Ilka Degenhardt ist neue Chefin an Förderschule in Castrop-Rauxel „Zurück im alten Kiez“

Ilka Degenhardt ist neue Chefin an der MLKS: „Zurück im alten Kiez“
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Die Frage, die Ilka Degenhardt von den Schülerinnen und Schülern an der Martin-Luther-King-Schule (MLKS) immer noch am häufigsten gestellt bekommt, lautet: „Wer sind Sie?“ Doch meistens muss sie die Antwort darauf gar nicht mehr selber geben. „Diejenigen, die fragen, werden dann meist souffliert von anderen: Das ist doch unsere neue Chefin, sagen sie dann“, erzählt die 52-Jährige und lacht.

Seit Januar leitet die Waltroperin die Förderschule und verwaltet die drei Standorte – an der Bahnhof- und Uferstraße in Castrop-Rauxel sowie an der Stimbergstraße in Oer-Erkenschwick. „Das bedeutet, dass ich enorm viel Organisatorisches stemmen und enorm viel Kommunikation betreiben muss“, sagt sie. „Noch bin ich wirklich nur dabei, alles und jeden kennenzulernen und mache nur Verwaltung.“

Schülerkontakt fehlt ihr

Das sei auch wichtig, betont Degenhardt. „Schließlich muss ich die drei Standorte diplomatisch zusammenbringen und dabei trotzdem die Einzigartigkeit eines jeden Standorts beibehalten“, sagt sie. Die Lehrerin gibt aber auch zu: „Der Schülerkontakt fehlt mir total. Ich unterrichte aktuell nicht, hoffe aber, dass sich das wieder ändert.“

Denn der Spaß an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sei natürlich das gewesen, was sie einst auch zum Mathe- und Sportstudium an der Uni Dortmund bewegte. „Und meine Steckenpferde waren schon immer die Förderschwerpunkte ‚Lernen‘ sowie ‚Emotionale und soziale Entwicklung‘“, erzählt Ilka Degenhardt.

„Ich mag es, mich um die Kinder in der Gesellschaft zu kümmern, die gerne mal aussortiert oder vergessen werden“, sagt sie. „Und ich mag erlebnispädagogische Ansätze. Alles, was draußen ist, mache ich gerne mit den Schülerinnen und Schülern, das finde ich richtig und wichtig. Und da bin ich an der MLKS an einer sehr aktiven Schule gelandet, wo wir zum Beispiel oft in den Wald gehen oder aber auch am Standort Stimbergstraße in die Kletterhalle. Das finde ich toll.“

„Ein bisschen ‚Back to the Roots‘“

Der Schritt an die MLKS sei also folgerichtig gewesen. Auch, weil er „ein bisschen ‚Back to the Roots‘“ – zurück zu den Wurzeln also – gewesen sei, wie Degenhardt es ausdrückt. „Ich bin sozusagen zurück in meinem alten Kiez“, sagt sie und erklärt das damit, dass ihr das Netzwerk an der MLKS dank ihrer Arbeit in Waltrop „einfach noch sehr bekannt ist“. Auch den Standort habe sie zuvor natürlich gekannt.

Und als die Schulleitungsstelle dann ausgeschrieben war, „war mir relativ schnell klar: Das kann ich mir vorstellen.“ Geplant aber war es so eigentlich nicht. „Ursprünglich war meine Idee mal, in Dortmund zu bleiben und irgendwann vielleicht die Leitung der Schule in Aplerbeck zu übernehmen“, erzählt Degenhardt. „Doch dann kam es anders. Und ich bin glücklich, dass es so gekommen ist.“

Ilka Degenhardt sitzt am Schreibtisch in ihrem Büro am Standort Bahnhofstraße.
Ilka Degenhardt sitzt am Schreibtisch in ihrem Büro am Standort Bahnhofstraße. Immerhin eine Pflanze habe sie hier schon aufgestellt, sagt sie und lacht. Das Zimmer solle mit der Zeit aber noch etwas persönlicher werden. © Anna Katharina Wrobel

