Über 2000 Schüler aus Castrop-Rauxel demonstrierten bei einem Sternmarsch und einer Abschlusskundgebung im Stadion an der Bahnhofstraße für den Frieden in der Welt und konkret gegen den Krieg in der Ukraine. © Tobias Weckenbrock
Ukraine-Krieg
Frieden für alle! 2000 Castrop-Rauxeler Schüler fordern Ende der Kriege
Stop war! Peace for all! Friedenstauben. Peace-Zeichen. Blau und Gelb: Über 2000 Schüler und Lehrer haben für Frieden demonstriert. Sie strömten aus ganz Castrop-Rauxel zum Stadtmittelpunkt.
Als ASG-Lehrerin Carmen Syllwasschy „Amazing Grace“ in das Mikrofon singt und vom Wall aus auf die Menschenmassen zu ihren Füßen im Stadion an der Bahnhofstraße herab blickt, da ist das zum Abschluss um 12.30 Uhr noch einmal ein Gänsehaut-Moment. 2000 Schüler und Lehrer stehen da, schauen rauf und denken an eine Welt ohne Kriege.
Das Adalbert-Stifter-Gymnasium ist laut, als es ausgerufen wird, und winkt mit Hunderten Schülern. Das Ernst-Barlach-Gymnasium ist dem Aufruf des ASG gefolgt, ebenso die Willy-Brandt-Gesamtschule, die Neue Gesamtschule Ickern, die Fridtjof-Nansen-Realschule und die Sekundarschule Süd: In einem Sternmarsch haben die weiterführenden Schulen aus Castrop-Rauxel am Donnerstag (28.4.) ein beeindruckendes Zeichen gegen den Krieg gesetzt.
Schon vor den Osterferien wollten sie laufen und protestieren, da machte ihnen aber ein Sturm einen Strich durch die schöne Rechnung. Damals wären sogar 4000 Schüler mitgegangen, jetzt, nach den Osterferien, in der heißen Abitur- und Schuljahresabschluss-Phase sind es noch weit mehr als die Hälfte.
Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges vor neun Wochen haben sie sich in den Schulen mit dem Thema Frieden beschäftigt. Der Fachschaft Religion des ASG ging das nicht weit genug: Sie stellte eine einzigartige Veranstaltung auf die Beine, eine, die es noch nie gab in Castrop-Rauxel. Alle weiterführenden Schulen zusammen für eine Sache auf der Straße: ein Organisations-Wust in Absprache mit der Stadtverwaltung, mit der Polizei, mit den Lehrer- und Schulleitungs-Kollegen. Aber ein Projekt, das Hoffnung macht.
„Millionen Menschen leiden – jeder einzelne ist einer zu viel“
Musiklehrer Finn Ole Steffen hält das Mikrofon, nachdem alle Schüler zu Fuß im Stadion eingetroffen sind. Er und seine Kollegin Simone Coring, beide Lehrer am ASG, moderieren vom Wall aus die Schlusskundgebung. Simone Coring hatte große Teile der Organisation auf ihre Schultern geladen. Als die Veranstaltung zu Ende ist, fällt sie einer Kollegin erleichtert und glücklich in die Arme.
Musiklehrer Finn Ole Steffen mit Lena, Hevin und Nehir aus den Schülervertretungen von ASG und WBG, den Lehrerinnen Sonja Alt und Simone Coring sowie Katrin Lasser-Moryson (v.l.), die stellvertretende Bürgermeisterin, vor über 2000 Schülern im Stadion an der Bahnhofstraße. © Tobias Weckenbrock
Um kurz nach 12 Uhr sagt Finn Ole Steffen: „Schön, dass ihr da seid.“ Es wird etwas stiller auf dem Kunstrasen. Seine Kollegin zählt die bekannten größeren Krisengebiete auf dieser Welt auf. „Millionen Menschen weltweit leiden unter kriegerischen Auseinandersetzungen und haben Angst um das eigene Leben“, sagt sie. Über 80 Millionen Menschen, so Steffen, seien weltweit auf der Flucht vor Kriegen. „Jeder einzelne, der Angst haben muss, ist ein Mensch zu viel!“
Auch Katrin Lasser-Moryson steht neben ihnen. Die stellvertretende Bürgermeisterin ist stolz auf das Bild zu ihren Füßen: Eine solche Veranstaltung habe es noch nie gegeben. „Was für ein wundervoller und eindrucksvoller Anblick, was für ein schrecklicher Anlass.“ Sie verurteilt Putins Angriffskrieg in der Ukraine, der die Weltordnung verändert habe.
„Ihr beschäftigt euch seit neun Wochen mit lauter Dingen wie Krieg, Vertreibung und anderen negativen Gedanken – dabei waren wir eine Generation, die nur den Frieden kannte.“ Man stehe hier für die Demokratie ein, setze eine Zeichen des kleinen Friedens. „Nehmt es mit, steht immer ein für die Demokratie. Die Demokratie lohnt sich zu leben, sie ist etwas Besonderes. Steht immer für den Frieden ein“, ruft sie den Kindern zu. „Toll, dass ihr hier seid!“
Auch drei Schülerinnen stehen neben ihr: Lena vom ASG, Hevin und Nehir von der WBG. Sie wenden sich ebenfalls mit ein paar Worten des Friedens an ihre Schulkameraden. Sie spielen eine Toncollage ab, in der Kinder aller Schulen in unterschiedlichen Sprachen einen Friedensgruß senden.
Einstudierter Tanz zu „Frieden für alle“
Danach läuft ein Lied, gesunden von Carmen Syllwasschy: „Wir wollen Frieden für alle“ heißt es, und viele der über 2000 Schüler tanzen dazu in einer einstudierten Choreografie.
Kirsten Matuschke von der Polizei sagt: „Wir freuen uns, dass das Wetter diesmal mitspielt. Es läuft alles reibungslos.“ Aufgabe der Polizei sei gewesen, den Verkehr zu leiten und die Gruppen sicher zum Stadion zu begleiten. Das gelingt. Als die ersten Schulen sich der Reihe nach nach einer halben Stunde wieder auf den Weg zurück zur Schule machen, sagt Lehrer Finn Ole Steffen im Gespräch mit unserer Redaktion: „Es war viel Arbeit, hat aber Spaß gemacht. Und wenn man das Ergebnis sieht, dann hat es sich gelohnt.“
Die Realschüler auf dem Weg zum Stadion an der Bahnhofstraße. Phasenweise sperrte die Polizei die Bahnhofstraße ab. © Tobias Weckenbrock
Es sei wichtig, die Schüler heranzuführen an den Kampf um den Frieden und mit ihnen zu zeigen, dass „wir Kriege nicht tolerieren“. Berührt habe ihn vieles, vor allem aber die Rede von Katrin Lasser-Moryson und der Applaus, der aufbrandete, als sie die Demokratie hervorhob. „Das war schon ein besonderes Gefühl.“
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