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Gestaffelter Schulbeginn in Herne: Ein Corona-Konzept für Castrop-Rauxel?
Coronavirus
In Herne sollen die weiterführenden Schulen ihre Startzeiten ändern. Die Unterstufe fängt um 7.45 Uhr an, die Mittelstufe um 8.30 Uhr. Ein Konzept für Castrop-Rauxel, um Schulbusse zu entlasten?
Die Schulen in der von der Corona-Pandemie besonders stark betroffenen Stadt Herne wollen ihre Anfangszeiten ändern. Damit wollen sie die Schülerströme entzerren. Schon vor Weihnachten soll nach einem neuen Konzept gearbeitet werden. Auch im Bund regt sich etwas: Die deutschen Verkehrsunternehmen forderten am Dienstag (3.11.) den gestaffelten Beginn des Schulunterrichts, um den Gesundheitsschutz im ÖPNV zu stärken.
In Herne soll für die Unterstufe (5. bis 7. Klasse) der Schulunterricht laut HCR ab dem 16.11. um 7.45 Uhr beginnen, für die Klassen 8 bis 10 um 8.30 Uhr. Damit will man verhindern, dass die Schulbusse am Morgen überlaufen. Das wolle man sich in Castrop-Rauxel genau ansehen, sagte Castrop-Rauxels Bürgermeister Rajko Kravanja vergangene Woche in einer Facebook-Sprechstunde. Das sei aber „nicht ganz ohne“.
Unterdurchschnittliches Infektionsgeschehen
Schulen seien nachgewiesenermaßen kein Hotspot. „Nach den Sommerferien hat die Landesregierung eine wissenschaftliche Begleitung in Auftrag gegeben. Die Studie ist veröffentlicht, wird aber fortgeführt“, so Kravanja. Herausgekommen sei, dass sowohl bei Schulen als auch bei Kitas ein unterdurchschnittliches Infektionsgeschehen herrsche. Und dennoch: „Wir haben in einer Schulleiterrunde über diese Idee diskutiert“, sagte der Bürgermeister.
Grundsätzlich seien die Schulbusse nach den Sommerferien immer voller, bis sich das eingespielt habe. „Die Schulleiter sollen sich die Problemstellen in den kommenden Wochen aber genau aufschreiben. Dann könnten wir gezielt etwas verändern“, so Kravanja.
Gemeinsame Kurse in verschiedenen Schulen seien ein Problem bei der generellen Überlegung. Und für die Schulgemeinde sei das auch eher schwierig. „Außerdem haben wir schon unterschiedliche Anfangszeiten: Das Berufskolleg beginnt um 7.30 Uhr. Andere Schulen um 8 Uhr.“ Für eine Halbierung der Klassengrößen, eine andere Idee zur Entzerrung, bräuchte man die doppelte Lehrerzahl, oder die Schüler hätten nur halb so viel Unterricht. „Es würde also Einschränkungen geben.“
Einsatzfahrzeuge könnten doppelt fahren
Die Busunternehmen denken das nun mit der Stadt Herne vor. Dirk Rogalla von der dort und in Castrop-Rauxel verkehrenden HCR erklärt auf Anfrage: „Nach neuer Schulzeitenstaffelung könnten wir unsere Einsatzfahrzeuge doppelt fahren lassen.“ Auch er weist darauf hin, dass das ein „komplizierter Vorgang“ sei, denn alle Schulen müssten zustimmen. „Für uns ist die Änderung auch nicht per Knopfdruck zu machen. Auch die Bezirksregierung muss zustimmen. Da hängt also mehr dran als ein ‚ist mal so eben gemacht‘.“
Die HCR jedoch hielten das für „einen richtigen und guten Weg“, so Rogalla. „Unsere Kapazität ist eben endlich, wir können nicht mal eben Busse kaufen. Reisebusse im Linienverkehr einzusetzen, geht auch nicht einfach so: Da muss ja Barrierefreiheit gegeben sein. Die Gänge sind zudem eng.“
DSW21 würde Entzerrung „sehr begrüßen“
Britta Heydenbluth, Sprecherin der in Castrop-Rauxel ebenfalls verkehrenden DSW21, sagt: „Wir wissen, dass unsere Busse morgens in Castrop-Rauxel an die Kapazitätsgrenzen stoßen. Hier sind zum regulären Takt im morgendlichen Schul- und Berufsverkehr bereits zehn zusätzliche E-Wagen im Einsatz, die die Kapazitäten der Linien 480 und 482 auf der Hauptachse verstärken. Eine zeitliche Entzerrung der Schulanfangszeiten würden wir sehr begrüßen.“
Man habe Anfang September mit der Stadt Castrop-Rauxel und dem Kreis Recklinghausen dazu Kontakt aufgenommen. Der Kreis müsste diese Leistungen letztlich beauftragen. „Wir warten hier noch auf Rückmeldungen und Entscheidungen“, so Heydenbluth. Man nehme die Sorgen der Eltern ernst. Fahrgäste können sich zum Thema an kundenresonanz@dsw21.de wenden. Sie sollen den konkreten Tag, die Uhrzeit, die Linie und die Fahrtrichtung angeben.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
