
© Lukas Wittland
Freibad-Öffnung während Corona: Desinfektion, Stille, Schichtbetrieb
Parkbad Nord
Die Sonne strahlt, perfektes Wetter zum Schwimmen, doch im Freibad ist es still. Am Samstag hat das Parkbad Nord wieder eröffnet. Wie es war, hat unser Reporter aufgeschrieben.
Ich muss mich beeilen, meine Badezeit ist gleich vorbei“, sagt die Schwimmerin. Es ist 13.50 Uhr, in genau zehn Minuten schließt das Bad. Wasser tropft noch aus ihren Haaren. Sie ist die letzte, die noch da ist, die anderen Gäste sind schon gegangen. Die vergangenen 20 Minuten hatte sie im Becken alleine ihre Runden gedreht. Denn Bahnen ziehen ist aktuell nicht erlaubt. Schilder weisen darauf hin. Damit sich die Schwimmer nicht zu nahe kommen, geht es immer im Kreis.
Es ist Samstag, der 30. Mai, der erste Tag, an dem das Parkbad Nord in diesem Jahr wieder geöffnet hat - später im Jahr als sonst, natürlich wegen Corona. 23 Grad Außen- und Wassertemperatur, die Sonne knallt, es ist ein erster Eröffnungstag, wie man ihn sich nur wünschen kann. Normal ist er nicht. Denn geschwommen wird hier von nun an in Schichten. Von 7 bis 9 Uhr, von 10 bis 14 Uhr und von 15 bis 19 Uhr. Zu den jeweiligen Badezeiten dürfen maximal 200 Personen ins Bad. Diese Grenze erreicht das Freibad am ersten Tag nicht. Es kommen erst 39, dann 58 und im letzten Zeitraum 50 Badegäste.

Badegäste können keine Bahnen ziehen, sondern nur im Kreis schwimmen. © Lukas Wittland
Perfektes Freibadwetter, aber es herrscht Stille
Der Zeiger der Schwimmbaduhr klackt auf 14 Uhr. Die Wiesen sind leer. Wasser gurgelt in den Überlaufrinnen, die Wasserfontäne plätschert, ansonsten ist es still. Die Lappen, die über die Geländer schrubben, machen keine Geräusche. Die Sprühflasche, die die Betonbänke mit Desinfektionsmittel einnebelt, gibt nur ein leises Zischen von sich.

Das Wasser vor der abgesperrten Rutsche ist ruhig. © Lukas Wittland
„Für uns ist das Neuland“, sagt Daniel Haßfeld, während er das Edelstahlschild abwischt, auf dem die Wassertiefe steht. „Wir müssen alles desinfizieren, was angefasst wird: Geländer, Türklinken und so weiter.“ Der 42-Jährige ist Badewärter im Parkbad. „Ich bin froh, dass es wieder los geht. Es ist gut, dass es die Lockerungen gibt, wieder einen festen Ablauf zu haben hilft“, sagt er.
In den Umkleiden glänzen die Fliesen
Eine Stunde haben die Mitarbeiter ab 14 Uhr Zeit, alles zu reinigen, bis die nächsten Gäste kommen. In den Umkleiden glänzen die braunen Fliesen. Es riecht nach Reinigungsmittel. Mehrere Wochen hat sich das Freibad vorbereitet und ein Hygienekonzept erarbeitet, berichtet Badleiter Heinz-Robert Schäfer. „Und die Leute haben sich sehr gut daran gehalten“, sagt der kräftige Mann mit den grauen Haaren nach den ersten beiden Schwimmzeiten. Die Vorbereitungen seien anstrengend, viel sei zu beachten gewesen.

