Fünf Jahre und Hunderttausende Hörer Castrop-Rauxeler hat einen der größten Podcasts Deutschlands

Hunderttausende Hörer: Castrop-Rauxeler hat einen der größten Podcasts
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Es geschah mitten im Lockdown. Mitten in der ersten Phase der Corona-Pandemie. Da setzten sich Micky Beisenherz, Medienmensch und Satiriker aus Castrop-Rauxel, und seine Lebensgefährtin Nikki Hassan-Nia hin, zu Hause in Hamburg, und gründeten einen Podcast. „Apokalypse und Filterkaffee“ wurde zu einem der größten News- und Laber-Podcasts Deutschlands. Jetzt, am 7. April 2025, wurde der Podcast fünf Jahre alt.

Damals habe Thomas Schmitt, Geschäftsführer von Florida TV, die Initialzündung gegeben: Beisenherz, der als Stimmenimitator damals damit auffiel, dass er bei Instagram die Bild-Kolumne „Post von Wagner“ vorlas, sollte ein eigenes Podcast-Format machen, bei dem er die Nachrichten des Tages auseinandernehme, meinte Schmitt zu Beisenherz. Seine Frau Nikki und er hätten dann zwei, drei Probeläufe als Duo gemacht. Dann war der Podcast geboren.

„Das klassische Prinzip für Dinge, die erfolgreich sind: Mach erstmal das, was dich selber interessiert, was dir selber gefällt, was du selber gerne lesen, hören oder sehen würdest“, sagt Micky Beisenherz heute über seinen Erfolg. „Dann wird es möglicherweise ein Publikum finden. Mach es nicht des Geldes wegen, orientiere nicht dahin, wo der Markt ist, du ihn vielleicht vermutest oder wo er war.“

Im Podcast „Good Work“ erklärte er kürzlich umfangreich, wie es zu „ApoFiKa“ kam. Er bezeichne sich allerdings in erster Linie als Autor, sagte er dort. Aber das Podcasten bestimme seine Woche zumindest bis zum Donnerstag: Dann stehe der „Kölner Treff“ im Vordergrund, den er zusammen mit Susann Link moderiert und der freitags im WDR ausgestrahlt wird. „Apokalypse und Filterkaffee“ wird ihm dann inzwischen von Co-Hosts abgenommen und kann mit diesem Team jeden Tag, also sieben Tage die Woche, laufen: Markus Feldenkirchen übernimmt oft für den Haupt-Host, ebenso Yasmine M’Barek. Die Orga für die Sendung nimmt ihm Jadoga Marinic ab. Die Sonntags-Sendung moderiert inzwischen als Interview-Format mit einem Gast Wolfgang Heim.

Um 22 Uhr wird aufgezeichnet

Abends gegen 22 Uhr wird jede Folge für den nächsten Morgen aufgezeichnet. In der Regel daheim. Oft geht Beisenherz vorher noch eine Stunde laufen, danach duschen und kann dann mit frischem Kopf und sortierten Gedanken in die Aufnahme starten. Manchmal, wenn es aufgrund der Aktualität drängt, geht es auch bis tief in die Nacht.

„Manchmal ist es das eigene Ego, das mich dazu verleitet, möglicherweise etwas zu viel zu reden“, so Beisenherz. Aber in der Regel hat er einen Gast an seiner Seite; nur noch selten ist es Nikki Hassan-Nia, oft sind es Bekannte aus der Medien-Society. Bei seinen „eigenen Folgen“ mache er die Redaktion im Prinzip selbst, ansonsten stehe eine Redaktion hinter dem Podcast.

Gerade in den ersten eins, zwei Jahren, als er mit seiner Lebensgefährtin Nikki Hassan-Nia das Projekt allein bestritt, hätten seiner Wahrnehmung nach so manche Medienhäuser neidisch auf ihren Erfolg geschielt und gemeint: Was die da in ihren Jogginghosen machen, also ganz oben stehen, das sollten wir nachmachen. „Sie haben dann irgendwann gemerkt, dass man Geduld und Ausdauer braucht und es auch nicht mal eben schnell gemacht ist“, so Beisenherz. Das Ziel, am Markt stattzufinden, sei jedenfalls langfristig betrachtet nicht die beste Motivation. Es müsse Spaß machen.

Das Große und das Banale an den News

Ihm und Nikki habe immer geholfen, dass sie sich ohnehin den ganzen Tag über das große und auch das banale Nachrichtengeschehen unterhalten hätten. Etwas anderes habe man im Podcast auch nicht gemacht. „Unser privates Interesse ist dann einfach in den Äther geflossen“, so Beisenherz.

Erfolgsbestandteil sei, dass er nicht wie bei den Öffentlich-Rechtlichen klar das U und das I trenne: Unterhaltung und Information gingen auch miteinander. „Da geben mir die Zahlen recht, dass Leute sich auch Informationen dort holen, wo der Ton vielleicht ein bisschen leichter ist. Die Nachrichten haben schon für sich die Kraft, dich massiv runterzuziehen“, so Beisenherz im „Good Work“-Podcast. „Dann ist es vielleicht ganz angenehm, dass es zumindest in einem Ton präsentiert wird, der gut gelaunt ist; bei gleichzeitiger Anerkennung der Faktenlage.“

Das erkennen Medienschaffende als das zentrale Element der Sendung: Sie sei in dieser Weise revolutionär für den deutschen Sprachraum gewesen.

In den Charts auf Platz 5

„Die frisch gebrühten Schlagzeilen des Tages“, in denen sich Micky „für uns durch die wichtigsten Aufmacher, Titelthemen, Leitartikel und Tweets des Tages“ wühlt und mit einem Gast ein „morgendliches News-Omelett“ serviere: Das wurde zu einem Erfolgsmodell. In den deutschen Podcast-Charts steht Beisenherz aktuell auf Platz 5.