Lindenhof-Chef Danilo Deric bleibt bei Sieben-Tage-Woche Andere Restaurants in Castrop-Rauxel nicht

Energiekrise und Inflation: Gastronomie reagiert unterschiedlich auf Krisen
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Gefühlt folgt Krise auf Krise. Gastronomen haben die Folgen der Corona-Pandemie kaum überstanden oder kämpfen noch mit den Nachwehen, da sorgen steigende Kosten bei Energie und Nahrungsmitteln für weitere Probleme. Zudem bemerken sie eine Zurückhaltung bei den Gästen. Und dann fehlt häufig noch Personal.

In Castrop-Rauxel haben einige Gastronomen darauf reagiert. Folge: An manchen Tagen haben wesentlich weniger Restaurants offen. Das krasseste Beispiel ist sicherlich „Bei Sándor“ an der Wittener Straße in Obercastrop. Personalprobleme sorgen dafür, dass Sándor Czirjak schon seit Längerem nur noch freitag- und samstagabends und sonntagmittags öffnet. Koch, Küchenhilfe, Kellner – er sucht Verstärkung.

Nunzio Marcucci hat ganz aktuell am Jahresanfang seine Öffnungszeiten in seiner Trattoria Puglia an der Oberen Münsterstraße geändert. Bisher war nur montags zu, jetzt auch dienstags. Auch bei dem Italiener fehlt Personal.

Sándor Czirjak in seinem Restaurant, in dem er seit 30 Jahren kocht.
Sándor Czirjak in seinem Restaurant, in dem er seit 30 Jahren kocht. © Ronny von Wangenheim

Marcucci würde lieber den Kontakt mit den Gästen pflegen, dazu bräuchte er beispielsweise einen Koch in der Küche. Doch nach Personal sucht er vergebens – und das schon seit Längerem. Wie alle Gastronomen muss er angesichts der Inflation und steigender Energiekosten genau kalkulieren. Weil er die Preise nicht erhöhen will, hat er seine Speisekarte genau geprüft und einige Gerichte von der Karte genommen.

Nunzio Marcucci vor seiner Trattoria an der Oberen Münsterstraße.
Nunzio Marcucci vor seiner Trattoria an der Oberen Münsterstraße. Er hat seit Kurzem zwei Schließtage. © Ronny von Wangenheim

Zwei Schließtage hat inzwischen auch das Panorama Café. Mentor Hisenaj, Inhaber des Restaurants am Stadtgarten, sagt dazu: „Wir haben fünf Tage die Woche geöffnet, weil es für uns einfacher ist. Meine Mitarbeiter sind dann an allen fünf Tagen immer da, ich muss keine aufwendigen Dienstpläne schreiben. Mit der Energie-Krise hat das gar nicht so viel zu tun.“ Den Umsatz wird der zweite Schließtag nicht schmälern. „Wir haben eigentlich fast immer volles Haus“, sagt Hisenaj. Reservierung sei immer vorteilhaft.

Vier Tage im Parkbad Süd

Auch Marlen Kempf im Parkbad Süd hat ihre Öffnungstage reduziert. Und das bereits nach Ende der Corona-Pandemie. Von Donnerstag bis Sonntag kommen Gäste. Am Mittwoch ist das Küchenpersonal aber auch im Einsatz und bereitet alles vor. Das ist wichtig, weil auch viele große Gesellschaften im Parkbad Süd feiern.

Marlen Kempf ist Inhaberin der Gastronomie Parkbad Süd.
Marlen Kempf ist Inhaberin der Gastronomie Parkbad Süd. © Ronny von Wangenheim

„Die Mitarbeiter machen nicht mehr exorbitant viel Überstunden, wie es sonst in der Hochsaison oft ist“, sagt Marlen Kempf. Vereinbarkeit mit Familie sei so viel besser zu erreichen. Personal zu halten, sei wichtig, sagt die Gastronomin und Arbeitszeiten sind da ein wichtiges Thema. In der Corona-Zeit ist ihr das gelungen: „Wir konnten alle halten, keiner ist gegangen. Im letzten Sommer haben wir sogar bei den Aushilfen aufgestockt.“

Ein Gegenbeispiel gibt es aus Habinghorst. Das Steakhaus Lindenhof an der Recklinghäuser Straße hat sieben Tage in der Woche geöffnet, 365 Tage im Jahr, wie Danilo Deric nicht ohne Stolz sagt. Er ist der Juniorchef in dem Familienbetrieb. Klar gebe es stärkere und schwächere Tage, so erzählt er. Aber Gäste kommen immer. „Das Industriegebiet an der Klöcknerstraße hat sich sehr gut entwickelt. Da kommen auch Geschäftsessen zu uns“, sagt er.

Preiserhöhung wird weitergegeben

Natürlich hat auch Familie Deric die gleichen Probleme wie alle anderen Gastronomen. „Die Bierpreise steigen, die Nahrungsmittelpreise steigen, die Energiepreise steigen“, sagt Danilo Deric. Harte Kalkulation ist notwendig. Und trotzdem: „Wir müssen die Preise an die Kunden weitergeben“, sagt er.

Gespart wird, wo es geht. Zum Beispiel wird im Außenbereich, der auch jetzt schon gut angenommen wird, nicht mehr jeder Heizpilz eingeschaltet, sondern immer nur nach Bedarf. Personal ist auch hier ein Thema. „Es ist schwierig, qualifiziertes Personal zu bekommen“, sagt der Gastronom. Der Lindenhof hat einen Vorteil: „Wir sind ein Familienbetrieb.“ Zur Not müssten halt Familienmitglieder einspringen – sechs sind es mit Danilo Deric.

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