
© Tobias Weckenbrock
Frank Ronge über den Abschied von Christophorusheim, Waldbühne und Petrikirche
Evangelische Kirchengemeinde
Frank Ronge muss „umziehen“: Nach zehn Jahren, in denen er mit seiner Arbeit das Christophorusheim für Kinder und Jugendliche füllte, endet diese Zeit bald mit dem Abriss. Blutet sein Herz?
Irgendwann bald arbeitet Frank Ronge auf der Langen Straße: Der Sozialarbeiter muss mit seinem Jugendtreff Café Q und den Angeboten, für die er in der Evangelischen Gemeinde Habinghorst steht, umziehen. Ausziehen aus dem Christophorusheim an der Wartburgstraße, gleich gegenüber der Skateboard-Bahn; wegziehen von diesem unvergleichlichen Festival-Gelände mit der Waldbühne am Gänsebusch - mitten hinein ins bunte Leben der Stadt.
Zehn-Jahres-Mietvertrag an Lange Straße geplant
Einen Zehn-Jahres-Mietvertrag will die Kirchengemeinde dort abschließen und ein Geschäftslokal beziehen. Der Grund ist: Sowohl die Petrikirche als auch das Christophorusheim sind schwere Sanierungsfälle und werden zum 1. Januar 2020 von der Gemeinde aufgegeben.

Das Christophorusheim an der Wartburgstraße wird aufgegeben. Es gibt Sanierungsbedarf in Höhe von 1 Million Euro. © Tobias Weckenbrock
Die Gemeinde selbst vereinigt sich mit der Friedenskirchengemeinde Ickern und Henrichenburg zu einer Evangelischen Kirchengemeinde für den ganzen Norden der Stadt. Die Presbyterien werden zusammengelegt. Wie es stellenmäßig weiter geht, ist noch nicht ganz klar für die Verwaltung und die Jugendarbeit. Klar ist nur, dass ein Pfarrstelle wegfällt und jetzt bald aus vier drei werden. Klar ist auch, dass Frank Ronge, der einen unbefristeten Vertrag hat, bleiben will - und wohl auch wird.
„Wir bekommen ja auch viel Neues“
Frank Ronge arbeitet seit zehn Jahren für die evangelische Kirchengemeinde im von der Stadt mitfinanzierten Jugendtreff Café Q. Für ihn wird sich viel ändern. Aber er hat Lust auf die Veränderung, er begreift sie als Chance: „Wir bekommen ja auch viel Neues“, sagt Ronge, als wir ihn am Christophorusheim abfangen. Dort läuft eigentlich die Vorbereitung für das Gemeindefest, das ein paar Tage später wegen des Eichenprozessionsspinners abgesagt werden muss. Es wäre ein gemeinsames Fest der nördlichen Kirchengemeinden gewesen. Ein Teil der Vereinigung läuft schon seit vielen Monaten.

Das Gebäude steht auf einem weiten Festivalgelände. Ein Investor soll Interesse haben, hier etwas anderes zu verwirklichen. Die Kita, kürzlich erst saniert, wird aber ihren Platz behalten. © Tobias Weckenbrock
Ronge meint eine neue Einrichtung: eine neue Küche zum Beispiel, in der die Kinder und Jugendlichen sich vielleicht noch besser entfalten können. Es geht weg von der grünen Wiese, mitten rein ins Leben - dahin, wo die Kinder und Jugendlichen wohnen, die eine Anlaufstelle wie diese brauchen: auf der Langen Straße, im Herzen von Habinghorst.
„Es war stets ein transparenter Prozess“
„Für mich ist das kein Problem“, sagt Ronge. „Ich konnte mich auch schon seit langer Zeit darauf einstellen, es war stets ein transparenter Prozess, und zusammen mit Pfarrer Teschner habe ich Lust, dieses Projekt anzugehen und als Chance zu begreifen.“
Man wolle auf jeden Fall versuchen, in Habinghorst präsent zu bleiben - das sei eine gute Nachricht für „unseren Ortsteil in der neuen Gemeindestruktur“, so Ronge wörtlich. „Wichtig ist, dass ein ortsnahes Angebot für die Menschen vor Ort erhalten bleibt.“

Die Petrikirche in Habinghorst wird aufgegeben. © Tobias Weckenbrock
Natürlich verliere man etwas, zum Beispiel den Wald, die Naturbühne, das Festivalgelände: „In dieser Größe und in diesem Format werden wir das an der Langen Straße nicht wieder haben“, so Ronge. „Aber auch das neue Lokal, das wir wahrscheinlich beziehen werden, gibt uns viele Möglichkeiten. Es ist nicht bloß ein Geschäftslokal, sondern hat im hinteren Bereich auch Möglichkeiten für Lager, Versammlungen und Gottesdienste.“
Frank Ronge ist Musiker: Man kennt ihn mit der Gitarre unterm Arm, dann sieht er aus wie einer diese Liedermacher für Kinder. „Unser neues Zuhause hätte sogar einen kleinen Hof, auf dem möglicherweise auch ein kleines Festival stattfinden könnte“, sagt er. „Nicht in der 500er-Dimension wie hier auf der Waldbühne, etwas kleiner schon, aber trotzdem werden die Möglichkeiten auch dort gut sein.“
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
