Experten für „Public Relations“ sagen: Besser (kalkulierte) Skandale hervorrufen, die für Aufmerksamkeit sorgen, als gar nicht im Gespräch zu sein. Der kopflose Reiter auf dem Castroper Marktplatz ist ganz sicher keine PR. Er ist auch kein Skandal. Aber trotzdem spricht seit Freitagnachmittag die halbe Stadt darüber. „Haste schon gehört...?“
Wofür aber steht der Jockey ohne Helm und Rübe auf dem Reiterdenkmal nun Pate? Für eine kopflose Stadt Castrop-Rauxel wohl nicht, auch wenn man den Brunnen als das Wahrzeichen der Stadt anerkennt.
110 Jahre ist das Denkmal alt. Kein Krieg, weder der Erste noch der Zweite Weltkrieg, der Bomben über Bomben für die Stadt brachte, hat es vermocht, den Reiter zu demolieren. Sinnbildlich für die Stadt, die sich selbst von dem x-ten Blindgänger in den Aapwiesen, auch nicht von Finanz- und Energiekrisen die Krone von ihrem schmalen Haupte schieben lässt. Auch wenn die Steele schmal ist: Der Reiter hielt sogar allen Stürmen stand.
Der kopflose Reiter „Dullahan“ ist in der irischen Mythologie der Vorbote des Todes. Irisch? Da war doch was, oder, Herr Mulvany? Verdächtig, verdächtig... Auch in anderen Nationen und Regionen sind Sagen vom kopflosen Reiter bekannt. Und stets ist sein Auftreten mit dem Tod verbunden.

In der Europastadt wird es anders sein. Irgendwann, wenn die Verwaltungsmühlen gemahlen haben, wird der Kugel-Kopf wieder über dem Castroper Marktplatz wachen; oder springreiten. Da kann auch ein Henrichenburger Schausteller nichts gegen tun.
Dem muss man übrigens zwei Komplimente machen: Erstens hat Frank Philipp seinen Fauxpas am Freitag direkt offen eingeräumt. Und zweitens hat er so den schnuckeligen Castroper Adventsmarkt ins Gespräch gebracht, noch bevor er eröffnet ist. Da sind wir wieder beim Thema PR... Vielleicht findet ja jetzt noch ein kleiner leuchtender Weihnachtsstern seinen Weg aufs Rennpferd. Das wäre das i-Tüpfelchen.