Bei einer Sache ist man sich relativ sicher: Warum in der Nacht zu Freitag gegen 4.20 Uhr das Feuer im alten Pavillon der Fridtjof-Nansen-Realschule in Castrop-Rauxel wieder ausbrach, steht für die Brandermittler fest. „Wir beziehungsweise unsere Brandermittler gehen davon aus, dass sich Glutnester entfacht haben, es sich also um keinen neuen Brand handelte.“ Das sagte Annette Achenbach, Sprecherin der Kreispolizeibehörde Recklinghausen, am Freitag auf Anfrage unserer Redaktion. Spannender allerdings ist die Frage nach der Brandursache am Vorabend.
Auch da ist die Sache für die Polizei wohl relativ klar. „Wir müssen von Brandstiftung ausgehen“, so Achenbach im Gespräch mit unserer Redaktion. Dabei waren die Ermittler allerdings nicht in der Lage, ganz tief in den Pavillon hereinzugehen. Er oder zumindest Teile von ihm sind ziemlich sicher einsturzgefährdet.
Klar ist vor allem eines: „Ein technischer Defekt kann ausgeschlossen werden.“ Das sagte Annette Achenbach so deutlich. Denn: Der Pavillon steht seit 2019 leer und war vom Eigentümer, der Stadt Castrop-Rauxel, seit Jahren von der Stromversorgung abgeschnitten. Bis 2019 dienten die Räume noch als Lager für eine heimatkundliche Sammlung. Doch die zog 2019 in die Turnhalle des Berufsbildungszentrums in Dingen um und ist dort seit einiger Zeit als eine Art Heimatmuseum für Besucher zu bestaunen.
Also Brandstiftung. Motive sind vollkommen unklar. „Es ist nicht herauszufinden, ob unter Vorsatz oder grob fahrlässig“, schränkte Annette Achenbach ein und erklärte: „Möglicherweise hat jemand mit Feuer hantiert, wollte aber gar nicht einen großen Einsatz heraufbeschwören.“

Unklar bleibt, wer das gewesen sein könnte. Ob es jemand war, der hier in dem Pavillon im Sinne des Besuchs eines „Lost Place“ streunern wollte? Oder hausten hier gar Wohnungslose? Dafür gibt es keine konkreten Hinweise. Die Stadtverwaltung wollte uns gegenüber auf diese Frage keine Antwort geben.
Und auch die Recherche zu einem Brand vom 31.7., also praktisch erst vor wenigen Wochen an selber Stelle, führt aktuell nicht weiter. Diesen Fall, so Polizeisprecherin Corinna Kutschke, habe man in dieser Woche an die Staatsanwaltschaft weitergereicht. Die Akte sei auf dem Weg, bestätigte ein Dortmunder Staatsanwalt unserer Redaktion. Weitere Informationen seien für unsere Redaktion erst in der kommenden Woche zu bekommen.
Klar ist: Es wurde niemand verletzt. Und ein Sachschaden ist auch nicht entstanden, da das Gebäude ohnehin abrissreif war und seit Jahren nicht genutzt wurde. „Da wir von Brandstiftung ausgehen“, so Polizeisprecherin Annette Achenbach, „würde es uns helfen, wenn Zeugen sich melden, die verdächtige Personen beobachtet haben“: Das geht unter Tel. 0800 2361111.
Viele Fotos, ein Video und weitere Hintergründe zum Brand auf rn.de/castrop
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