Degenhardts erste Monate an der MLKS seien geprägt gewesen von einer „großartigen Willkommenskultur an allen drei Standorten. Ich bin wirklich überall sehr offen aufgenommen worden – auch von den Schülerinnen und Schülern und ihren Eltern.“ Die Tage seien „spannend, sehr bereichernd, aber natürlich auch anstrengend“ gewesen, sagt die Schulleiterin. „Wenn ich nachmittags nach Hause gekommen bin, habe ich mich dann häufig gefragt: Was ist heute überhaupt alles los gewesen? Aber das ist ja auch das Schöne an meinem Beruf: Jeder Tag ist anders und nicht so richtig planbar.“

„Viel Kommunikation auf allen Wegen“

Aber jeder Tag sei eben auch voll mit „viel Kommunikation auf allen Wegen. Und das mache ich gerne, aber es kostet natürlich auch viel Energie“, sagt Ilka Degenhardt. Deswegen habe sie nach Schulschluss dann gerne auch mal Ruhe. „Dann greife ich zum Buch.“ Außerdem ist die Schulleiterin gerne draußen und aktiv an der frischen Luft: unter anderem läuft, wandert, klettert oder segelt sie gerne; hat kürzlich einen Sportbootführerschein gemacht, um gemeinsam mit ihrem Mann noch mehr Zeit auf dem Segelboot in den Niederlanden zu verbringen. „In den Sommerferien geht es aufs IJsselmeer“, verrät sie.

Doch bis dahin seien es noch ein paar Wochen und da dieses Schuljahr sowieso relativ kurz sei „dribbelt es sich jetzt zum Ende schon ziemlich, weil noch vieles organisiert werden muss. Unter anderem haben wir noch sieben offene Stellen zu besetzen.“ Degenhardt ist deshalb froh, auf bereits bestehende und, wie sie findet, starke Strukturen an den einzelnen Standorten vertrauen zu können – und natürlich auf die Personen dahinter.

„Ohne sie alle wäre das mit der Schulleitung an den drei Standorten nicht zu stemmen“, sagt sie. Und ergänzt: „Ein Kontrollfreak darf ich hier definitiv nicht sein, sondern ich muss vertrauen können. Anders ist das nicht leistbar.“ Die Schulleiterin sieht sich als „eine Stütze“ für ihr Team. Und sie verstehe ihre neue Aufgabe so, dass ihre Kolleginnen und Kollegen „immer um meine Loyalität wissen und sicher sein können, dass ich ihnen den Rücken stärke“.

  • Ilka Degenhardt ist 52 Jahre alt, zum zweiten Mal verheiratet und hat zwei erwachsene Stieftöchter sowie ein sechs Monate altes Enkelkind.
  • Sie kommt aus Waltrop und lebt auch dort. Nach dem Studium von Mathematik und Sport an der Uni Dortmund macht Degenhardt ihr Referendariat an der Paul-Dohrmann-Schule in Waltrop. Sie arbeitete dort insgesamt zwölf Jahre. In den vergangenen elf Jahren war sie stellvertretende Schulleiterin an der Adolf-Schulte-Schule in Dortmund-Aplerbeck.
  • Die Martin-Luther-King-Schule (MLKS) ist eine Förderschule mit den Förderschwerpunkten Lernen, Sprache und Emotional-soziale Entwicklung. Sie hat drei Standorte: An der Bahnhofstraße 266 und an der Uferstraße 36 in Castrop-Rauxel sowie an der Stimbergstraße 169 A in Oer-Erkenschwick.
  • An der MLKS arbeiten aktuell 48 Lehrkräfte, sechs Lehramtsanwärterinnen oder -anwärter, eine Schulsozialarbeiterin und ein Schulsozialarbeiter sowie eine MPT-Kraft („Multiprofessionelles Team“). Sieben Stellen sind aktuell unbesetzt. 387 Schülerinnen und Schüler der Klassen 1 bis 10 besuchen die Förderschule derzeit. „Zum nächsten Schuljahr werden wir die 400er-Marke allerdings sicher knacken“, sagt Schulleiterin Ilka Degenhardt.

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