Katastrophen-Ergebnis für Castrop-Rauxel Fahrradfahrer geben der Stadt ein mieses Zeugnis

Katastrophen-Ergebnis: Fahrradfahrer geben der Castrop-Rauxel mieses Zeugnis
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Die Fahrradfahrer urteilen selbst, und das Urteil ist vernichtend: Der ADFC hat für 2022 wieder den Fahrradklimatest erhoben. Der ist nicht repräsentativ. Aber er fällt für Castrop-Rauxel so mies aus wie noch nie. Nach Gesamtnoten von 3,8 (2016), 4,1 (2018) und 4,3 (2020) fällt die Europastadt 2022 sogar auf eine 4,4 zurück. In der Größe von 50.000 bis 100.000 Einwohnern sind in Deutschland nur ganz wenige Städte noch schlechter bewertet worden.

Rang 100 von 113 Kommunen: Das ist das Ergebnis. Wäre man damit in einer Liga unterwegs, würde das den sicheren Abstieg, maximal den Relegationsplatz bedeuten. Mit der klaren Tendenz: fallend. Lag Castrop-Rauxel 2016 noch knapp über dem Mittelwert aller Kommunen in der Größenordnung, ist die Europastadt heute weit unterdurchschnittlich.

164 Menschen gaben nach einem Aufruf des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs, der auch einen Ortsverein in Castrop-Rauxel hat, ihr Urteil für die Europastadt ab. Dabei traten wenige Stärken, aber viele, viele Schwächen zutage.

Beim Thema Fahrraddiebstahl (Note 3,7) fällt die Bilanz deutlich besser aus als bei anderen Kommunen vergleichbarer Größe (4,1). Marginal besser (+0,1) ist Castrop-Rauxel beim Thema Konflikte mit Fußgängern (3,8) und Fahrradmitnahme im öffentlichen Verkehr (4,6). Ansonsten fällt die Bewertung in allen 27 Kategorien schlechter aus als in den anderen Städten.

Besonders miese Noten

Besonders mies mit Noten schlechter als 5,0: öffentliche Fahrräder / Fahrradverleih (5,2), Ampelschaltungen für Radfahrer (5,1), Breite der (Rad-)Wege (5,1) und Führung an Baustellen (5,1) sowie Falschparkerkontrolle auf Radwegen (5,0). Das meiste davon ist in Castrop-Rauxel praktisch gar nicht existent oder auch objektiv betrachtet vergleichsweise mies. Beim Thema Wegweiser für Radfahrer (3,9) ist man deutlich schlechter als der Durchschnitt (-0,6), bei Abstellanlagen (-0,7) und Verleih (-1,0) noch desaströser unterwegs.

Die sichere Abstellanlage hinter dem Hauptbahnhof wurde allerdings auch erst im Herbst eröffnet. Sie ist neben der Radstation in Castrop aber auch die einzige ihrer Art im ganzen Stadtgebiet. Im vergangenen und diesem Jahr wurden zudem erst verschiedentlich Abstellbügel an vielen Stellen in Castrop-Rauxel aufgebaut.

Als Radfahrer werde man nicht oder nur wenig ernst genommen, urteilen die Teilnehmer überwiegend. Es werde wenig fürs Radfahren geworben und ausgesprochen wenig für Radfahrer getan. Radwege werden wenig gereinigt, Ampelschaltungen nicht auf Radfahrer abgestimmt.

Maßnahmen der Stadtverwaltung sollen dagegen wirken. Der EUV hat seit diesem Winter die Radwege in den Winterdienst integriert. Im Nahmobilitätskonzept gibt es an Dutzenden Punkten Verbesserungsvorschläge für den Radverkehr. Diese Punkte müssen aber nach und nach abgearbeitet werden. Da, wo über Fahrradstraßen (Lange Straße / Dorlohstraße) und eine höhere Radfahrer-Priorität (Altstadtring, Habinghorster Straße von Lange Straße bis Römerstraße) nachgedacht wird, ist zwar zum Teil viel geredet worden, aber immer noch nichts passiert.

Was Radfahrern wichtig ist

Radfahrer wünschen sich vor allem eine höhere Akzeptanz von anderen Verkehrsteilnehmern und Konfliktfreiheit mit dem Autoverkehr, Sicherheit und Hindernisfreiheit auf den Wegen, breite Wege und gute Oberflächen, Winterdienst, eine Überwachung von Falschparkern und eine zügige Erreichbarkeit ihrer Ziele. Dieses Ziel in Castrop-Rauxel zu erreichen, wirkt anhand dieser Bewertung so fern wie noch nie zuvor seit Erhebung der Daten.

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