, denn: Einmal im Jahr findet in jeder Apotheke die sogenannte „Revision“ statt.

Um die jeweiligen Substanzen genau abmessen zu können, bedarf es im Labor hochsensibler Messgeräte.

Um die jeweiligen Substanzen genau abmessen zu können, bedarf es im Labor hochsensibler Messgeräte. © Marius Paul

„Dann wird geprüft, ob die Herstellung der Medikamente auch den vorgegebenen Standards entspricht. Jeder Bestandteil muss exakt festgehalten werden“, so Ehrensberger. Fünf Jahre werden diese Dokumente aufbewahrt, ehe sie im Reißwolf landen. Wer also demnächst eine Apotheke betritt, dem sollte bewusst sein, dass sich hinter den vielen Regalen nicht nur eigene kleinere Labore verstecken, sondern darunter teilweise sogar verwinkelte Kellerlandschaften schlummern – inklusive feuerfester Räumlichkeiten.