Foto aus Castrop-Rauxel auf Spiegel-Bestseller-Cover Helmut Orwat drückte den Auslöser

Orwat-Foto auf Bestseller-Cover: Rund 60 Jahre nach der Aufnahme
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In den 60er-Jahren war der Fotojournalist Helmut Orwat im Auftrag des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe unterwegs. 1965 lautete sein Auftrag, die Rübenernte in Castrop-Rauxel fotografisch festzuhalten. So entstanden viele Bilder, darunter eines von drei Jungs, die Rüben auf einen Anhänger werfen. Ihre Hände haben sie hoch in die Luft geworfen, auf den Gesichtern fröhliche Mienen. Die Namen der abgebildeten Jungs kennt Orwat nicht, aber die Aufnahme ist gelungen.

Rund 60 Jahre dauerte es, bis sich der Autor Prof. Dr. Ewald Frie bei Orwat meldete. Die beiden Männer kennen sich von früher: „Frie war einmal Volontär beim Landschaftsverband“, erinnert sich Orwat. Frie, der in Nottuln geboren wurde, hatte sein Buch „Ein Hof und elf Geschwister“ weitgehend fertiggestellt und war noch auf der Suche nach einem Bild für den Buchtitel. Daher wandte er sich an den Fotojournalisten im Ruhestand, der jahrzehntelang Fotos in der Region aufnahm. Er fotografierte praktisch das halbe Ruhrgebiet, war für verschiedene Medien tätig und fertigte Aufnahmen für Filmproduktionen wie den „Tatort“.

Mit „Ein Hof und elf Geschwister“ gelang Prof. Dr. Ewald Frie (m.) ein Bestseller. Das Bild auf dem Titel stammt von Helmut Orwat (r.), der vom Kreisvorstand der Landfrauen Coesfeld und Sabine Nolte zu einer Lesung in Dülmen eingeladen wurde.
Mit „Ein Hof und elf Geschwister“ gelang Prof. Dr. Ewald Frie (m.) ein Bestseller. Das Bild auf dem Titel stammt von Helmut Orwat (r.), der vom Kreisvorstand der Landfrauen Coesfeld und Sabine Nolte zu einer Lesung in Dülmen eingeladen wurde. © Landfrauen Coesfeld

Nummer 1 der Bestseller-Liste

Bei einer Lesung in Dülmen, ausgerichtet von den Landfrauen Coesfeld, trafen kürzlich Fotograf und Autor aufeinander. Außer ein paar Exemplaren des Bestsellers hat Orwat keine Bezahlung genommen – er freut sich einfach über das Interesse an seinen Fotos, das unverändert groß ist. So werden Auswahlen seiner Bilder noch immer von Kulturstätten, insbesondere in Nordrhein-Westfalen, angefragt.

Der Historiker Frie hat mit seinem Buch über das Verschwinden der bäuerlichen Welt einen bemerkenswerten Erfolg erzielt. Sein Werk erreichte Platz eins der Spiegel-Bestseller-Liste, wurde mit dem Deutschen Sachbuchpreis 2023 ausgezeichnet und zog Aufmerksamkeit bis hin zur „Tagesschau“ auf sich. In seiner Analyse untersucht Frie, wie sich die bäuerliche Lebenswelt verändert hat und welche Faktoren zu ihrem Rückgang beitrugen. Dazu nutzt er Erzählungen aus seiner eigenen Familie und schildert vielsagende Szenen und Beispiele. Mit dem Erfolg des Buchs schaffte es zugleich auch das Foto von einem Feld in Castrop-Rauxel in die Bücherregale zahlreicher Leser im ganzen Land.

„So große Veröffentlichungen sind immer toll“, sagt Orwat. Einige Male in seiner Karriere seien ihm schöne Erfolge gelungen, zum Beispiel mit einem Foto von der Trauerfeier für Konrad Adenauer. „Du musst immer nah rangehen und möglichst zusehen, dass du das exklusiv hast“, sagt der Fotojournalist im Ruhestand. Diesen Rat habe er einmal, früh in seiner Karriere von einem Kollegen bekommen und immer beherzigt.