Badeleiter Heinz-Robert Schäfer desinfiziert die gelben Beton-Bänke. © Lukas Wittland
Ambu-Beutel hängen in Plastiktüten an einigen Geländern. Im Notfall kann man mit denen jemanden beatmen, erklärt Schäfer. „Mund-zu-Mund-Beatmung ist ja nicht“, sagt er und ergänzt. „Aber die werden wir hoffentlich nicht brauchen.“ Auch er findet: „Gut, dass es wieder los geht.“
Noch eine halbe Stunde bis zur dritten Schwimmzeit. In einer Ecke sitzen Badmitarbeiter in weißen Polo-Shirts im Schatten und rauchen. Sie unterhalten sich mit zwei Mitarbeitern des Ordnungsamts, die später beim Einlass darauf achten, dass vor der Tür die Sicherheitsabstände eingehalten werden. Im Bad selbst kümmern sich die Badewärte. Viel habe es nicht zu ermahnen gegeben, sagt eine Mitarbeiterin, nur einmal, als Gäste nebeneinander geschwommen sind. Mit ihrer Kollegin nutzt sie ihren Feierabend, um im leeren Bad zu schwimmen.
Ein paar Kaffee und ein, zwei Eis
Niko Kazinakis schaut den beiden zu. Seit 15 Jahren betreibt er hier den Schwimmbad-Kiosk. Eigentlich will er auch eben ins Wasser. Sein T-Shirt hat er schon ausgezogen, aber dann erzählt er doch kurz. Ein paar Kaffee und ein, zwei Eis habe er verkauft, sagt er. Es sei sehr ruhig.

Am Kiosk von Niko Kanzinakis war bei der Eröffnung des Freibads nicht viel los. Er ist trotzdem guter Dinge und freut sich, dass es wieder losgeht. © Lukas Wittland
Zu Hochtagen im Sommer arbeiten bis zu acht Personen im Kiosk. Heute sind sie zu zweit. „Es wird eine blöde Saison, aber die Hauptsache ist, wir bleiben gesund. Ich bin froh, dass wir überhaupt aufmachen dürfen, was machste denn sonst drei Monate zu Hause?“, fragt er. Dann springt er kurz ins Wasser.
Als um kurz vor drei die ersten Badegäste wieder vor der Tür stehen, ist Niko Kazinakis raus aus dem Becken. Eine Familie mit vier Kindern sitzt auf den Steinen vor dem Eingang. Zwei Geschwister etwas entfernt. Auf dem Boden sind Abstandslinien markiert.
Schwimmbadbesuch wirkt wie Neueröffnung eines Geschäfts
Badleiter Schäfer räumt eine Absperrbake zur Seite und gibt den Weg zum Eingang frei. Er trägt wie die Ordnungsamtsmitarbeiter und ein Kollege eine Maske, wie es in den Gebäuden des Freibads Pflicht ist. Der Zugang ist wie eine Einbahnstraße geregelt. Rein geht es durch die eine Tür, raus durch die andere. Dazwischen ist ein rot-weißes Band gespannt. Das und die leicht spürbare Ungewissheit, die in der Luft hängt, tragen dazu bei, dass die Situation wirkt wie die Neueröffnung eines Geschäfts.

Der Zugang zum Parkbard Nord ist streng geregelt. In den Gebäuden müssen Gäste und Mitarbeiter Masken tragen. © Lukas Wittland
Die Familie sind die ersten Kunden, die hineinkommen. Schäfer und sein Kollege stehen Spalier. „Tragen Sie sich bitte hier ein“, sagt Schäfer und deutet auf den Tisch mit den Listen. Wäre es eine Ladenneueröffnung, könnten sie wohl einen Preis gewinnen. Hier dienen Name, Telefonnummer und geplante Verweildauer der Nachverfolgung von Kontaktpersonen, sollte es eine Infektion im Freibad geben. Als Willkommensgeschenk gibt es Desinfektionsmittel für die Hände.
Nach und nach kommen mehr Gäste. Viele sind es nicht. Den beiden Geschwistern hat das Schwimmen gefehlt, einer Frau die Wasser-Gymnastik. Alles ist noch ziemlich ruhig. Als nach ein paar Minuten drei Mädchen ins Wasser springen und eine ruft „Boah, ist das kalt“, hört es es sich wieder ganz nach Freibad an.
Als gebürtiger Dortmunder bin ich großer Fan der ehrlich-direkten Ruhrpott-Mentalität. Nach journalistischen Ausflügen nach München und Berlin seit 2021 Redakteur in der Dortmunder Stadtredaktion.
