Nicht erfreulich, sagt Dr. Ansgar Scheipers, seien die Herausforderungen durch die Flüchtlings-Situation in NRW. Er ist Regierungsvizepräsident in Münster und sprach am Montagmorgen (12.12.) bei einer Tagung, dem sogenannten Regionalrat in Münster, unter anderem über die Notunterkunft in Castrop-Rauxel.
„Wir haben höhere Zuläufe als auf dem Scheitelpunkt des Syrien-Krieges 2015/16“, fasst er die Lage zusammen. „Die Kommunen pfeifen aus dem letzten Loch. Und die fünf Bezirksregierungen sind aufgefordert, die Zahl der Plätze von 22.000 auf 50.000 bis zum Ende des Winters hochzufahren, um die Kommunen zu entlasten.“
Dabei gebe es keine leerstehenden Militärkasernen oder Reha-Kliniken wie andernorts, die man reaktivieren könnte. Und damit sei das eine große Herausforderung. Eine große Notunterkunft in Rheine, die zum Jahresende geschlossen werden sollte, wird weiter bis Ende Mai weiter betrieben. Eine Unterkunft in Schöppingen, die längst geschlossen werden sollte, werde bis Mitte 2023 verlängert und verdichtet.
Und: „Noch in dieser Woche werden wir einen Leichtbauhallenkomplex in Castrop-Rauxel mit 1000 Plätzen in Betrieb nehmen, vornehmlich errichtet für Vertriebene aus der Ukraine, aber zunehmend auch aus anderen Ländern“, so Ansgar Scheipers im Regionalrat.
Die gezielten Zerstörungen der kritischen Infrastruktur zur Stromversorgung durch russisches Militär führten in der Ukraine momentan eher zu Binnenwanderungen und einigen Verlagerungen nach Moldawien, „aber im fortschreitenden Winter könnte sich die Lage verschärfen“, befürchte er.
Neue 1000 Plätze in Bielefeld, neue 1000 Plätze in Castrop-Rauxel, jeweils in Leichtbauhallen; das sei gerade „im Winter auch nicht toll, aber wir haben keine Immobilien zur Verfügung, darum ist es besser als nichts“, so Scheipers.
Dabei sei der Standard gesenkt: Zentrale Unterbringungseinrichtungen seien baulich solider als der „leichtere Standard“, ergänzte Abteilungsdirektor Bernd König von der Bezirksregierung. Das sei „im Winter blöde“, aber besser, als ständen die Geflüchteten bei uns auf der Straße.
Der Zulauf durch Asylsuchende aus aller Welt sei gerade stärker sei als bei den Menschen aus der Ukraine. „Wir erkennen dabei auch eine Tendenz, die Ukrainer lieber unterbringen zu wollen als die anderen Geflüchteten“, sagte er. Und dann wörtlich: „Aber wir werden mit einem Picking von Kategorien der Menschen nicht reüssieren, das ist eine scheußliche Denke.“ Man müsse „alle unterbringen, die zu uns kommen“.
In den Leichtbauhallen in Habinghorst nahe der B235 können bis zu 1020 Menschen in Hallen mit 120 und 180 Betten untergebracht werden. Die Hälfte soll zunächst nur als Reserve vorgehalten werden.
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