Können sich Familien Wohneigentum in Castrop-Rauxel leisten? Studie hat drastische Ergebnisse

Studie zeigt: Familien können sich Wohneigentum noch leisten
Lesezeit

Rund die Hälfte der Deutschen sind Besitzer eines Eigenheims. In NRW sind es etwas weniger. Und diese Zahlen, beide im europäischen Vergleich niedrig, werden nicht so schnell steigen. Das hat eine aktuelle Studie des Institutes der deutschen Wirtschaft (Köln) ergeben. Die Ergebnisse – es gibt sie für alle Kommunen – sind drastisch.

Die Situation hat sich in den letzten zwei Jahren durch gestiegene Zinsen, gestiegene Baukosten und damit höhere Kosten für den Haus- oder Wohnungskäufer dramatisch verschlechtert, so die Studie. 2018 war es in 90 Prozent aller Gemeinden in Nordrhein-Westfalen möglich, Wohneigentum zu erwerben. 2021 vor der Zinswende waren es noch 80 Prozent.

Aktuell ist Wohneigentum inzwischen in weniger der Hälfte aller Kommunen in NRW erschwinglich. Für Dirk Salewski, BFW-Bundesvorsitzender, ist dies vor allem „mit Blick auf die Vermögensbildung der Bevölkerung und einen Ruhestand in den eigenen vier Wänden eine echte Katastrophe“.

Castrop-Rauxel: erschwinglich

Die gute Nachricht: In Castrop-Rauxel bleibt der Erwerb erschwinglich, so die Studie, die im Auftrag des Landesverbands der Freien Immobilien- und Wohnungsunternehmer entstand. Pekka Sagner, Immobilienökonom am Institut der Deutschen Wirtschaft, untersuchte bundesweit und konkret für die Kommunen und Landkreise in NRW den Einfluss gestiegener Zinsen auf die Erschwinglichkeit von selbstgenutzten Wohnimmobilien. Dabei ging er von Familien mit zwei Kindern mit durchschnittlichem Haushaltseinkommen und einer Eigenkapitalquote von 20 Prozent aus.

Neben lokalen Immobilienpreisen, Zinsen und Tilgung wurden auch der Einkommensdurchschnitt der einzelnen Städte erfasst. Maximal 30 Prozent des Haushaltsaufkommens sollten für eine Immobilie eingerechnet werden. Das gilt dann als noch erschwinglich.

Die ersten Häuser im Beerenbruchviertel sind bezugsfertig. Hier wächst eines der größten Baugebiete, die Castrop-Rauxel je hatte.
Die ersten Häuser im Beerenbruchviertel sind bezugsfertig. Hier wächst eines der größten Baugebiete, die Castrop-Rauxel je hatte. © Ronny von Wangenheim

Forderungen an die Politik

In Castrop-Rauxel kann man sich nach diesem Rechenmodell weiterhin auch mit dem so zugrunde gelegten mittleren Einkommen eine etwa 130 Quadratmeter große Immobilie in einem mittleren Preisniveau leisten. 27 Prozent des Einkommens müssen die Bewohner der Europastadt für diese Immobilie ausgeben.

Die Entwicklung zog natürlich auch nicht an Castrop-Rauxel vorbei. Noch 2018 hätte dieselbe Familie mit ihrem damaligen Einkommen nur 16 Prozent der Einkünfte für Wohneigentum ausgeben müssen.

Der Interessensverband will mit der Studie seine Forderungen an die Politik untermauern, wohnungspolitisch gegenzusteuern. „Nachrangdarlehen bis zu einer Kreditsumme von 150.000 Euro und einem Zins von zwei Prozent sowie eine Reduktion der Grunderwerbsteuer von 6,5 auf 0,5 Prozent würden die Situation deutlich entspannen“, erklärte Pekka Sagner. „Beide Maßnahmen zusammen könnten die Finanzierbarkeit von Wohneigentum wieder deutlich erleichtern.“

Ruhrgebiet mit günstigem Wohnraum

Die Kombination der genannten Maßnahmen würde nach Ansicht der Forscher dafür sorgen, dass in zwei Dritteln der Gemeinden in NRW wieder der Erwerb von Wohneigentum für Familien überhaupt möglich wäre.

Insgesamt sei der Wohnraum in den westfälischen Städten aber im Vergleich zu anderen NRW-Regionen günstig. So ist neben Castrop-Rauxel beispielsweise in Recklinghausen, Unna, Schwerte oder Bochum ohne die genannten Maßnahmen Wohnraum erschwinglich, meint Dirk Salewski. In Dortmund würden die Maßnahmen Wohnraum erschwinglich machen. In Haltern dagegen wie auch in großen Städten wie Köln oder Düsseldorf würde auch das nicht helfen. Hier sei der Immobilienkauf nur noch für Menschen mit überdurchschnittlichem Einkommen oder hohem Eigenkapital möglich. Die komplette Studie ist auf der Website bfw-nrw.de verfügbar.