40 Jahre im Einsatz für das EvK Castrop-Rauxel Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter geht in den Ruhestand

EvK-Geschäftsführer Heinz-Werner Bitter geht in den Ruhestand
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Aktuell ist der Terminkalender von Heinz-Werner Bitter wohl noch ein bisschen voller als sonst. Schließlich hat der Geschäftsführer der Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne/Castrop-Rauxel gGmbH und Konzernvorstand der Ev. Verbund Ruhr gGmbH (EVR) noch so einiges zu erledigen, ehe er Ende Juni in den Ruhestand geht.

30 Jahre lang hatte der 66-Jährige, der waschechter Wittener ist, mittlerweile aber in Wetter wohnt, diesen Posten inne. Seine Berufslaufbahn in der Krankenhausgemeinschaft begann sogar noch zehn Jahre früher. Oder aber, rechnet man den Zivildienst mit, den er im EvK Witten machte, bereits 1981. Bitter selbst findet noch eine andere Möglichkeit, diese Zeitspanne zu beschreiben: „13 Bundesgesundheitsminister habe ich in meiner Berufslaufbahn erlebt.“

Viele Abschiede stehen noch an

Und da Bitter, wie er selbst sagt, „in den 40 Jahren alles in Gemeinschaft kennengelernt hat“, heißt das eben auch, dass er nun viele Hände schütteln, viele Dankes- und Abschiedsbesuche tätigen wird. „Ich freue mich darauf“, sagt er. „Aber ich freue mich auch auf die Zeit danach.“

Auf letzteres aber will der Diplom-Ökonom den Fokus zu Beginn des Gesprächs noch gar nicht legen. Lieber lässt er die vergangenen vier Jahrzehnte nochmal kurz Revue passieren: Bitter erzählt von seinen Anfängen, als das Gesundheitsunternehmen noch Krankenhausgemeinschaft des Kirchenkreises Herne hieß und sich in Trägerschaft des Kirchenkreises befand. Davon, wie er 2011, dann schon als Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne/Castrop-Rauxel, den Zusammenschluss mit der Diakonie Ruhr Bochum zum Ev. Verbund Ruhr (EVR) gestaltete und so ein Bündnis aus Gesundheits- und Sozialwirtschaft schuf, das zum Ziel hatte und hat, Patientinnen und Patienten vom Tag der Aufnahme bis hin zur Regelung der Anschlussversorgung zu unterstützen. „In der Zeit einer immer älter werdenden Gesellschaft habe ich uns da in der Verantwortung gesehen“, sagt er.

Fusion soll zum Jahreswechsel erfolgen

So sei das Unternehmen immer weiter gewachsen. Es zählt mittlerweile 3345 Beschäftigte und hat einen Jahresumsatz von 384 Millionen Euro. Bald schon sollen es nochmal deutlich mehr werden: Eine Fusion mit dem Diakoniewerk Gelsenkirchen und Wattenscheid e.V. sowie der Ev. Stiftung Augusta ist bekanntlich geplant. Denn, so erklärt Bitter: „Je größer das Krankenhaus, desto besser.“ Und er verrät: „Ich bin zuversichtlich, dass das bis zum 1.1.2024 gelingt.“ Dann wären es rund 10.000 Beschäftigte und 750 Millionen Jahresumsatz, sagt er.

Der Diplom-Ökonom wird die Fusion damit allerdings nicht mehr bis zum Ende begleiten, sondern die letzten Schritte Matthias Adler, seinem Nachfolger, überlassen. Der startet am 1. Juli. Eine persönliche Einarbeitung gibt es also nicht. Aber, sagt Bitter: „Er bekommt natürlich meine Telefonnummer und darf mich gerne anrufen.“

Unser Archivfoto aus dem Sommer 2016 zeigt den damaligen Verwaltungschef Winfried Diekmann (l.) und Heinz-Werner Bitter vor einer Baustelle am EvK Castrop-Rauxel.
Unser Archivfoto aus dem Sommer 2016 zeigt den damaligen Verwaltungschef Winfried Diekmann (l.) und Heinz-Werner Bitter vor einer Baustelle am EvK Castrop-Rauxel. „Bauliche Veränderungen anstoßen und begleiten zu können, das hat mir immer besonders viel Freude bereitet“, sagt Bitter. © Fritsch (Archiv)

Zwei wichtige Themen

Als weitere Themen, die seinen Nachfolger sicherlich beschäftigen würden, sieht Heinz-Werner Bitter vor allem zwei: Fachkräfte gewinnen und Finanzierung sicherstellen. Der Arbeitsmarkt habe sich in den vergangenen 40 Jahren nun mal geändert – und ebenso hätten es die Bedürfnisse und Forderungen potenzieller Mitarbeitender. Die Leute der „Generation Z“ (dazu zählen grob Menschen, die zwischen 1997 und 2012 geboren sind) hätten eben andere Vorstellungen als seine Generation damals – von Teilzeit sei da oft die Rede. Oder aber von Work-Life-Balance. „Das waren auch Themen, die mich zuletzt sehr beschäftigt haben“, sagt Bitter. Deshalb bilde man mittlerweile auch viel aus – der gesamte Verbund hat aktuell rund 1200 Auszubildende. „Wir haben erkannt, dass wir die Leute so erreichen können“, erklärt der Diplom-Ökonom. Wenn sie gut „an die Hand genommen“ und begleitet würden, dann sei die Wahrscheinlichkeit, dass sie dem Unternehmen erhalten bleiben, deutlich höher.

Auch diejenigen, die der Arbeit wegen aus anderen Ländern herkämen, müssten unterstützt werden, sagt Bitter. Und zwar auch bei Dingen, die erstmal nichts mit dem Job zu tun hätten – bei Sprache, Wohnung, Integration.

Freude auf die Zeit danach

Was die Finanzierung betrifft, setzt der Diplom-Ökonom durchaus Hoffnung in die Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. „Wir erwarten durch die Krankenhausplanung, dass man uns wieder besser wahrnimmt“, sagt er. Schließlich kämpfe auch die Evangelische Krankenhausgemeinschaft mit steigenden Kosten, verzeichnete im vergangenen Jahr bekanntlich erstmals seit 30 Jahren Verluste.

Wie bewertet Bitter das, der Mann, der auf die Frage, was ihm am meisten Spaß in seinem Job gemacht habe, antwortet: „Erfolgreich zu sein“? „Ich bin nicht frustriert deswegen. Ich blicke gelassen und erfolgreich auf meine Arbeitszeit“, sagt er.

Und er freut sich nun auch auf die Zeit danach. Ob sein Terminkalender dann wieder leerer sein wird? Wohl nur bedingt. Denn natürlich habe er schon Pläne. „Erst einmal will ich natürlich sehen, dass die Gesundheit bleibt“, sagt Bitter. Angedacht seien außerdem schon Urlaube mit seiner Frau – an die Ostsee oder aber in die Niederlande soll es gehen, vielleicht folgt auch eine Fernreise. „Und ich möchte ehemalige Kontakte wieder aufleben lassen, jetzt wo bald mehr Zeit dazu ist.“ Überdies werde im nächsten Amtsjahr Präsident der Rotarier in Bochum. „Langweilig wird mir also sicherlich nicht.“

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