Frank Goosen bei der „Sommerfest“-Premiere in Castrop-Rauxel Interview beim Landestheater-Besuch

Frank Goosen im Interview: Premiere von „Sommerfest“
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Autor und Kabarettist Frank Goosen ließ es sich nicht nehmen, bei der Premiere der Bühnenversion seines Erfolgsromans Sommerfest am Westfälischen Landestheater dabei zu sein. Im Anschluss an die umjubelte Vorstellung hat das WLT Goosen zum Interview eingeladen und mit ihm über das Theaterstück, seine Figuren und den Begriff Heimat gesprochen.

Wie hat dir die Bühnenversion deiner Geschichte gefallen? Und was hat dir besonders gut gefallen?

Jetzt so direkt danach bin ich noch total bewegt. Mir hat es super gefallen. Das muss ich schon einmal zusammenfassend sagen. Es ist von einem sehr großen Respekt getragen für das, was ich geschrieben habe, das berührt mich sehr. Das finde ich super. Es ist ja auch schon das zweite Mal, dass das WLT ein Stück nach einem Roman von mir macht. Daher bin ich sowieso schon mit einer sehr positiven Grundstimmung hier angekommen. Aber es hat dann doch noch meine Erwartungen übertroffen.

Mir hat sehr gut gefallen, dass es etwas leicht brechtsches Volkstheater-mäßiges gehabt hat, weil die Erzählpassagen aus dem Roman auf die Bühne gebracht wurden. Und dass es dann auch immer wieder sehr stille und ruhige Passagen gab, wo die zwischenmenschlichen Momente wirklich sehr anrührend herübergekommen sind. Da habe ich gedacht, „ach guck mal, ich würde den gerne den mal kennenlernen, der den Roman geschrieben hat.“

Franks Goosen "Sommerfest" wurde im Westfälischen Landestheater aufgeführt.
Franks Goosen "Sommerfest" wurde im Westfälischen Landestheater aufgeführt. © Volker Beushausen

Wie ist es für dich, deine Werke auf der Bühne zu sehen?

Es ist immer, auch wenn es sich wie ein Klischee anhört, etwas Besonderes, wenn die eigenen Figuren entweder auf der Bühne zu sehen sind oder ich habe ja auch, dankenswerterweise die Möglichkeit gehabt, die in manchen Filmen zu sehen. Da bin ich immer tierisch nervös und merke dann, was für ein Verhältnis ich überhaupt zu diesen Figuren habe. Durch die Dramatisierung ist mir manche Figur noch klarer geworden als durch das, was ich geschrieben habe.

Bei den Frauenfiguren ist es manchmal so, dass sie mich an Frauen in meinem Leben erinnern und deshalb muss ich aufpassen, dass ich mich nicht in die Figuren verknalle – in die Figuren wohlgemerkt und nicht in die Schauspielerinnen. Und das ist dann nochmal ein bisschen deutlicher, wenn die dann in Fleisch und Blut dastehen. Das sind dann manchmal sehr eindrucksvolle Trips in mein eigenes Inneres, zurück zu den Ursprüngen dieser Figuren, die nicht eins zu eins das sind, was sie auf der Bühne sind. Aber nur ich weiß, worauf manche Sachen anspielen. Und das kann einen manchmal schon ein bisschen emotional erwischen.

Heimat ist das große Thema bei „Sommerfest“. Was bedeutet Heimat für dich?

Es gibt eine Szene in dem Film „Blue in the Face“, wo Lou Reed erklärt, warum er in New York lebt und nirgendwo anders leben will. Und er bringt es letztendlich auf den Punkt – er kennt sich aus. Er kennt sich nicht aus in Paris, er kennt sich auch nicht aus in San Diego. Und genauso geht’s mir auch. Ich kenne mich einfach gerne aus. Ich bin hier auch nie weggekommen. Ich sage immer, das verrät mehr über mich als über die Gegend. Ich war in den Jahren, wo es möglich gewesen wäre, vielleicht nicht risikofreudig genug und heute lohnt es sich nicht mehr – für die paar Jahre noch …

Und Heimat ist für mich ein Gefühl der Verbundenheit. Meine Heimat ist auch eben ganz klar der Ort, das Ruhrgebiet – Bochum vor allem – aber auch das ganze Ruhrgebiet. Das heißt, ich habe eigentlich einen recht klassischen Heimat-Begriff. Und das Interessante ist ja auch, dass es uns in den letzten, sagen wir mal 30 Jahren gelungen ist, diesen etwas belasteten Begriff komplett neu zu füllen. Als ich jung war und mein Herz schlug politisch schon immer eher links, da war Heimat so ein Wort, das man nicht in den Mund genommen hat, ähnlich wie Deutschland oder so. Und wir waren doch in der Lage, das ganz anders aufzuladen und den falschen Leuten, diesen Begriff ein bisschen wegzunehmen. Da müssen wir heute wieder ein bisschen drum kämpfen, aber Heimat ist für mich immer was Einschließendes und nicht was Ausgrenzendes. Das war mir immer wichtig. Und insofern habe ich einen klassischen Heimat-Begriff, aber gleichzeitig auch einen Offenen und den möchte ich auch weiterhin so verteidigen.

„Sehr berührt und begeistert“

Als Reaktion auf die Bühnenadaption von „Sommerfest“ zeigt sich Frank Goosen sehr ergriffen. „Ich möchte auf jeden Fall noch dem ganzen Ensemble sehr herzlich zu dieser wunderbaren Inszenierung gratulieren, auch der Regie, dem Bühnenbildner, den Beleuchtern. Da passte alles zusammen. Und es ist wirklich eine super Sache. Ich würde mich ein bisschen aus der Affäre ziehen und irgendwelches Zeug labern, wenn ich es nicht so meinen würde. Aber ich meine es wirklich so. Ich war sehr berührt und begeistert.“

Nach einer ausverkauften Premiere gibt es jetzt eine weitere Vorstellung in Castrop-Rauxel. Als Datum wird Dienstag, 21. Mai, angegeben. Das Stück findet um 20 Uhr im WLT-Studio statt. Tickets sind ab sofort an der Theaterkasse des WLT, bei Maximilian Bock unter 02305 978020 oder unter tickets@westfaelisches-landestheater.de erhältlich.